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Sabine Frank und Erzsébet Nüchter sind WIR-Koordinatorinnen des Landkreises

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Aufeinander zugehen und die Andersartigkeit des anderen wertschätzen: Integration kann nur gelingen, wenn alle daran mitarbeiten. Nicht von ungefähr heißt deshalb ein neues Projekt, das im Landkreis Fulda realisiert wird, in der Kurzform „WIR“. Koordiniert wird es von Sabine Frank und Erzsébet Nüchter.

„Wegweisende Integrationsansätze realisieren“ heißt der vollständige Name des Programms, das mit hessischen Landesmitteln gefördert wird. Seit 1. April ist Sabine Frank (43) im Amt, Erzsébet Nüchter (33) seit 1. Juli. „Unsere Arbeit zielt auf die interkulturelle Öffnung der Verwaltung“, sagt Frank und führt aus: „Wir sind keine Beschwerdestelle für Menschen mit Migrationshintergrund. Vielmehr geht es darum, innerhalb der Kreisverwaltung Strukturen zu bündeln oder zu schaffen, die Integration ermöglichen oder erleichtern.“ Daher sind die Koordinatorinnen keinem Fachdienst zugeordnet sondern stimmen sich direkt mit dem Ersten Kreisbeigeordneten Dr. Heiko Wingenfeld ab.

Bevor die beiden Frauen jedoch konkrete Empfehlungen geben können, wollen sie mit den Fachdienstverantwortlichen sprechen und eine Art „Bestandsaufnahme“ machen. „Es gibt schon viele positive Initiativen und Projekte, wie etwa Deutschkurse für Asylbewerber, die weit über das vom Gesetz Geforderte hinausgehen“, erläutert Frank, „nun gilt es die Informationen zusammenzutragen.“ In einem weiteren Schritt wollen sie herausfinden, was zusätzlich benötigt wird. Das könnten etwa mehrsprachige Infomaterialien sein oder Fort- und Weiterbildungen für Mitarbeiter. Darüber hinaus ist es die Aufgabe der Koordinatorinnen, in bestehenden Netzwerken aktiv zu sein und Ansätze von außen in die Kreisverwaltung einzubringen.

Dass sie in ihrer Arbeit „auf ein großes Interesse und Offenheit in den Fachdiensten stoßen“, freut sie besonders. Vielleicht ist es dabei auch ein Vorteil, dass sie einigen Mitarbeitern nicht ganz fremd sein dürften: Sabine Frank ist seit 2008 beim Landkreis beschäftigt, zuletzt war sie in der Schutzambulanz tätig. Erzsébet Nüchter hat zuletzt im Kreisjobcenter gearbeitet. Doch beide Frauen bringen neben ihrer fachlichen Qualifikation – Nüchter hat in Fulda Sozialrecht studiert, Frank Sozial- und Kulturwissenschaft und zehn Jahre in der Ausländerbehörde gearbeitet– auch eine persönliche Verbundenheit mit ihrem neuen Arbeitsschwerpunkt mit: Die Erfahrung, als Ausländer in ein fremdes Land zu kommen.

„Ich habe fünf Jahre in England gelebt und wurde dort mit Ressentiments mir als Deutsche gegenüber konfrontiert“, erinnert sich die aus Tann stammende Frank. Die gebürtige Ungarin Erzsébet Nüchter blieb glücklicherweise von solchen Erlebnissen verschont als sie vor 13 Jahren nach Fulda kam. „Eigentlich wollte ich nur für ein Jahr nach Deutschland als Teil meiner Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau, um die deutsche Sprache zu lernen“, erzählt die 33-Jährige. Doch sie blieb, studierte in Fulda, hat nach verschiedenen beruflichen Stationen einen Osthessen geheiratet und eine Familie gegründet: „Mein Sohn wächst zweisprachig auf – aber Ungarisch sprechen wir nur zuhause, um keine Distanz zu anderen entstehen zu lassen.“

Aufgrund ihrer Biographien ist das Thema „Integration“ für beide auch eine Herzensangelegenheit. „Viele Ängste beruhen auf Nichtwissen, vielleicht können wir dazu beitragen, dass Zuwanderer als Gewinn für die Gesellschaft gesehen werden“, wünscht sich Nüchter. Und Frank wirbt dafür, „eine Willkommenshaltung zu einem Teil der eigenen Professionalität zu machen“. Dazu gehört dann auch interkulturelle Kompetenz – etwa zu wissen, dass eine Begrüßung ohne Handschlag nicht zwangsläufig unhöflich gemeint ist. Noch stehen die Koordinatorinnen am Anfang ihrer Arbeit. Das Projekt wird zunächst für ein Jahr mit der Option auf Verlängerung gefördert. Inhaltlich haben sie sich hohe Ziele gesteckt: „Integration ist dann erfolgreich, wenn wir nicht mehr von ‚Menschen mit Migrationshintergrund‘ sprechen“, sagt Nüchter. „Und unsere Arbeit war erfolgreich, wenn wir uns als Koordinatorinnen überflüssig gemacht haben“, ergänzt Frank mit einem Lachen.

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