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Probleme in Kerzell weiter verfolgen

Die Bewohner des Ortes Kerzell leiden auch nach Fertigstellung der A66 und der Stilllegung der B40 unter starker Lärmbelästigung. Ein aufgeschütteter Wall, der die Bürger vor dem Lärm der Autobahn schützen soll, bewirkt eher das Gegenteil. Der Schall, der durch die Züge auf der Bahnstrecke Fulda-Frankfurt entsteht, landet an diesem neuen Wall und wird von dort ins Dorf zurückgeworfen. Das bedeutet: Die Züge auf der Schnellbahnstrecke sind für die Kerzeller Bürger nun deutlich lauter als vor dem Lückenschluss der A66.

Die Mitglieder der Aktionsgemeinschaft A66 Kerzell haben mit der Bundestagsabgeordneten Birgit Kömpel (SPD) eine Politikerin an ihrer Seite, die sich der Problematik annimmt. Vier Vertreter der Aktionsgemeinschaft waren auf Vermittlung Kömpels bereits in Berlin um dem Vorsitzenden des Verkehrausschusses, Martin Burkert (SPD), die schwierige Situation zu schildern.

Nun war am Mittwoch Ines Jahnel, Lärmschutzbeauftragte der Deutschen Bahn AG, von Berlin nach Kerzell gereist, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Begleitet wurde sie von Hans-Georg Zimmermann, Lärmschutz-Sprecher im DB-Konzern. In Anwesenheit von etwa 40 Kerzellerinnen und Kerzellern begrüßte Reiner Seifert, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft, die Abgeordnete Birgit Kömpel, die beiden Vertreter der Bahn sowie alle Interessierten.

„Im Koalitionsvertrag ist festgeschrieben, dass der durch Verkehr verursachte Lärm deutlich gemindert werden muss“, sagte Birgit Kömpel, die Mitglied im Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages ist. Sie wolle und könne den Kerzellern nichts versprechen, doch werde sie die Problematik weiter verfolgen. In den kommenden Tagen werde sie ein Gespräch mit Vertretern des Ministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur führen. Kömpel schloss nicht aus, dass Mittel aus einem Investitionsprogramm für Kerzell abgerufen werden könnten. Doch das ginge sicher nicht von heute auf morgen. Wichtig sei, dass per Messung nachgewiesen werden könne, dass sich aufgrund des neuen Walls die Belastung in Kerzell deutlich erhöht habe. „Nachts ein Fenster zu öffnen, ist nun nicht mehr möglich“, sagte eine junge Mutter, die direkt an der Bahnstrecke wohnt. Und sehr wahrscheinlich ist, dass schon bald weitere Teile Kerzells vom Lärm der Bahnstrecke verstärkt belästigt werden. Die alte B40-Brücke wird im Mai abgerissen. Sie fungierte quasi als Lärmschutz für weite Teile des Ortes.

Ines Jahnel kritisierte, dass die vermeintliche Kerzeller Lärmsanierung durch den Wall nicht „zwischen Schiene und Auto“ abgestimmt worden sei. Sie wies darauf hin, dass bis zum Jahr 2020 alle Güterzüge mit einer Flüsterbremse ausgestattet sein müssten. „Der Mensch nimmt dann eine Halbierung des Lärms wahr“, sagte Jahnel, die den Anwesenden nicht zusagen konnte, dass die Bahn in Eigenregie für Lärmschutz in Kerzell sorgen wird. „Aber wir haben die vorhandene Problematik wahrgenommen und können natürlich unterstützend tätig werden“, erklärte die Lärmschutzbeauftragte.

Reiner Seifert dankte den beiden hochkarätigen Bahnvertretern für ihre Reise nach Kerzell und ihr großes Interesse. Und in Richtung Birgit Kömpel sagte er: „Ich bin froh, dass wir Dich haben.“

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