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„Leere, Alkohol und Drogen – Ein Problem nicht nur in Ballungsräumen“

Fulda. „Leere, Alkohol und Drogen – Ein Problem nicht nur in Ballungsräumen“, zu diesem Thema hatten interessierte Eltern der Gemeinden Großenlüder und Hosenfeld, sowie die Bürgermeister der beiden Gemeinden, Silvia Hillenbrand und Bruno Block, eingeladen; ein Abend war den Erwachsenen vorbehalten, der zweite Abend war für Jugendliche vorgesehen. Und an beiden Abenden war das Kleinlüderer Bürgerhaus gut besucht.

„Den Eltern und uns war klar, dass wir ein heißes Thema anpacken. Doch auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen, dass Jugendliche auch bei uns allzu leichtfertig mit Zigaretten, Alkohol und andere Drogen umgehen, so halten wir den Weg der Aufklärung für einen notwendigen ersten Schritt“, so die Bürgermeister.

Die beiden Referenten, Polizeihauptkommissar Engelbert Auth vom Polizeipräsidium Osthessen und Dr. med. Birger Freier, Facharzt für Anästhesie und Notfallmedizin, Klinikum Offenbach, die ihre Vorträge als Aufklärung und Prävention verstehen, legten mit schonungsloser Offenheit Fakten auf den Tisch, die so manche Mutter oder manchen Vater schockierten. Dabei ergänzten sich die Referenten oftmals aus ihrem jeweiligen Arbeitsfeld.

So z.B. der Polizist, der am Unfallort die ersten Berührungen mit jugendlichen Unfallopfern hat und später der Arzt, der die ganze Tragik der Verunfallten in der Klinik zu spüren bekommt, egal ob Schäden zurückbleiben oder ob er als Arzt das Unfallopfer „durch Tod verliert“. Authentischer hätten die Berichte nicht sein können und sie gingen – ergänzt durch Bilder und statistische Zahlen – unter die Haut der Zuhörer. So wurde auch der Anstieg der Kriminalität unter Jugendlichen nach Alkoholgenuss dargestellt.

Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung hat in seinem diesjährigen Bericht festgestellt, dass in 2005 die 12 – 17jährigen 34 Gramm reinen Alkohol pro Woche zu sich genommen haben. In 2007 sei die Menge unter der gleichen Altersgruppe schon auf 50 Gramm pro Woche angestiegen. Eine weitere Zahl ist aussagekräftig: 9,5 Millionen Bundesbürger konsumieren Alkohol in „riskanter“ Weise, das heißt: zu häufig und zu viel.

Kein Thema wurde ausgespart: Vorglühen vor der Disco, Komasaufen bei der Party, Alkoholexzesse am Volksfest; Beschaffung von Bier, Wodka, Alcopop an der „Tanke“, auch wenn man das entsprechende Alter nicht hat. Dabei appellierten die Referenten immer wieder an das Verhalten der Erwachsenen als Vorbilder. Gesetzliche Grundlagen und Hinweise für Jugendliche, Eltern und Gewerbetreibende gibt es ausreichend. Aber Zigaretten und Alkohol werden nach wie vor als gesellschaftlich akzeptierte Drogen gesehen.
Gerade dieser Aspekt wurde von den Jugendlichen vorgetragen. „Es gibt keine Feier, egal ob privat oder im Verein, wo nicht getrunken wird. Warum sollen wir das dann nicht auch tun.“

Diskutiert wurde auch unter Anwesenheit des Jugendbetreuers Andreas Theilig und des Jugendbeauftragten der Gemeinde Großenlüder, Peter Schlitzer, die Frage eines absoluten Alkoholverbotes in den gemeindlichen Jugendräumen. Die Aussage von Jugendlichen, „Dann trinken wir woanders oder bevor wir in unser Jugendräume gehen“, wirft Fragen auf.

Abschließend konnten die Jugendlichen ihre eingeschränkte Motorik und Wahrnehmung im Rauschzustand testen, welches durch die so genannten „Alkoholbrillen“ simuliert wurde. Die Großenlüderer Bürgermeisterin teilt als erstes Ergebnis mit, dass für Veranstaltungen in ihrer Gemeinde die Abgabe von alkoholhaltigen Getränken zu Billigstpreisen (Flatrate bzw. 99-cent-Parties)zukünftig untersagt werden, um einem Alkoholmissbrauch vorzubeugen.

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