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Anzeichen von Gewalt erkennen und richtig handeln

Rund 12.500 Kinder unter 14 Jahren sind 2013 Opfer sexuellen Missbrauchs geworden, heißt es in der Kriminalstatistik des Bundeskriminalamtes. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Eine Chance, Kindesmisshandlungen und -missbrauch zu erkennen, sind Vorsorgeuntersuchungen beim Kinder- und Hausarzt. Allerdings sind viele Ärzte bei der Diagnostik von Gewalt stark verunsichert. Aus diesem Grund unterstützt die Techniker Krankenkasse (TK) nun schon zum zwölften Mal die Internationale Kasseler Fortbildung zur Medizinischen Diagnostik bei Kindesmisshandlung. Die Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Intervention bei Kindesmisshandlung und -vernachlässigung (DGfPI) findet vom 13. bis 14. März am Klinikum Kassel statt.

Der Organisator der Fortbildung, Dr. Bernd Herrmann, kritisiert: „Kindesmisshandlung wird viel zu selten von Ärzten erkannt. Das liegt vor allem daran, dass dieser Aspekt im Medizinstudium und in der Ausbildung zum Facharzt bisher kaum eine Rolle spielt.“ Gleichzeitig ist aber die Verantwortung der Ärzte mit Inkrafttreten des Bundeskinderschutzgesetz im Januar 2012 deutlich gestiegen. „Die Mediziner sind darin eindeutig aufgefordert zu handeln, wenn sie Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung feststellen, und sind auch befugt, das Jugendamt zu alarmieren“, sagt Dr. Barbara Voß, Leiterin der TK-Landesvertretung Hessen. Um diesem gesetzlichen Auftrag nachzukommen ist umfangreiches Vorwissen erforderlich. In der Kasseler Fortbildung lernen die Ärzte, welche Verletzungen auf Misshandlungen hindeuten und wie sich Kinder verhalten, denen sexuelle Gewalt wiederfahren ist. Die TK in Hessen fordert vor allem Kinder- und Hausärzte auf, sich bei der Tagung in Kassel fortzubilden.

Die Fachkonferenz in Kassel ist das erste bisher einzige strukturierte Ausbildungsangebot für medizinische Diagnostik bei Kindesmissbrauch. Seit die Fortbildung 2003 zum ersten Mal angeboten wurde, sind bereits über 1.000 Mediziner aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und Italien weitergebildet worden.

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