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Katholiken feierten Fronleichnam – Predigt von Bischof Algermissen

Fulda (bpf). Mit Gottesdiensten und Prozessionen feierten die Katholiken am Donnerstag das Fronleichnamsfest. Eine der größten Fronleichnamsprozessionen in Hessen fand in Fulda statt, wo das Fest seit über 700 Jahren begangen wird. Rund 3.000 Gläubige zogen hier nach einem Gottesdienst im vollbesetzten Dom bei wolkenverhangenem Himmel durch die mit frischem Birkengrün, farbenfrohen Blumenteppichen und gelb-weißen Fahnen geschmückte Innenstadt.

Dass die Gewissheit im Glauben an die Gegenwart Jesu Christi die innerste Mitte des eucharistischen Geheimnisses bilde, hob Bischof Heinz Josef Algermissen in seiner Predigt in dem Pontifikalamt besonders hervor. Sie bewege die Gläubigen zu jener Grundhaltung, die im Wort „Eucharistie“ selbst enthalten sei, nämlich Dankbarkeit, die ihrerseits in die Verehrung und zur Anbetung hinführe. „Die Feier der Hl. Eucharistie ist, wie es die Kirchenkonstitution des Zweiten Vaticanums zusammenfasst, die Mitte und der Höhepunkt des ganzen kirchlichen Lebens“, betonte der Oberhirte. Die andauernd geringer werdende Zahl der an der Sonntagsmessfeier Teilnehmenden sei darum ein deutliches Alarmsignal. Von 21 Prozent im Jahre 2000 sei die Gottesdienstbesucherzahl auf 14 Prozent im Jahr 2013 gesunken. Dies zeige einen „Schwund des Glaubens und ein Erkalten der Liebe“.

Wenn die Menschen Jesu Liebe unbeantwortet ließen, müssten sie sich eigentlich klarmachen, wie beleidigend und undankbar sie sich damit verhielten und wie schuldig sie dadurch würden. „Am Ende des Prozesses des Erkaltens ist es dann soweit, dass der Glaube an Jesus Christus unserem Leben keine echte Perspektive, keinen Inhalt und keine Form mehr gibt“, gab Bischof Algermissen zu bedenken. Darum dürfe man den Schwund bei der Mitfeier der Sonntagsmesse nicht resigniert hinnehmen. Denn die Kirche sei im Kern Eucharistie und werde von ihr her immer wieder neu aufgebaut. „In der Eucharistie gehen wir in das über, was wir empfangen. Wir empfangen den Leib Christi, um immer deutlicher und glaubwürdiger Leib Christi in der Welt darzustellen.“

Am Beginn seiner Predigt hatte der Bischof herausgestellt, dass viele Zeugnisse aus der frühen Zeit der Kirche zeigten, dass die Teilnahme an der sonntäglichen Eucharistiefeier kennzeichnend war für die Christen. Bischof Ignatius von Antiochien wurde Anfang des 2. Jahrhunderts unter Kaiser Trajan (98-117) als Gefangener nach Rom gebracht. Auf der Fahrt dorthin schrieb er sieben Briefe an verschiedene Gemeinden, in denen er als zum Tod Verurteilter noch einmal Wesentliches zusammenfaßte. „In seinem berühmten Wort zur Eucharistie bezeichnet er diese als ‚Arznei der Unsterblichkeit’; Christsein heiße, gemäß der sonntäglichen Eucharistie zu leben“, erinnerte der Oberhirte.

Die Christen der ersten drei Jahrhunderte hätten in der Zeit der Verfolgung verstanden, dass die Feier der Eucharistie am Sonntag zu ihrer Identität gehörte, da sie die Quelle war, aus der sie lebten. „Denn in dieser Feier wird gegenwärtig, was Jesus beim letzten Abendmahl sagte und tat, als er seinen Jüngern Brot und Kelch reichte und sprach: ‚Dies ist mein Leib für euch’ und ‚Dies ist mein Blut, das für euch vergossen wird’“, so Algermissen weiter. Vom hl. Johannes Maria Vianney, dem Pfarrer von Ars, werde überliefert, er habe sich bei seinen in der Kirche stattfindenden Katechesen immer wieder umgedreht und zum Tabernakel hingewendet mit den Worten: „Il est là!“ – „Er ist da!“. Dies bezeichnete der Bischof als „ein schönes Zeugnis des Glaubens an die Gegenwart Jesu Christi in der Feier der Eucharistie und der Verehrung seiner bleibenden Gegenwart in der Kirche auch über die liturgische Feier der Eucharistie hinaus“.

Am Fronleichnamsfest feierten die Gläubigen den eucharistischen Herrn in der Öffentlichkeit und trügen ihn hinaus auf die Straßen und Plätze ihrer Stadt Fulda, fuhr Algermissen fort. „Das hat zur Konsequenz, dass die Feier der Eucharistie Ausdruck im Alltag dieser Stadt finden muss.“ Die Haltung, die den Herrn bei der Einsetzung der Eucharistie im Abendmahlssaal beseelte, müsse auch die Christen beseelen. „Wir können das Geschenk des eucharistischen Brotes nur teilen, wenn wir auch das tägliche Brot und unser Leben in Freude und Hoffnung wie in Trauer und Angst zu teilen bereit sind.“ Die Gläubigen müssten sich fragen, ob sie die Armen in ihrer Stadt als eine Herausforderung ansähen und sich auf ihre Seite stellten. „Bewegen wir uns denn wirklich auf die ‚Ränder unserer Gemeinden’ zu, wie Papst Franziskus immer wieder fordert?“

Sich den Armen zur Verfügung zu stellen sei ein wirkliches Heilmittel für eine Gesellschaft, die statt zu geben zu nehmen und festzuhalten suche. Viele könnten gar nicht genug bekommen. Diese Menschen glaubten, so der Bischof, durch Haben ihr Leben versichern zu können. Dann suchten sie die einmal erreichten Besitzstände mit aller Macht zu wahren. „Dadurch ist alles so festgefahren bei uns; es bewegt sich kaum mehr etwas und lässt sich kaum etwas bewegen.“ Solche egoistische Erstarrung sei aber Zeichen des Todes und nicht des Lebens. Denn Leben entstehe aus Liebe und Teilen. Nur wer sein Leben hingebe, werde es finden. „Die Hingabe des Herrn für uns Menschen und zu unserem Heil ist das Lebensmittel auf dem Weg unserer Pilgerschaft hin zum endgültigen Zuhause“, betonte Algermissen.

Die Christen gingen am Sonntag zur Feier der Hl. Eucharistie in die Kirche, die dazu geweiht sei, den Dienst Gottes an den Menschen zu ermöglichen. Sie verließen dann aber die Kirche wieder, um ihren „Menschendienst im Alltag“ neu zu beginnen. „Der Dienst Gottes an uns und der konsequente Dienst am Menschen unsererseits entsprechen einander und sind wie die beiden Brennpunkte einer Ellipse“, sagte Algermissen am Ende seiner Predigt.

Der Fuldaer Domchor unter Leitung von Domkapellmeister Franz-Peter Huber sang in dem Gottesdienst Chorsätze aus der „Missa Dominicalis“ von W. Menschick; an der Domorgel spielte Domorganist Prof. Hans-Jürgen Kaiser. An den Altären wirkten der Domchor und eine Bläsergruppe musikalisch mit.

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