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Zerstörung und Heil – Vater Noah – Uraufführung der Neufassung von Inga Storck-Schnabel

DSC_0090Ein alter Gewölbekeller (Kulturkeller in Fulda) liegt in absoluter Dunkelheit. Stille beherrscht den Raum. Alles gleicht einem Schutzbunker in Kriegszeiten. Eng bestuhlt sitzen die Menschen und warten auf das Licht. Eine gebeugte Gestalt (Heiko Stolz) schleppt mit letzter Kraft ein schweres Brett durch die Dunkelheit. Es ist Noah, der die ganze Nacht durchgearbeitet hat an seinem Lebensprogramm – der Arche. Er ist am Ende seiner Kräfte. Nur ein Traum (in Form einer Performance) kann ihn aus dieser schrecklichen Wirklichkeit noch retten.

Ein Traum von der Erschaffung von Himmel und Erde breitet sich vor seinem Traumauge aus. Die Performance beginnt mit einer schwarz-öligen Chaosmasse, die sich durch den rettenden Ausruf des Schöpfergottes: „Es werde Licht“  zu einem strahlenden Licht verwandelt (Lichtregie: Andreas Schnell). Zarte Flötenklänge (Sr. Hildegard Wolters OSB) verbinden sich mit poesievollen Worten und anmutigen Bewegungen. Der Psalmengesang (Christine Happ) begleitet behutsam die Übergänge zur rauen Wirklichkeit.

Alles, was Noah im Herzen bewegt und keine Sprache nach außen findet, spricht er verhüllt auf einem Gebetsschemel vor seiner Arche, eine Sprecherin (Inga Storck-Schnabel) verleiht ihm behutsam die Stimme. Eine andere Sprecherin (Isabell Eckert) gibt die nötige Information über seinen Auftrag, die Arche zu bauen. Immer wenn die Realität zu hart und herausfordernd wird, betet Noah zu Gott.

DSC_0100Rebecca (Petra Kling), seine Frau, die zwischen ihrer Liebe zu Noah und ihren Kindern steht, hat den schwierigsten Part in dem Stück, die Rolle der Vermittlerin, der Anklägerin, der Mitleidenden und Nichtverstandenen. Sems Frau (Monika Kling) hat den Mut, Noah die schreckliche Wirklichkeit ins Gesicht zu schleudern.

Und dann ist da noch die gute Lea (Beate Limbach), die Bewahrerin der Natur. Sie will  Noah vor dem Bösen warnen und muss dabei ihr Leben hingeben. So wie Noah erfährt auch die gute Lea den Spott, Hohn und die Verachtung des Volkes, das mit roher Gewalt Mensch und Natur tötet. Eine besondere Bedrohung übt die Herrscherin (Inga Storck-Schnabel) in Begleitung eines ängstlichen Baumeisters (Daniel Kramer) und einer völlig erschöpften Tänzern (Beate Limbach) auf Noah und seine Frau Rebecca aus.

Die Zuschauer konnten am Ende des Stückes aufatmen. Schrecken, Tod und Verzweiflung  hatten am Ende nicht das letzte Wort. Nach der Pause blieb auf der Bühne das Paradiesbild stehen; die Sehnsucht zu diesem friedvollen Ort blieb so ständig im Gedächtnis der Zuschauer. Das zärtliche Flötenspiel und der tröstliche Gesang dieser Friedenssehnsucht, die in jedem Menschen tief verankert ist, wurde in der neuen, von keiner Arbeit beschmutzten Kleidung von Noah und seiner Frau, die still und fast kindlich staunend durch den Zuschauerraum gingen, offenbar.

DSC_0095Die „Paradiescollagen“ der Messdiener der Innenstadtpfarreien „Gruppe St. Nikolaus“ unter Leitung von Marianne Stehling hatten von der Bühne entfernt das Gleichgewicht zum „Chaos“ wunderbar geschaffen.

Eine der letzten Worte der Autorin: „und eine neue Friedensschöpfung mit großer Zukunft brach an“. Ist es nur ein Wunsch, bleibt es ein Traum oder ist die Sehnsucht im Menschen so groß, dass es geschehen kann?

Das Publikum ging mit einer kleinen gebackenen Arche mit einer eingeritzten Friedenstaube unter den vielen Eindrücken von Tod und Leben nachdenklich nach Hause.

Eine weitere Aufführung unter der Schirmherrschaft von Prof. Dr. Gerhard Stanke findet am Sonntag, 26. April 2015, um 15:00 Uhr im Kulturkeller Fulda statt.

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