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Ein Domizil seltener und gefährdeter Arten – Haunestausee bei Marbach seit 1990 als großflächiges Naturschutzgebiet ausgewiesen

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Marbach. Der Haunestausee befindet sich in der Talaue der Haune ungefähr einen Kilometer südöstlich des Petersberger Ortsteils Marbach. Im Westen wird das Gebiet von der Bahnlinie Fulda-Bad Hersfeld und im Osten vom bewaldeten Westhang der Roßkuppe begrenzt.

Das Naturschutzgebiet gehört zum Naturraum Fulda-Haune-Tafelland. Die „Tafel“, die vor allem von Mittlerem Buntsandstein geprägt ist, wird durch die Täler von Jossa, Fulda und Haune zerschnitten. Während ihre Hochflächen und Hänge zumeist bewaldet sind, werden die tieferen Lagen ackerbaulich genutzt. In den Flußauen überwiegt dabei die Grünlandnutzung.

Durch die Anlage des Stausees als Hochwasserrückhaltebecken hat die Haune aufgrund des Dauerstaus innerhalb des Naturschutzgebiets ihren Fließgewässercharakter weitgehend eingebüßt, wodurch auch die Vegetation des Talgrunds maßgeblich beeinflusst wird. Zudem weist der Wasserstand des Stausees – abgesehen von den Hochwassern – nur relativ geringe Schwankungen auf, und das Grundwasser steht in den tief gelegenen Bereichen ganzjährig sehr hoch an.

Bereits 1990 wurde der südliche Teil des Sees für den Naturschutz „vorläufig sichergestellt“. Nach Verlängerung der Sicherstellung erfolgte dann 2003 die Ausweisung der Fläche als Naturschutzgebiet mit einer Größe von fast 30 Hektar. Gründe für die Unterschutzstellung waren die Erhaltung des Sees sowie der sich anschließenden ökologisch wertvollen Auenbereiche als Brut- und Rasthabitate für eine Reihe seltener und bedrohter Vogelarten, als Laichbiotope von Amphibien und Fischen sowie anderer an die Strukturen dieses Lebensraums gebundener Organismengruppen, wie zum Beispiel Libellen oder Wasserinsekten. Die faunistische Artenvielfalt ist wiederum mit dem Vorkommen einer Vielzahl von für eine solche Auenlandschaft typischer Vegetationstypen verbunden. Ufergehölzsäume, Röhrichtbestände, Großseggenriede, Hochstaudenfluren, Auenwaldreste und Feuchtwiesenareal mit zum Teil gefährdeten Pflanzenarten stellen derartige Einheiten dar.

Nach der Fertigstellung und Inbetriebnahme des Haunestausees im Jahr 1991 bot sich hier die Gelegenheit, die natürliche Sukzession vor allem auf den im Rahmen der Umgestaltung neu angelegten Flächen von ihren Anfängen, das heißt von zunächst unspezifischen Pionier- über verschiedene Zwischenstadien bis hin zum Endstadium, langfristig zu beobachten.

Dieser Aufgabe haben sich Mitglieder der verschiedenen Arbeitskreise des Vereins für Naturkunde in Osthessen (VNO) angenommen und botanische Kartierungen der vorhandenen Vegetationskomplexe sowie Erhebungen über unterschiedliche Organismengruppen, wie den bereits oben erwähnten Tiergruppen sowie über Tagfalter, Wespen und Bienen durchgeführt. Die erzielten Ergebnisse sind in einer vom VNO herausgegebenen Publikation („Naturerlebnis Hauneteiche. Entwicklung eines Naturschutzgebietes zum Domizil seltener Arten.“) dokumentiert. Zukünftig bleibt nun abzuwarten, wie sich dieses Gebiet, das seiner natürlichen Dynamik weitgehend überlassen bleiben soll, weiter entwickeln wird.

Neben seiner bemerkenswerten floristischen und faunistischen Ausstattung soll an dieser Stelle ein weiterer Aspekt angeführt werden. Denn der Haunestausee dient auch als wichtiges Naherholungsgebiet, so dass hier die unterschiedlichen Ansprüche von Naturschutz und Freizeitgestaltung in Einklang gebracht werden müssen. Zum anderen ergibt sich neben der Möglichkeit zur Entspannung und Ruhe für die Besucher auch die Gelegenheit, vertiefte Einblicke in die Tier- und Pflanzenwelt zu erwerben, von denen sich möglicherweise ein sorgsamerer beziehungsweise nachhaltigerer Umgang mit der Natur ableiten kann.

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