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Rekordbilanz für sehgeschädigte und blinde Judoka bei Meisterschaften der Sehenden

Der hessische Landeskader Sehgeschädigtenjudo hat bei den Junioren-Meisterschaften der Vollseher großartige Erfolge erzielt. Mit der 16-jährigen Leichtgewichtlerin Tabea Müller konnte sich erstmals eine vollblinde Athletin für die Deutschen Meisterschaften U18 und U21 des Deutschen Judo-Bundes an den vergangenen beiden Wochenenden qualifizieren. Bereits in den Qualifikationswettkämpfen waren die Athleten des Leistungszentrums HBRS/Blau-Gelb/Blista Marburg so erfolgreich wie nie zuvor. Bei den Südwestdeutschen (14./15. Februar) und Hessischen (31. Januar) Meisterschaften der Nicht-Behinderten gewannen sie insgesamt fünf Gold- und drei Bronzemedaillen.

HBRS-Präsident Gerhard Knapp sagt: „Die Erfolge unserer sehgeschädigten und blinden Judoka gegen Sehende zeigen, dass Inklusion beim Sport großartig funktionieren kann. Das Leistungszentrum und seine Judoka sind hinsichtlich ihrer Vorbildfunktion ein sprichwörtlicher Leuchtturm für andere Sportarten. Menschen mit und ohne Behinderung können viele Wettbewerbe hervorragend gemeinsam bestreiten. Der HBRS zeigt, dass Inklusion im Sport nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis funktioniert und will auch in Zukunft anderen Sportarten und Verbänden Möglichkeiten aufzeigen und sie unterstützen.“

Herausforderung für Blinde und Sehende gleichermaßen

Für den Kampf gegen sehende Gegner müssen die sehgeschädigten und blinden Judoka außergewöhnliche Fähigkeiten entwickeln. HBRS-Landestrainer Markus Zaumbrecher sagt: „Tabea zum Beispiel benötigt als vollblinde Judoka einen extrem guten taktilen Sinn. Sie muss spüren, was der Gegner mit ihr macht, sonst ist sie orientierungslos. Erst wenn ihr Gegenüber sie beim Griffkampf am Anzug packt, tappt sie nicht mehr buchstäblich im Dunkeln. Für ihre sehenden Gegner ist das ebenfalls eine große Herausforderung. Ein Kampf gegen eine blinde Gegnerin ist schließlich nichts Alltägliches.“

Auch der 18-jährige Schwergewichtler Tulga Demirel kann zufrieden auf die Meisterschaftsserie zurückblicken. Nach einer Goldmedaille in der U21-Konkurrenz der Hessischen Meisterschaften und Silber bei der Südwestdeutschen hätte er ebenfalls auf Bundesebene starten können, musste aber wegen einer Verletzung passen. Demirel erkennt seine Gegner aufgrund einer Sehschwäche nur schemenhaft. Zaumbrecher traut ihm und weiteren Athleten eine erfolgreiche Laufbahn im Behindertensport zu. Die jüngsten Erfolge haben den Landeskader noch selbstbewusster werden lassen. Der Landestrainer meint: „Ja, das Ziel ist ambitioniert, aber im Jahr 2020 wollen wir mehrere Hessen bei den Paralympics in Tokio auf die Matte stellen.“

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