Quereinsteiger helfen beim Berufseinstieg
Die Arbeitscoaches Sonja Gersch, Martin Präschang und Anna Manuelli ermutigen Jugendliche, den Schritt in die Ausbildung zu gehen. Foto: Gitte Diener
Fulda. Eine gehörige Portion Berufserfahrung und die Freude an der Arbeit mit Jugendlichen bringen Anna Manuelli, Sonja Gersch und Martin Präschang in ihren Job als Arbeitscoach mit ein. Sie selbst sind als Quereinsteiger zu dieser Aufgabe gekommen und wollen nun Hauptschülern wiederum helfen, den Einstieg in eine Ausbildung zu schaffen.
„Wenn Firmenchefs erfahren, dass man selbst bereits in der freien Wirtschaft gearbeitet hat, öffnet das Türen und Herzen“, erzählt Sonja Gersch lachend. Sie und ihre Kollegen können im Kontakt mit Unternehmen die unterschiedlichsten Karrieren ins Feld führen:
Die 42-Jährige selbst, die aus Wüstensachsen stammt und an der Petersberger Johannes-Hack-Schule Arbeitscoach ist, hatte einst nach dem Fachabitur eine Ausbildung als Industriekauffrau gemacht. Als Assistentin der Geschäftsleitung kam sie zum ersten Mal mit Auszubildenden in Kontakt, machte einen Ausbilderschein, zeichnete sich fortan verantwortlich für die Ausbildung in einem Unternehmen und war Mitglied im IHK-Prüfungsausschuss. Ihre Kollegin Anna Manuelli (41) von der Fuldaer Geschwister-Scholl-Schule, gebürtige Ungarin, studierte ursprünglich Pädagogik und Germanistik. Sie war zunächst in der Agentur für Arbeit in der Vermittlung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen und später als Berufseinstiegsbegleiterin bei Grümel tätig. Martin Präschang, der an der Hünfelder Jahnschule als Arbeitscoach eingesetzt ist, machte eine Ausbildung als Kaufmann im Einzelhandel, war Filialleiter und für die Ausbildung von Lehrlingen zuständig. Der 49-Jährige machte eine Umschulung zum Informatikkaufmann und ist selbst jetzt als Arbeitscoach und Angestellter im Kreisjobcenter noch nicht fertig: „Stillstand ist Rückschritt – demnächst mache ich noch eine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellter“.
In ihrer aktuellen Tätigkeit als Arbeitscoaches sollen von ihrer langjährigen Berufserfahrung vor allem die Jugendlichen, für die sie Ansprechpartner sind, profitieren. „Wir haben zum Beispiel ein Verständnis für die Abläufe in Betrieben“, erklärt Präschang und Gersch fügt an: „Und wir wissen, was die Unternehmen von Praktikanten und potentiellen Auszubildenden erwarten“. Dass das nicht immer das ist, was die Schüler bieten können, gehört zu ihrem Alltag: „Oft sind es tatsächlich die sozialen Kompetenzen wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Verbindlichkeit und Durchhaltevermögen, an denen es mangelt. Sie sind oft wichtiger als eine bestimmte Note in einem bestimmten Schulfach“, schildert Manuelli. Doch ebenfalls zu ihrem Alltag gehört, dass man gemeinsam mit den Jugendlichen versucht, an diesen Punkten zu arbeiten: „Mir ist es wichtig, dass sie erst einmal über sich selbst nachdenken und herausfinden, was sie können und was sie wollen“, erzählt Präschang. Dazu kommen dann eine Vielzahl an Workshops, Einzelgesprächen, Praktika, Potentialanalyse und Unterrichtseinheiten, die die Jugendlichen ab der 7. Klasse in ihrer Berufswahlphase unterstützen sollen.
Gersch, Manuelli und Präschang wollen den Jugendlichen in dieser Phase besonders aufzeigen, welche Möglichkeiten es jenseits der Schulbank gibt: „Viele denken – und werden dabei leider von ihren Eltern unterstützt – es sei am besten, möglichst lange in die Schule zu gehen, ungeachtet der Noten“, erzählt Manuelli. Sie und ihre Kollegen sehen das jedoch anders: „Wir versuchen, eine Ausbildung schmackhaft zu machen und zu zeigen, dass sie viel mehr bringt“, ergänzt Gersch. Denn auf eine Ausbildung aufbauend ergäben sich immer wieder neue Chancen der Weiterqualifizierung. Und dabei dient den Dreien auch ihr eigenes Berufsleben als Beispiel. Denn keiner von ihnen hätte wohl als Jugendlicher gedacht, dass sie Jahre später Arbeitscoaches im Landkreis Fulda wären.