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„Mut zum Dienen und sich bedienen zu lassen“ – Bischof Algermissen predigte am Gründonnerstagabend im Fuldaer Dom

Fulda (bpf). Das Testament Jesu Christi beinhalte zwei wesentliche Aspekte, unterstrich Bischof Heinz Josef Algermissen bei seiner Predigt im Abendmahlsamt am Gründonnerstag im Hohen Dom zu Fulda, der erste sei „der Mut zum Dienen“, der zweite „der Mut, sich bedienen zu lassen“. „Mut, zu dienen – Mut sich bedienen zu lassen“: Das ist laut Bischof Algermissen nur ein scheinbarer Widerspruch. Das Testament Jesu schließe beides ein und verweise auf eine Voraussetzung, die tiefer liege. In der Stunde am Kreuz werde sie offenbar: „der Mut, sich loszulassen und sich ganz hinzugeben.“ Es gehe um Jesus selbst, der nicht nur etwas von sich hergeben, sonder sich selbst mit- und austeile.
„Wenn ein Mensch spürt, dass für ihn die Stunde kommt, lässt er seine Familie und Freunde noch einmal zusammenrufen“, begann der Oberhirte seine Ansprache. In dieser Stunde versuche der Mensch, seinen Vertrauten in aller Dichte mitzuteilen, was ihm selbst im Leben wichtig war. Es sei eine Stunde des Dankens, der guten Wünsche, aber auch immer der Zerbrechlichkeit, so Algermissen. Am Ende verbleibe vielleicht nur ein kleines Andenken: ein wertvoller Gegenstand, ein Ring, ein Buch oder ein Rosenkranz – etwas also, was dem Menschen viel bedeutet hat.“ Jesus habe gewusst, dass seine Stunde gekommen war, seine Stunde, in der er seine Jünger zum Mahl versammle. Jeder sei zum Erben Jesu Christi bestellt. Doch fordere Jesu Testament auch einen mutigen Erben, betonte Algermissen.

Es sei ein Sklavendienst gewesen, den anderen die Füße zu waschen, fuhr der Bischof fort. Obwohl Jesus der Meister seiner Jünger gewesen sei, habe er ihnen dennoch die Füße gewaschen. Das Sich-Beugen zum Sklavendienst sei ein Zeichen seiner Freiheit, hob der Bischof hervor. Jeder wolle doch in der Kirche gerne Leitungsaufgaben wahrnehmen. Dabei müsse sich jeder fragen: „Bin ich bereit einen Dienst zu übernehmen, der mit einem gebeugten Rücken verbunden ist?“ Der zweite Aspekt von Jesu Testament sei „der Mut, sich bedienen zu lassen.“ Petrus habe sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, dass sein Meister ihm die Füße wäscht. „Wir müssen bereit sein, uns helfen zu lassen, müssen den Mut aufbringen, uns bedienen zu lassen, das heißt, einem anderen einzugestehen: ‚Ich brauche dich!’“ Diese Einsicht verhindere, dass man sich selbst zu wichtig nehme.

Algermissen gab sodann zu bedenken, dass Hingabe viel mit Leiden zu tun habe. Wer es mit Hingabe ernst nehme, müsse gleichzeitig die eigene Verwundung zulassen. „Anders geht es nicht, sonst ist es keine Liebe. Und weil das Christentum so viel von Liebe spricht, muss es auch so viel von Verwundung sprechen“, unterstrich der Bischof. Das Christentum lasse die Wunde zu und zeige sie. „In Jesus selbst sehen wir: Er lässt sich verwunden, nicht nur körperlich am Kreuz, auch seelisch in seiner Angst“, so der Bischof. In Getsemani ereigne sich noch etwas anderes: Die Stunde Jesu werde auch zur Stunde der Kirche, die darüber einschlafe: „Petrus, der Fels, der erste Papst, Johannes, der Lieblingsjünger, und der gesetzestreue Jakobus, der sich so sehr um Tradition müht. Die Kirche der ersten Stunde ist eingeschlafen.“ Auch hier, wie durch die Jahrhunderte hindurch bis zum heutigen Tag, sei die Kirche von Anfang an keine heile Gemeinschaft, wohl aber eine „Heilsgemeinschaft“. „Das ist für uns sehr tröstlich!,“ schloss Algermissen.

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