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Kinder von suchtkranken Eltern benötigen besondere Aufmerksamkeit

Frankfurt. In Hessen wohnen mehr als 200.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, deren Eltern suchtkrank sind, das legt eine Schätzung des Bundesmodellprojekts Trampolin nah. Dies berichtete der Hessische Sozialminister Stefan Grüttner heute anlässlich der Fachtagung „Kinder aus suchtbelasteten Familien“ der Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS), die gemeinsam mit dem Hessischen Sozialministerium und der Techniker Krankenkasse veranstaltet wurde. „Etwa 30 bis 40 Prozent der betroffenen Kinder sind gefährdet, später selbst einmal suchtkrank zu werden“, erklärte Grüttner. „Sie entwickeln zudem in vielen Fällen psychische oder soziale Schäden.“ Eine gute Nachricht sei, dass rund ein Drittel der Kinder keine Schäden davontrage.
Die Zahlen zeigten jedoch, so der Sozialminister weiter, wie wichtig eine verlässliche Struktur von Hilfesystemen für Familien, Kinder und Jungendliche ist, in dem alle beteiligen Akteure abgestimmt tätig sind. Er verwies auf die Initiativen der Hessischen Landesregierung zum Kinderschutz: „Die Netzwerke der Frühe Hilfen, deren Aufgabe die Vernetzung der beteiligten Fachleute ist, leisteten hier wertvolle Arbeit.“ In den Netzwerken arbeiteten möglichst alle Ansprechpartnerinnen und -partner sowie Anbieter von Leistungen und Hilfen für werdende Eltern und Eltern mit Kindern bis zum dritten Lebensjahr zusammen, um Prävention und Hilfen abzustimmen und zu optimieren. Netzwerkpartner sind die Einrichtungen und Dienste der öffentlichen und freien Jugendhilfe, relevante Akteure aus dem Gesundheitswesen, Beratungsstellen nach dem Schwangerschaftskonfliktgesetz und die Einrichtungen der Frühförderung. Eine Netzwerkkoordinierungsstelle organisiert die Arbeit nach innen und außen.

Zudem seien die Familienhebammen ein wichtiger Pfeiler der Familienhilfen in Hessen, unterstrich Grüttner. Sie kommen in Familien mit besonderem Unterstützungsbedarf zum Einsatz. 188 Familienhebammen habe der hessische Hebammenverband im Auftrag des Hessischen Sozialministeriums bereits fortgebildet, informierte der Sozialminister. Viele von ihnen seine bereits ein fester Bestandteil der örtlichen Hilfeangebote geworden. „Es freut mich, dass auch in diesem Jahr circa 20 weitere Familienhebammen dazukommen. Sie haben ein besonderes Gespür für die Bedürfnisse von Familien und können auch auf schwierige Situationen, wie zum Beispiel Suchtkrankheiten, reagieren“, sagte Grüttner. „Bereits heute arbeiten Familienhebammen oft eng mit der Suchthilfe zusammen.“.

Auch das Hessische Kindergesundheitsschutz-Gesetz sei ein wichtiger Baustein im System der Hilfen für Familien, Kindern und Jugendlichen und zeige Wirkung. „Durch die verpflichtenden U-Untersuchungen wird es möglich, gefährdete Kinder zu erkennen und ihnen frühzeitig Hilfe zukommen zu lassen. Anzeichen für gesundheitliche Probleme und Kindeswohlgefährdung werden früh erkannt, Beratung, Behandlung und Frühförderung verhindern nachteilige Entwicklungen“, betonte Sozialminister Grüttner. Die Teilnahme an den Untersuchungen konnte bereits auf eine Teilnahmequote von 98 Prozent gesteigert werden.

„Erwachsene, die vermuten, dass Eltern eines Kindes Suchtprobleme haben, wissen oft selbst nicht, wie sie sich verhalten sollten und schauen eher weg“, sagte Dr. Barbara Voß, Leiterin der Techniker Krankenkasse in Hessen. Dabei seien frühzeitige, kompetente und gut vernetzte Hilfsangebote die einzige Chance, diesen Kindern zu einem kindgerechten Leben zu verhelfen, so Voß weiter.

Der Leiter der HLS, Wolfgang Schmidt-Rosengarten, verwies auf die besondere Herausforderung im Umgang mit Kindern und Eltern aus suchtbelasteten Familien: „Hier zeigt die Erfahrung, dass gut funktionierende regionale Netzwerke ein frühzeitiges Handeln beschleunigen. Damit dies gelingt, muss Aufklärungsarbeit geleistet werden. Die heutige Tagung hat dafür eine große Chance geboten.“

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