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Unterwegs mit den Klapperjungen und -mädchen

174-Rasdorf Klappern

Rasdorf. Kurz vor sieben Uhr. Der Tag erwacht langsam. Es ist Karfreitag-Morgen. Aus den Straßen kommen die Messdienerinnen und Messdiener und sammeln sich vor der Stiftskirche. In der Hand halten sie ihre Klappern, manchmal ist schon ein Ton zu hören, so zur Begrüßung der anderen, die ebenso mühsam aus dem Bett gekrabbelt, in die zurechtgelegten Kleider geschlüpft sind und sich dann zu ihrem Dienst aufgemacht haben.

Die Morgenfrische tut das Ihrige und so frösteln die Mädchen und Jungen etwas, egal ob es richtig kalt oder regnerisch ist oder nicht. Eigentlich müsste man meinen, die Schülerinnen und Schüler seien das frühe Aufstehen gewöhnt, aber in den Ferien haben sie sich eher auf länger Schlafen eingestellt. Die fünf Gruppen, die von einem oder zwei älteren Messdienern angeführt werden, wurden bereits beim Vorbereitungstreffen und Üben von Gemeindereferentin Elfriede Möller eingeteilt. Eine Menge Arbeit steht ab diesem Morgen den Klapperjungen und -mädchen bevor.

Die erste Runde durch die Gassen und Strassen von Rasdorf beginnt mit dem „Englischen Gruß“, den ein kurzes intensives Klappern ankündet und beschließt. Wurde früher bereits der „Engel des Herrn“ um sechs Uhr geklappert, so hat man sich in diesem Jahr dem Morgenläuten der Glocken angepasst. Um 8.15 Uhr beginnt die nächste Klapperrunde, denn mit dem Ruf „Wir rufen die Christen zur Kirche“ werden die Menschen auf den Kreuzweg um neun Uhr in der Stiftskirche aufmerksam gemacht. Dann ist erst einmal Pause, und wer noch nicht gefrühstückt hatte, hat jetzt Gelegenheit.

Klappern wird in jedem Ort anders praktiziert. Hat man in Rasdorf Klappern – Holzbretter, in denen ein Stiel steckt, an dessen oberem Ende sich ein bewegliches Hämmerchen befindet, das auf das Brett mit Schwung aufschlägt -, so benutzt man in Grüsselbach Klapperkästen. Die Töne werden hier mittels eines Schallkastens erzeugt, auf den flexibel gelagerte Holzhämmerchen aufschlagen, die durch eine Kurbel bewegt werden. Ebenso unterschiedlich sind die Rufe. So kann ich mich noch gut erinnern, dass wir in Oberbimbach, als ich dort Klapperjunge war, gerufen haben: „Ihr Christen erhebet die Hände zu Herrn und betet mit Andacht den Engel des Herrn.“

Die nächste Klapperrunde in Rasdorf beginnt dann um zwölf Uhr mittags und fordert ebenfalls zum „Angelusgebet“ auf, gefolgt um 14.15 Uhr von der Einladung zur Feier der Karfreitagsliturgie um drei Uhr, in der natürlich auch geklappert wird, denn seit dem Gloria in der Abendmahlsfeier am Gründonnerstag schweigen ja bekanntlich die Glocken der Kirchen in den traditionellen katholischen Ortschaften. Die letzte Klapperrunde startet an diesem Tag um sechs Uhr abends zum „Engel des Herrn“ oder, wie man auch sagt, zum „Nachtläuten“.

Der Karsamstag ist nicht ganz so anstrengend, obwohl die Klapperjungen und -mädchen auch wieder um sieben Uhr anfangen. Doch ab zehn Uhr kommt dann der Teil, wo sie von Haustür zu Haustür ziehen, rhythmisch klappern und um ihren Lohn bitten, verbunden mit dem Satz: „Wir haben gewacht am Heiligen Grab und bitten um eine milde Gab.“ Das gesammelte Geld und die Süßigkeiten werden anschließend von den Gruppenleitern gemeinsam mit der Gemeindereferentin gerecht aufgeteilt, so dass jeder, egal welchen Alters, den gleichen Anteil als „Lohn“ für seinen kirchlichen Dienst bekommt.

Das Geld gibt es nicht sofort, sondern erst nach dem Auferstehungsgottesdienst in der Kirche – in diesem Jahr in Rasdorf wohl die schwerste Klapperrunde. Denn dieser findet um fünf Uhr in der Frühe am Ostersonntag statt, und da müssen die Klapperjungen und -mädchen bereits um 4.15 Uhr ihre Runde durch das Dorf machen, zum Gottesdienst rufen und dann auch noch anschließend in der Osternachtliturgie ihren Dienst verrichten, auch wenn ab dem Gloria die Klappern bis zum nächsten Jahr schweigen und Orgel und Glocken wieder erschallen. (Foto & Text Winfried Möller)

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