Logo

Schwarzwald bei Wüstensachsen ist seit 1986 Naturschutzgebiet – auch Kernzone des Biosphärenreservats Rhön

Blick auf den „Schwarzwald“ von Wüstensachsen in Richtung Hochrhönstraße Fotos: U. Lange

Blick auf den „Schwarzwald“ von Wüstensachsen in Richtung Hochrhönstraße
Fotos: U. Lange

Ehrenberg. Abgesehen von nur wenigen offenen „Inseln“ wie Felsen, Blockhalden und Mooren war die Rhön ursprünglich dicht bewaldet, worauf der früher gebräuchliche Name „Buchonia“ hinweist. Über Jahrhunderte hinweg wurden jedoch im Zuge der menschlichen Besiedlung große Waldgebiete zur Gewinnung landwirtschaftlicher Nutzfläche gerodet, so dass die Rhön heute mit einem Waldanteil von deutlich unter 50 Prozent zu den waldärmsten Mittelgebirgen Deutschlands zählt und als „Land der offenen Fernen“ bezeichnet wird.

Dennoch gibt es teilweise noch sehr naturnahe, „urwüchsige“ Waldbestände. Einige der wertvollsten unter ihnen befinden sich in der Kernzone des Biosphärenreservats, in der keine weitere Bewirtschaftung mehr erfolgt. Vielmehr werden diese Wälder ihrer natürlichen Dynamik überlassen. Hierzu gehört der „Schwarzwald“, der einen dichten, ausgesprochen naturnahen Waldbestand aufweist. Das 1986 ausgewiesene, 98 Hektar große Naturschutzgebiet liegt südwestlich von Wüstensachsen und wird im Westen von der B 278 begrenzt. Im Nordosten reicht es stellenweise bis an die Ulster heran. In einer Höhe von 630 bis 825 Meter ist der Schwarzwald durch ein raues Hochlagenklima gekennzeichnet, das durch eine niedrige Jahresdurchschnittstemperatur, große Niederschlagsmengen und hohe Windgeschwindigkeiten geprägt wird. Niederschlagsraten und hohe Windgeschwindigkeiten geprägt ist. Bedingt durch Nord- und Nordosthanglagen wird dieses Klima lokalklimatisch noch modifiziert.

Das Silberblatt - hier bereits im fruchtenden Zustand  - ist eine montane Hochstaude, die im Naturschutzgebiet Schwarzwald zu finden ist.

Das Silberblatt – hier bereits im fruchtenden Zustand – ist eine montane Hochstaude, die im Naturschutzgebiet Schwarzwald zu finden ist.

Das Vorkommen von formenreichen und naturnahen Laubwaldbeständen zeichnet dieses Naturschutzgebiet im Wesentlichen aus. So gedeihen in kleinräumigem Wechsel unterschiedliche Ausbildungen des Zahnwurz-Buchenwaldes. Diese Waldgesellschaft ist oberhalb von 500 Meter sehr verbreitet. Die vorherrschende Buche wird von Berg-Ahorn und Esche, zuweilen auch von Spitz-Ahorn, begleitet. Abhängig von den jeweiligen Standortbedingungen treten in der Krautschicht Quirlblättriger Weißwurz und Fuchs-Greiskraut auf. Auf nährstoffärmeren und sauren Böden kommen dagegen genügsamere Arten wie Schattenblume, Wald-Hainsimse und verschiedene Farne vor.

Ferner ist hier Sommerlinden-Bergulmen-Hangschuttwald anzutreffen. Diese seltene, kleinflächig ausgebildete Spezialisten-Gesellschaft, die in der Baumschicht vor allem durch Edellaubhölzer gekennzeichnet ist, stockt auf feinerdearmen Blockschutthalden. Solche Standorte haben sich durch Verwitterungsvorgänge in der letzten Eiszeit aus den mächtigen durch vulkanische Tätigkeit im Tertiär entstandenen Basaltdecken entwickelt.

Auf mäßig vernässten Flächen sind zudem Bestände des Bergahorn-Eschenwaldes vorhanden. Eine üppige, hochwüchsige Krautschicht mit Waldmeister, Zwiebel-Zahnwurz, Wald-Ziest, Giersch, Wald-Bingelkraut, Aronstab und Moschuskraut bedeckt den Waldboden fast vollständig. Darüber hinaus gibt es im Frühjahr reiche Vorkommen von Buschwindröschen, Bärlauch und Hohlem Lerchensporn. Entlang der Ulster sowie in Kontakt zu Quellfluren, die sich im Bereich der zahlreichen Quellen und Rinnsale befinden, wächst Hainmieren-Erlenwald. Auf nassen Standorten ist die Erle dominant, zu der sich häufig die Esche gesellt. Feuchte- und Nässezeiger wie Wald-Sternmiere, Milzkraut, Mädesüß oder Sumpf-Pippau stellen charakteristische Arten der Krautschicht dar.

Neben den naturnahen, arten- und struktureichen Laubwaldgesellschaften kommt im Schwarzwald, wie übrigens auch im direkt angrenzenden Naturschutzgebiet „Kesselrain“, den in den Hochlagen gedeihenden Hochstauden wie Silberblatt, Breitblättrige Glockenblume, Platanenblättriger Hahnenfuß, Glänzender Kerbel und zum Teil auch Gelber Eisenhut eine besondere Schutzwürdigkeit zu.

Categories:

Alle Nachrichten, Topthema, Umwelt & Tourismus