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Große Artenvielfalt im Naturschutzgebiet „Oberbernhardser Höhe“ – durch extensive Weidenutzung entstanden

166-Naturschutzgebiet Oberbernhardser Höhe1

Hofbieber. Bei dem seit 1977 bestehenden, etwa fünf Hektar umfassenden Naturschutzgebiet „Oberbernhardser Höhe“ handelt es sich um ein mit Wacholderbüschen und Kiefern bestandenes Kalkmagerrasenareal, das sich nordöstlich von Kleinsassen im Naturraum „Milseburger Kuppenrhön“ befindet. Solche Kalkmagerrasen kommen in unserer Mittelgebirgsregion außerhalb ihres eigentlichen Verbreitungsgebiets vor und sind daher als hochgradig gefährdete Lebensräume anzusehen.

Ihre Entstehung verdanken sie hier wie überall in der Rhön einer Jahrhunderte langen, extensiven Nutzung durch den Menschen und seiner Weidetiere, insbesondere Schafe. Die Rodung der Wälder und die damit verbundene Umwandlung in Weiden führten zu einer starken Verarmung der Böden an Nährstoffen. Im Laufe der Zeit haben sich  dann Pflanzengesellschaften herausgebildet, die den nährstoff- und stickstoffarmen Bodenverhältnissen, aber auch der ständigen Belastung durch Tritt und Verbiss angepasst sind. Zumeist auf trockenem, flachgründigem Muschelkalk und oftmals in exponierter Südlage weisen diese halbnatürlichen Ökosysteme ein reiches Spektrum an seltenen und geschützten Pflanzenarten auf, deren Zusammensetzung weitgehend durch das Fressverhalten der Schafe bestimmt ist. Denn diese bevorzugen eine Reihe von Arten, während sie andere wegen ihrer Stacheln oder bitteren Inhaltsstoffe verschmähen.

166-Naturschutzgebiet Oberbernhardser Höhe2Zum floristischen Grundinventar des Kalkmagerrasens auf der Oberbernhardser Höhe gehören unter anderem Hornklee, Hopfenklee, Knolliger Hahnenfuß, Tauben-Skabiose, Frühlings-Fingerkraut, Kleiner Wiesenknopf, Zypressen-Wolfsmilch, Hauhechel, Echtes Labkraut und Feld-Thymian. Besonders zu erwähnen ist die Küchenschelle, die zu den ersten Frühlingsboten zählt und hier noch sehr zahlreich vorkommt. Auch Orchideen können in diesem Gebiet gefunden werden. Hinzu kommen verschiedene Distelarten, deren stacheligen Enden nicht nur Anpassungen zugunsten einer verringerten Verdunstung darstellen, sondern zudem einen wirksamen Schutz gegen Verbiss durch Weidevieh bieten. Vor allem die Silberdistel ist als Wahrzeichen der Rhön weithin bekannt. Ferner sind die Golddistel und die Stängellose Kratzdistel hier einzuordnen. Im erbst erfreuen zudem die auffällig leuchtenden Violett-Töne des Deutschen Enzians den Naturliebhaber.

166-Naturschutzgebiet Oberbernhardser Höhe3Jedoch sind solche Kalkmagerrasen-Standorte auch mancherlei Gefahren ausgesetzt. Die Hauptgefährdung geht dabei vor allem von der Aufgabe der früheren Bewirtschaftungsweise aus. Vom Rand her können dann Gehölze wie Schlehe, Weißdorn oder Hartriegel verstärkt in die offenen Flächen vordringen. Durch diese zunehmende Sukzession werden die mikroklimatischen Bedingungen derart verändert, dass Wärme liebende Arten keine angemessene Lebensgrundlage mehr vorfinden und die typische Pflanzengesellschaft allmählich zerstört wird. Eine Nachahmung der ehemaligen Bestand erhaltenden Nutzung in Form von Pflegemaßnahmen ist unter naturschutzfachlichen Gesichtspunkten ein geeigneter Weg, um diesen floristisch wertvollen Bereich der Oberbernhardser Hute als Reliktstandort offen zu halten und somit zukünftig in seiner Artenvielfalt und darüber hinaus als Zeugnis menschlicher Kulturtätigkeit zu bewahren.

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