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Die Invasion der Lupinen – Forschergruppe sucht nach wirkungsvollen Bekämpfungsformen der fremden Art

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Rhön. Die ursprünglich aus Nordamerika stammende Lupine ist in der Rhön heimisch geworden und breitet sich auf Kosten der angestammten Arten immer weiter aus. Eine Forschergruppe der Universität Bayreuth sucht jetzt nach Strategien zur Bekämpfung der robusten Pflanze. Etwa 25 Zuhörer waren jetzt zu einem Vortrag ins Bürgerhaus von Wüstensachsen gekommen. Die Leiterin der Forschungsgruppe, Prof. Dr. Anke Jentsch, hatte ihn mit „Lupineninvasion in der Rhön“ überschrieben und damit auch klar gemacht, worum es geht – um das massenhafte Eindringen einer fremden Art in das heimische Ökosystem.

Jentsch ist Professorin für Störungsökologie in Deutschland und befasst sich vor allem mit dem Einfluss einwandernder Tier- und Pflanzenarten auf die angestammte Fauna und Flora. Im Gebiet der Langen Rhön hat sie schon vor 20 Jahren die Pflanzen erforscht, damals vor allem die angestammte Flora, und bei der Kartierung für den Landschaftsschutzplan Hohe Rhön mitgewirkt. Damals, so Jentsch, war die Lupine buchstäblich eher eine Randerscheinung an Gräben und Straßenrändern. Jetzt hat sie sich in der Fläche breit gemacht und dominiert große Teile der offenen Fernen.

Zwei ihrer Doktorandinnen und ein Student befassen sich derzeit mit der Ausbreitung der Pflanze; Fördergeld für die Arbeiten ist beantragt. Eine der Kernfragen, die auch die Zuhörer, die zumeist selbst in der Lupinenbekämpfung aktiv sind, brennend interessierte, ist: Wo ist die Grenze der Invasionskraft der Lupine? Jentsch verwies darauf, dass solche „invasiven“ Arten oft ganze Landschaften nachhaltig veränderten. Als Beispiel nannte sie den in Chile eingeführten Biber, der dort durch die Anstauung von Gewässern ganze Wälder „absaufen“ lasse.

Ob die Lupine durch den Eintrag von Stickstoff in den kargen Rhöner Boden eine ähnlich gravierende und unumkehrbare Veränderung der heimischen Pflanzenwelt bewirken könne, ist eine weitere Kernfrage der Forschung. Diese Fähigkeit der Lupine, auch aus der Luft Stickstoff gewinnen zu können, verschafft ihr laut Jentsch einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Pflanzen. Zudem ist die Lupine durch ihre Bitterstoffe vor Fraßfeinden weitgehend sicher; lediglich Schafe finden an dieser Pflanze Geschmack. Dies ist aber ein Problem, da Schafe durch ihre umherwandernde Lebensweise zur Verbreitung der Lupine beitragen. Die Samen werden nicht verdaut und dann von den Schafen, wenn sie weitergezogen sind, andernorts mit dem Kot wieder ausgeschieden.

Vielerorts scheint der Kampf gegen die Lupine schon verloren. So gibt es in der Langen Rhön kaum noch einen Flecken, der nicht von ihr dominiert wird. Jentsch empfahl, besonders die Flächen zu pflegen, die noch ganz oder weitgehend frei von der Lupine sind. Zudem gelte es, Schwächemomente des Einwanderers auszunutzen. Lange Trockenheit macht den Lupinen zum Beispiel schwer zu schaffen; dann sind die Bestände auch besonders angreifbar und lassen sich leichter ausmerzen. Auch später Frost scheint den Lupinen nicht zu bekommen. „Ganz genau kennen wir ihre Achillesferse noch nicht“, bekannte Jentsch. Die Suche nach der Schwachstelle ist aber Bestandteil der geplanten Forschungen.

Auch gibt es Anzeichen, dass die Vitalität der Lupine bei regelmäßiger Mahd nachlässt. Bei dem Kampf gegen das Gewächs setzt Jentsch auch auf den Austausch mit den Praktikern vor Ort. Sie bot an, den Erfahrungsaustausch zwischen den Forschern und den Landwirten und Forstleuten zu verdichten. Nach ihrem Eindruck ist es noch nicht zu spät, die Lupine zu stoppen, bevor sie tatsächlich die Landschaft in der Rhön endgültig verändert.

Alle zeigten sich bei der anschließenden Diskussion zuversichtlich, dass man dem „Einheitsblau entlang der Hochrhönstraße“ – so Ewald Sauer von der gastgebenden hessischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservates Rhön – noch etwas entgegensetzen kann.

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