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Im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepakets kann eine Lernförderung von Schülerinnen und Schülern finanziert werden, deren Eltern Sozialleistungen beziehen

Landkreis Fulda/Petersberg. Eine Zwei in der jüngsten Mathearbeit! Und dies, nachdem im vergangenen Schuljahr die Versetzung in die zehnte Klasse als gefährdet galt. Über den Erfolg freut sich nicht nur die Realschülerin, sondern auch ihr Klassenlehrer Thomas Euler. Der Lehrer für Mathematik und Musik an der Konrad-Adenauer-Schule (KAS) in Petersberg hatte im vergangenen Schuljahr einen Antrag auf Lernförderung unterstützt, den die Eltern des Mädchens beim Landkreis Fulda gestellt hatten. Seit 2011 können Empfänger von Arbeitslosengeld II, Wohngeld, Grundsicherung oder Kinderzuschlag im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepakets (BuT) für ihren Nachwuchs eine individuelle Lernförderung beantragen, wenn dies zur Erreichung des Klassenziels notwendig erscheint. Dafür muss nicht erst ein „blauer Brief“ auf die Versetzungsgefährdung hinweisen, sondern mit der Nachhilfe kann nach den Herbstferien begonnen werden.

Bearbeitet werden die Anträge von Simone Dostal, deren Schreibtisch sich in der Volkshochschule des Landkreises Fulda am Gallasiniring in Fulda befindet, auch wenn ihre Teilzeitstelle eigentlich dem Kreisjobcenter zugeordnet ist. „Die vhs hat lange Erfahrungen im Bereich des Lehrens und Lernens und verfügt über die Organisationsstruktur, die Lernförderung praktisch umzusetzen“, erklärt Simone Dostal.

Insgesamt 93 Anträge hat die 40jährige bereits im laufenden Schuljahr bearbeitet. Die meisten kamen aus dem Fuldaer Stadtgebiet und von Grund- sowie Realschulen. Am häufigsten wird eine Lernförderung für das Fach Mathematik, gefolgt von Deutsch und Englisch, benötigt. „Aber auch die Fächer Latein, Französisch, Chemie oder Physik wurden schon nachgefragt und teils genehmigt“, sagt Dostal. Bei etwas mehr als der Hälfte der Antragssteller bestand ein Migrationshintergrund, sodass vermutlich Sprachprobleme das Lernen des Schulstoffs erschwerten.

Wichtig für einen positiven Bescheid ist für Simone Dostal auch die Frage, ob sich das Kind auf der geeigneten Schulform befindet oder ein Wechsel seitens der Schule empfohlen wird. Das Arbeitsverhalten des Schülers nimmt sie ebenfalls in den Blick. Thomas Euler pflichtet ihr bei: „Die Finanzierung der Lernförderung sollte denen gewährt werden, die bereit sind, sich arbeitsmäßig zu engagieren und nicht durch mangelnden Arbeitseifer in eine missliche Lage geraten sind.“

Er und seine Kollegen von der KAS haben in diesem Schuljahr sechs Anträge weitergeleitet. Das erforderliche Formular erhalten Eltern beim Kreisjobcenter und beim Sozialamt oder sie können es von der Homepage des Landkreises herunterladen. Klassen- und Schulleitung müssen darauf bestätigen, dass die Versetzung ernsthaft gefährdet ist, dass dies nicht auf unentschuldigtes Fehlen oder Ähnliches zurückgeht und dass keine ausreichenden schulischen Förderangebote zur Verfügung stehen.

Nach Erhalt des Antrags sucht Simone Dostal das Telefongespräch mit der Lehrkraft. An diesem Punkt sei schon manche Bemühung im Sande verlaufen, bedauert die Sachbearbeiterin, denn nur durch persönliche Rücksprache lassen sich oft noch offene Fragen klären. Mit einem positiven Bescheid können Eltern ihr Kind bei einem von 18 ausgewählten Lerninstituten anmelden. Der Unterricht erfolgt dann wohnortnah, entweder in einem der Institute oder in der Schule.

Den Aufwand für die Lehrkräfte bezeichnet Euler als überschaubar, zumal an der KAS sowieso für lernschwache Schülerinnen und Schüler ein Förderplan erstellt werde und dann dem Antrag beigefügt werde. Er halte die staatliche Förderung für sinnvoll: „Die Leistungssteigerung ist messbar“, meint er und kommt als Beispiel zurück auf die eingangs erwähnte Schülerin, die sich mit der Unterstützung sowohl in Mathematik als auch in Englisch im Zeugnis um eine Notenstufe verbessert habe. Eine Ursache ihrer Schulprobleme sei ihre zurückhaltende Art. „Nachdem es mit den schriftlichen Leistungen aufwärts ging, sind nun auch Ansätze einer mündlichen Beteiligung zu erkennen“, lobt der Pädagoge.

Simone Dostal betont abschließend, dass sicherlich noch mehr Schülerinnen und Schüler  in  Stadt und Landkreis Fulda die Lernförderung im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepakets in Anspruch nehmen könnten.

Foto: Die Unterstützungsanträge von Lehrern wie Thomas Euler von der Konrad-Adenauer-Schule (Mitte) laden zur Bearbeitung auf den Schreibtischen von Marco Krönung (rechts) und Simone Dostal (links). Foto: Traber

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