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„Mittelmüllers“ in Großenbach nach Vorgaben des Denkmalschutzes aufwändig restauriert

Hünfeld. Man sollte schon viel Herzblut mitbringen, wenn man in ein Fachwerkhaus oder Gehöft einziehen will. Erst recht, wenn es grundlegend saniert und restauriert werden muss und unter Denkmalschutz steht. Ganz offensichtlich haben Markus und Tatjana Bodesheim das nötige Herzblut. Mit ihren drei Kindern sind sie Besitzer des Fachwerkhauses mit angrenzender Scheune in der Glockengasse 8 im Hünfelder Stadtteil Großenbach. In einer eigenen Wohnung wohnt ihre Tante Marianne Werner mit im Haus.

Beschrieben ist das Anwesen in der Großenbacher Dorfchronik als „Mittelmüllers“. Die ehemalige Mühle aus dem 17. Jahrhundert stand ursprünglich längs der Straße. Der Mühlgraben floss an ihre vorbei. Mit dem Bau des heutigen Fachwerkhauses im Jahre 1858 wurden Mühlgraben und Mühlrad überbaut, so dass sich beide in einem unterirdischen gewölbten Gang, der heute noch vorhanden ist, unter dem Haus befinden. Die Mühle war nach dem Krieg noch in Betrieb und bis zur Niederlegung des Mühlgrabens floss somit das Wasser unter dem Haus hindurch und weiter zur Hasel. Entsprechend waren die darüber liegenden Räume als Arbeitsräume des Müllers gebaut.

Nach fachlicher Beratung durch die Sachbearbeiterin für Denkmalpflege beim Landkreis Fulda, Diplom-Ingenieurin Eva Kohlmann, die Markus Bodesheim als hilfreich empfand, begann er im Jahre 2009, fast ausschließlich in Eigenleistung und den Vorgaben des Denkmalschutzes entsprechend, zu restaurieren. Auch wenn die Raumaufteilung weitestgehend beibehalten worden sei, so habe doch das Innere komplett entkernt werden müssen, beschreibt Markus Bodesheim, der bei der hessischen Zentralstelle für Datenverarbeitung in Hünfeld beschäftigt ist, die umfängliche Arbeit, die bis zum Einzug im Februar 2010 dauerte.

Die Balken wurden freigelegt, und weil diese in Ordnung waren, blieben sie stehen und wurden fachgerecht in die neu errichteten Wände eingefügt. Der Fußboden aus Lehm wurde mit Holzdielen abgedeckt und marode Fenster durch neue Holzfenster ersetzt. Um eine sinnvolle Raumhöhe zu erhalten, wurden die Decken abgehangen, wobei die Deckenbalken sichtbar blieben. Beeindruckend ist der Mittelbalken, der das Haus in Längsrichtung durchzieht und aus einem Stück gearbeitet ist. Die Lehmwände wurden erhalten und die Außenwände mit Holzfaserdämmplatten gedämmt. Lehm schaffe ein gutes Raumklima, sagt Markus Bodesheim.

Da es sich ja um die Räume der Mühle handelte, mussten Bäder und Küche neu eingebaut werden. Ebenso wurden die Wasser- und Stromleitungen völlig erneuert, um den heutige Ansprüchen zu genügen. Geheizt wird in einer Kombination aus Holz und Öl. Von der ans Wohnhaus angebauten Scheune wurde ein Teil des Daches zu Gunsten einer Dachterrasse entfernt, die von den Kindern gerne als Spielfläche genutzt wird. An der Außenfassade waren keine baulichen Maßnahmen notwendig, denn diese war in den Jahren 1988 und 1999 umfassend renoviert worden.

Markus und Tatjana Bodesheim hatten mit dem Haus auch die dazugehörige Landwirtschaft übernommen, die im Nebenerwerb größtenteils durch den Vater von Markus, Anton Bodesheim, betrieben, aber im vergangen Jahr eingestellt wurde. Trotz der vielen Arbeit, den Vorgaben der Denkmalpflege, hoher Kosten und bescheidenen Zuschüssen haben Markus und Tatjana Bodesheim nie bereut, aus der Mietwohnung in Hünfeld in das Fachwerkhaus nach Großenbach gezogen zu sein.

Bild: Unter dem Treppenaufgang befindet sich noch der Eingang zu dem überbauten Mühlgraben.

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