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Mendelssohns „Paulus“ wird von den Chören am Fuldaer Dom aufgeführt

Fulda. Beim alljährlichen Domkonzert wird das große Oratorium „Paulus“ von Felix Mendelssohn Bartholdy am Samstag, dem 15. November 2014, um 20 Uhr aufgeführt. Domkapellmeister Franz-Peter Huber leitet den Fuldaer Domchor und den Jugendkathedralchor sowie das Münchner Orchester L‘arpa festante. Als Solisten treten Sabine Goetz (Sopran), Julia Diefenbach (Alt), Maximilian Argmann (Tenor) und Markus Flaig (Bass) auf.

„Wachet auf, ruft uns die Stimme“ – dieser berühmte Choral von Philipp Nicolai steht als Motto über Felix Mendelssohn Bartholdys erstem großen Oratorium. Der Choral steht für das Erwachen des christlichen Glaubens des Apostels Paulus und für seine Wandlung vom Christenverfolger zum Missionar. Bereits in der feierlichen Ouvertüre zitiert Mendelssohn Bartholdy den Choral und macht ihn zum Leitmotiv für das gesamte Oratorium.

„Paulus“ wurde im Jahre 1836 in Düsseldorf uraufgeführt. Bereits auf seiner Italien-Reise im Jahre 1830 wurde Mendelssohn Bartholdy beim Betrachten der Gemälde „Disputa del Sacramento“ und „Schule von Athen“ von Raffael, die in den vatikanischen Museen hängen, zu diesem Werk inspiriert. Er beauftragte den Dessauer Pastor Julius Schubring mit der Erstellung des Librettos, in dem verschiedene Stellen aus der Apostelgeschichte sowie den Paulusbriefen und der Offenbarung verarbeitet sind. Ganz organisch baut Mendelssohn Bartholdy bekannte protestantische Choräle ein, wie „Allein Gott in der Höh‘ sei Ehr‘“ und „O Jesu Christe, wahres Licht“.

Das Oratorium bleibt nicht nur eine Nacherzählung der biblischen Geschichte. Es ist auch eng mit dem biographischen Erlebnis der Konversion seiner Familie vom Judentum zum Protestantismus verbunden, bei dem die Familie Mendelssohn den Beinamen Bartholdy annahm. Damit ist „Paulus“ auch eine Huldigung an Johann Sebastian Bach, dessen Matthäuspassion Mendelssohn Bartholdy im Jahre 1829 wiederaufgeführt hatte. Durch Mendelssohn Bartholdy wurde eine Bachrenaissance eingeleitet, ohne die die herausragende Rolle des großen Meisters heute nicht denkbar wäre: Wie in Bachs Matthäuspassion wechseln im „Paulus“ Arien, Chöre und Rezitative, unterbrochen von betrachtenden Chorälen, einander ab.

Gerade in die heutige Zeit passt die Betrachtung eines Menschen, der sich zwischen unterschiedlichen Extremen bewegt. Allzu gerne vergisst man die dunkle Seite des Paulus, der sich mitschuldig macht an der Ermordung des Stephanus und in den peitschenden Rhythmus („Steiniget ihn!“) der mordlüsternen Menge einstimmt. Viel eher kann sich der Hörer mit der in der zweiten Hälfte dargestellten Rolle als Friedensstifter und Glaubensbote identifizieren („Wie lieblich sind die Boten, die den Frieden verkündigen“). Doch beide Rollen gehören zu Paulus, wie auch der postmoderne Mensch oft in unterschiedlich extremen Rollenbildern gefangen ist.

10 Jahre nach der Aufführung des Oratoriums „Elias“ im Jahre 2004 wenden sich die Chöre am Fuldaer Dom wieder einem der großen Oratorien von Mendelssohn Bartholdy zu. Die Karten zum Preis zwischen 7 und 18 Euro (Schüler und Studenten: jeweils 3 Euro Ermäßigung) sind im Vorverkauf zu erwerben bei den Chören am Dom, Eduard-Schick-Platz 3 (Telefon: 0661-87390), in der Buchhandlung am Dom, Domdechanei 2, und in der Geschäftsstelle der Fuldaer Zeitung, Peterstor 18.

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