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Rogers Kapuzenmoos, Scharlachkäfer & Co. – Forscher entdecken neue Tier- und Pflanzenarten in Hessen

Rogers Kapuzenmoos (Orthotrichum rogeri) bevorzugt als Lebensraum Landschaften mit sauberer Luft und hohem Jahresniederschlag (Foto: Jan Eckstein)

Rogers Kapuzenmoos (Orthotrichum rogeri) bevorzugt als Lebensraum Landschaften mit sauberer Luft und hohem Jahresniederschlag (Foto: Jan Eckstein)

Hessen. „Die verbesserte Wasserqualität am Rhein macht nicht nur Badegästen Freude, auch Fische und Wasserinsekten finden hier wieder einen Lebensraum“, freut sich der Artenschutzexperte Christian Geske von Hessen-Forst angesichts des derzeitigen Sommerwetters. „In den letzten Jahren konnte beispielsweise die seit den 1920er Jahren in Hessen ausgestorbene Grüne Flussjungfer den hessischen Rheinabschnitt und die Obere Eder wiederbesiedeln“, erläutert der Biologe. Die seltene Libellenart ist auf eine gute bis sehr gute Wasserqualität angewiesen. Auch der Steinbeißer – ein kleiner aber anspruchsvoller Bodenfisch – kam nach 25 Jahren Abwesenheit vor kurzem zurück nach Hessen und breitet sich nun wieder aus. Besonders bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang nun das Ergebnis der vom Servicezentrum für Forsteinrichtung und Naturschutz (FENA) beauftragten Suche nach zwei Arten, deren Vorkommen in Hessen bislang unbekannt waren.
 
Seltenes Moos als Hinweis für gute Luftqualität

Der Scharlachkäfer (Cucujus cinnaberinus) lebt mit seinem abgeflachten Körper zwischen morscher Rinde und festem Holz (Foto: Franz Rahn)

Der Scharlachkäfer (Cucujus cinnaberinus) lebt mit seinem abgeflachten Körper zwischen morscher Rinde und festem Holz (Foto: Franz Rahn)

Der Moosforscher Jan Eckstein konnte mit „Rogers Kapuzenmoos“ eine weltweit sehr seltene Art erstmals für Hessen nachweisen. Die Art bildet kleine, 5-15 mm hohe, dunkel- bis gelbgrüne Polster. Der Name leitet sich von der Form der länglich ovalen Sporenkapsel ab, die anfangs eine glockenförmige, haarlose, glänzende Haube besitzt. Das Moos wächst auf der Rinde von lebenden Bäumen und Sträuchern. Die besiedelten Gehölze dienen dabei lediglich als Unterlage, denn Wasser und die zum Wachstum notwendigen Nährstoffe bezieht die Art ausschließlich über die Luft. Rogers Kapuzenmoos bevorzugt wegen dieser besonderen Lebensweise Landschaften mit sauberer Luft und hohem Jahresniederschlag als Lebensraum.

Daher vermutet der Moosexperte, dass die Neufunde in den hessischen Mittelgebirgen Taunus, Odenwald, Vogelsberg, Kellerwald und Kaufunger Wald durch die in den letzten Jahrzehnten verbesserte Luftqualität ermöglicht wurde. Das seltene Moos kommt ausschließlich in Europa vor. Mit elf neuen Fundorten hat Hessen jetzt eine erhebliche Verantwortung für das Überleben dieser durch die europäische Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie geschützten Pflanzenart.

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