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In der Grundschule Wüstensachsen gestalten vier Lehrerinnen ein interessantes Schulleben

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EHRENBERG-WÜSTENSACHSEN. In der als „bewegte Schule“ zertifizierten Grundschule Wüstensachsen wird viel Wert darauf gelegt, dass die Kinder in den Pausen auf den Beinen sind. Wer allerdings vor einigen Tagen einen Blick auf den Schulhof geworfen hat, der hätte den (falschen) Eindruck gewinnen können, dass Bewegung nicht nur gesund ist. Schien doch fast jeder der Viertklässler lädiert.

 Doch auch mit Verbänden am Arm oder Kopf ließen sie sich nicht vom Hüpfen, Balancieren und Rollerfahren abhalten. Unter dem weißen Mull verbargen sich nämlich keine Wunden. Vielmehr warteten die Jungen und Mädchen darauf, dass ihr Erste-Hilfe-Kurs nach der Pause weiter ging. Solche außerunterrichtlichen Angebote gehören zum Standard der Grundschule, die derzeit von 57 Schülerinnen und Schülern aus den Ehrenberger Ortsteilen Wüstensachsen, Melperts und Seiferts besucht wird.

Die Chronik des vergangenen Schuljahres strotzt vor Unternehmungen, von denen ein Großteil mittlerweile fest zum Jahresablauf gehört: Autorenlesung, Fahrt ins Meininger Theater zu einer Vorstellung, Schul-Weihnachtsfeier, Besuch eines Glasbläsers, Wintersport-Fest, Gewaltpräventionskurs mit der Polizei Hilders, Bundesjugendspiele sowie Lesewettbewerb und Vierkampf der Grundschulen im Ulstertal sind Beispiele.

„Wir wollen unsere Schülerinnen und Schüler zu lebenstüchtigen Menschen erziehen“, begründet Schulleiterin Anke Jilek das breitgefächerte Angebot. Sie hat vor zwei Jahren die Aufgabe von Rudolf Vey übernommen. Auch sonst ist einiges neu seit dem vergangenen Schuljahr: Wegen der sinkenden Schülerzahlen wurde für die erste und zweite Klasse (jetzt zweite und dritte) außer in Deutsch und Mathematik jahrgangsübergreifender Unterricht eingeführt. Frei gewordene Räumlichkeiten wurden in den Osterferien zu einer Schulküche umgebaut.

Erstmals fand im November 2012 eine Schülervertreter-Versammlung statt, welche die im Vorfeld in jeder Klasse erarbeiteten Schulregeln zusammenfasste und beschloss. Auch das neue Leitbild haben die Kinder  ebenso wie ihre Eltern mittels Fragebögen mitbestimmt. Herausgekommen ist ein Schulprogramm, das auf drei Säulen basiert: Das Klima soll durch gegenseitige Wertschätzung und vertrauensvolles Miteinander geprägt werden, ein interessantes Schulleben die Freude am Lernen fördern und das Lernen solide und zielgerichtet erfolgen. Im Rahmen eines pädagogischen Tages im März 2013 haben sowohl das vierköpfige Lehrerkollegium als auch die Elternvertreter überlegt, was sie konkret zur Umsetzung dieser Ziele leisten können.

Dass die eigentliche Hauptaufgabe der Schule, das Lernen, nicht zu kurz kommt, sieht Anke Jilek durch die positiven Rückmeldungen der weiterführenden Schulen und den „sehr guten Bericht“ nach der Schulinspektion bestätigt. In landesweiten Tests haben die Wüstensachsener Schülerinnen und Schüler ebenfalls gut abgeschnitten. Nicht nur auf Wissensvermittlung werde Wert gelegt, sondern auch auf das Methodenlernen, betont Anke Jilek. Ein Computerraum mit Internet führt an die neuen Medien heran. Laut Leitbild wird auch das kooperative Lernen im Unterricht gefördert, etwa durch Partner- und Gruppenarbeit.

Kooperation ist ein wichtiges Wort für die Grundschule Wüstensachsen. Die Schulleiterin ist dankbar für die „tolle Unterstützung“ der Eltern, die einen Schulförderverein ins Leben gerufen haben. Auch mit dem Netzwerk für Erziehungshilfe Fulda und dem Beratungs- und Förderzentrum der Erich-Kästner-Schule in Hilders arbeiten sie und ihre Kolleginnen seit rund sechs Jahren für die Inklusion einzelner Kinder zusammen. „Da haben wir als kleine Schule, wo jeder jeden kennt, Vorteile“, meint Jilek. Ein Nachteil sei dagegen die dünne Personaldecke. So betreut die Schulleiterin auch eine eigene Klasse als Klassenlehrerin. Doch in Wüstensachsen ist aus der Not eine Tugend gemacht worden: Gerne nehmen die Pädagoginnen Angebote zur Wissensvermittlung von außen an und erfüllen damit zugleich das selbstgesteckte Ziel des interessanten  Schullebens.

„Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen“, lautet ein afrikanisches Sprichwort. Dieses lässt sich auf die „Schulfamilie“ übertragen, die in die dörflichen Strukturen gut integriert ist und Kontakte zum örtlichen Sportverein, dem Kleintierzuchtverein, der Künstlergruppe „…buntes Ehrenberg“ sowie der Bücherei pflegt. Und wenn Kirmes ist, besuchen die Kirmesburschen und -mädchen die Schule, die 1954 bis 1956 erbaut wurde und in deren Bänken viele von ihnen selbst gesessen haben.

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