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„Menschen, Themen, Standpunkte“ – sechste Runde von „Talk am Dom“ im „Ideal“ in Fulda

Fulda (bpf). Zwei musikalisch bzw. künstlerisch tätige Frauen, zwei Ordensmänner und einen Zeitzeugen der innerdeutschen Teilung hatte Moderator Klaus Depta am Mittwoch zum sechsten „Talk am Dom“ eingeladen. Father Emmanuel Asi aus Pakistan, die Musikerin Patricia Kelly, Raimund Jakob, der in unmittelbarer Nähe des DDR-Grenzzauns im Sperrgebiet lebte, Ria Noll, Mitbegründerin des Sargenzeller Früchteteppichs, und Pater Martin Wolf OMI vom Bonifatiuskloster Hünfeld sprachen mit Depta im vollbesetzten Café „Ideal“ über ihr Leben und Wirken. Patricia Kelly umrahmte den kurzweiligen Gesprächsabend mit irischen Songs.

Father Emmanuel Asi ist Weltpriester der Erzdiözese Lahore (Pakistan) und hält sich im Rahmen der missio-Aktion 2014 zum „Monat der Weltmission“ in Deutschland auf. Der Buchautor ist in der theologischen Ausbildung von Frauen und in der pakistanischen Bibelkommission tätig. „Die Christen sind voller Freude und Hoffnung aus ihrem Glauben heraus“, betont er und berichtet von vollen Kirchen in dem zu 97 Prozent islamischen Land, in dem die Mehrheit der Bevölkerung in Armut lebt. „Unsere Gesellschaft lebt von Beziehungen und Solidarität.“ Die Großfamilie sei die wichtigste Lebensform in Pakistan. 90 Prozent der pakistanischen Moslems lebten friedlich mit den Christen und anderen Minderheiten zusammen; fundamentalistisch eingestellt seien nur fünf Prozent. Dankbar zeigt sich Father Asi für die Hilfe aus Deutschland. Missio unterstütze derzeit etwas 100 Projekte in dem Land. Auch wirbt der Gast aus Pakistan für die Gastfreundschaft seines Heimatlandes.

Patricia Kelly ist eins von zwölf Kindern der Kelly Family und hat von ihren Eltern nicht nur das musikalische Talent geerbt, sondern ist von ihnen auch als gläubige Katholikin in Liebe und Vertrauen erzogen worden. Dafür ist sie ihnen heute noch dankbar. Als „Geschenk vom Himmel“ sieht sie die Liebe ihres Ehemannes und ihre beiden Söhne an. Eine lange Rückenmarkserkrankung habe sie in ihrem katholischen Glauben gestärkt. Seither ist sie auch keine hart verhandelnde „Musikmanagerin“ mehr, sondern „ich bin ruhig geworden durch den Glauben“, ohne den sie nicht leben könne. „Der Glaube ist alles für mich“, sagt die Sängerin mit der beeindruckenden Stimme, die besonders die hl. Therese von Lisieux verehrt und mehrmals im Jahr zur Besinnung in ein Kloster einkehrt. „Es gab einmal einen Moment, da wollte ich sogar Karmelitin werden“, betont sie schmunzelnd.

Raimund Jakob hat seine Jugend in seinem Heimatort Wenigentaft im Sperrgebiet der DDR und damit im Schatten des Grenzzauns verbracht. „Für Verwandtschaftsbesuche mussten sechs Wochen vorher Passierscheine beantragt werden“, erinnert er sich an die Zeiten der kommunistischen Diktatur, die vor 25 Jahren zu Ende ging. Die Zuschauer hören gebannt und bewegt zu, als er davon berichtet, wie er als Lehrling verhaftet wurde, weil er sich über den Grenzzaun hinweg mit einem Mann auf der bundesrepublikanischen Seite unterhalten hatte. Dies geschah wenige Jahre vor dem Zusammenbruch des DDR-Regimes, aber der Druck und die Angst, die ihm beim Verhör in Geisa eingeflößt wurden, wirken bis heute nach. Als die Grenze 1989 fiel, habe er es zunächst kaum glauben können. „Es war ein unbeschreibliches Gefühl!“, so Jakob. Aus der Begegnung mit dem Westdeutschen am Grenzzaun ist nach der Wende eine dicke Freundschaft geworden.

Ria Noll hat den Sargenzeller Früchteteppich vor 27 Jahren mit aus der Taufe gehoben. Anhand des aktuell in der alten Kirche aus Körnern und Blütenblättern dargestellten Gemäldes „Versöhnung von Esau und Jakob“ von Rubens erläutert sie mit viel Witz die Arbeitsweise der Gruppe, die jedes Jahr einen neuen Früchteteppich gestaltet. Nach Aussuchen des Gemäldes überträgt sie das Format auf Spanplatten, die zusammengefügt 25 Quadratmeter ergeben. Dann folgt die Feinarbeit mit Holzleim und Zahnstochern, die immer wieder von der Empore her begutachtet werden muss. Nach drei Monaten Arbeitszeit ist das Kunstwerk schließlich fertig und wird jeweils zwischen September und November von tausenden Besuchern bewundert. „Die Gestaltung des Früchteteppichs ist für mich wie eine Meditation“, betont Ria Noll. Die Arbeit habe ihr sehr dabei geholfen, über den Tod ihres Mannes hinwegzukommen.

Als Hausoberer des Hünfelder Bonifatiusklosters bietet Pater Martin Wolf OMI Gästen aus nah und fern Seminare, Einkehrtage in Stille und Erholungszeiten an. Dazu kommt eine sehr erfolgreiche Jugendarbeit in der Region und weit darüber hinaus. Doch Pater Wolf hat noch ein anderes Arbeitsgebiet: das Kirchenrecht, und hier besonders die sogenannten Eheverfahren, in denen geprüft wird, ob eine kirchliche Eheschließung gültig gewesen ist. „Als Kirche sind wir an das Wort Gottes gebunden, wonach die Ehe ein unauflöslicher Bund zwischen Mann und Frau ist“, unterstreicht Pater Wolf, der als Vizeoffizial am bischöflichen Kirchengericht in Fulda wirkt. Ehen könnten aber auch scheitern, und um den betroffenen Menschen zu helfen, überprüfe die Kirche in den Eheverfahren deren Gültigkeit.

„Es wird nicht auf Schuld geprüft, sondern ob die Ehe gültig zustande gekommen ist.“ Wenn jemand bei einer Eheschließung etwa von vornherein Kinder ausschließt, aufgrund einer psychischen Erkrankung eheunfähig ist oder keinen dauerhaften Ehewillen zeigt, dann seien dies Gründe dafür, dass eine Ehe nicht gültig zustande komme. Aus seiner Erfahrung schildert Pater Wolf, dass oftmals Menschen ein Eheverfahren anstrengen, die wieder kirchlich heiraten oder ihr Leben nach einer gescheiterten Ehe neu ordnen wollten. „Im Verlaufe dieser Verfahren haben wir schon vielen Menschen geholfen, mit Gott und ihrem Gewissen ins Reine zu kommen. Denn vieles kommt bei den Gesprächen hoch, was dann heilen kann“, hebt der Ordensgeistliche hervor.

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