Logo

Workshop über Möglichkeiten der Beschäftigung von Flüchtlingen

„Ich möchte gerne die deutsche Sprache lernen. Wo kann ich hier Arbeit finden?“ Diese beiden Sätze gehören oft zu den ersten Anliegen, die Flüchtlinge an uns richten, wenn Sie einer unserer Flüchtlingsunterkünfte zugewiesen werden. Sie zeigen den Wunsch sich aktiv in unsere Gesellschaft einbringen und Verantwortung für das eigene Leben übernehmen zu wollen. Das wollen wir unterstützen. Zu diesem Thema haben sich auf Initiative des AWO Kreisverbands Fulda und der Gemeinde Ebersburg Unternehmer aus Ebersburg und Kreistagsabgeordnete mit Vertreten der zuständigen Behörden im Bürgerhaus Weyhers getroffen und diskutiert.

Herr Latsch (Wirtschaftlicher Leiter des AWO Kreisverbands Fulda) eröffnete den Abend mit einer kurzen Beschreibung der Situation. Viele Flüchtlinge sind mit dem Wunsch und der Vorstellung nach Deutschland gekommen, möglichst schnell eine Arbeit zu finden und auf eigenen Beinen zu stehen. Lange Wartezeiten des Asylverfahrens und hohe Barrieren zum Arbeitsmarkt führen dazu, dass viele Flüchtlinge über Monate und Jahre in Unterkünften festsitzen und dringend nach Beschäftigung fragen. „Gleichzeitig wurden wir in den letzten Monaten von vielen Unternehmern angesprochen, ob und wenn ja wie ein Beschäftigung möglich sei. Aus diesem Grund wollen wir uns heute zu diesem Thema gegenseitig besser informieren.“
Herr Körzell von der Agentur für Arbeit erläuterte die komplexe Gesetzesgrundlage zur Beschäftigung von Flüchtlingen. Beschäftigung und Praktika seien zwar grundsätzlich möglich aber gerade in den ersten Monaten nur mit Überwindung hoher Hürden (Vorangprüfung durch die Agentur für Arbeit, Genehmigungen durch Ausländerbehörde, etc.) zu realisieren. Der Vertreter der Ausländerbehörde, Herr Michael Wehner, und Frau Schmidt vom Fachdienst Zuwanderung bestätigten und ergänzten die Ausführungen.
Herr Nesemann vom Kreisjobcenter wies darauf hin, dass die beste Form der Beschäftigungsaufnahme die Aufnahme einer Ausbildung sei, die ohne größere Einschränkungen oder Vorabprüfungen möglich und mit Blick auf über 700 freie Ausbildungsstellen im Landkreis Fulda eine echte Alternative ist. Hierbei gilt es vor allem die Sprachkompetenzen der Flüchtlinge so gut wie möglich zu verbessern, um einen erfolgreichen Abschluss von Ausbildung und Berufschule zu gewährleisten.

Frau Pflüger, Sozialpädagogische Betreuung im AWO Haus Weyhers, zeigte in diesem Zusammenhang am Beispiel der Unterkunft in Weyhers auch unterlegt mit Zahlen auf, wie hoch die Motivation der Flüchtlinge ist: Ca. 77% der Bewohner des AWO Haus Weyhers sind in irgendeiner Form bereits in einen Sprachkurs eingebunden. „Der größte Teil der Bewohner ist bereit auch nach Ablauf des durch den Landkreis finanzierten 60h-Sprachkurs weiterzumachen und selbst zu der Finanzierung mit beizutragen. Das macht den hohen Wunsch eines Spracherwerbs deutlich.“ Acht Bewohner arbeiten zudem bereits als 1-EUR-Jobber für die Gemeinde oder gemeinnützige Organisationen, weitere 17 Bewohner habe sich für eine solche Beschäftigung angemeldet. Auch das zeigt die hohe Motivation.

Auch bei den Unternehmern wurde hohes Interesse an einer Zusammenarbeit signalisiert. Die Suche nach neuen guten Mitarbeitern und Auszubildenden gestaltet sich – wie allgemein bekannt ist – zunehmend schwieriger. Hierbei wurde eindringlich der Wunsch an die Behörden und die Politik formuliert, den Zugang zu potentialen Arbeitnehmern gerade mit Blick auf Praktika und niedrigschwelliger Beschäftigung zu vereinfachen und eine deutliche Verbesserung des Deutschkursangebots zu ermöglichen.

Frau Kram, Bürgermeisterin von Ebersburg, formulierte zum Abschluss den Wunsch an die Unternehmen, für dieses Thema Multiplikatoren auch in anderen Netzwerken zu sein. Der starke Wunsch nach Arbeit und Spracherwerb der neuen Bewohner in der Gemeinde sollte genutzt und nicht durch zu langes Warten in Frustration umgewandelt werden. Hierzu können Unternehmen durch die Bereitstellung von Beschäftigungsmöglichkeiten einen wichtigen Beitrag leisten – auch in ihrem eigenen Interesse.
Herr Latsch dankte für die offene und überaus informative Diskussion und ermutigte die Anwesenden an dem Thema weiterzuarbeiten. Der AWO Kreisverband Fulda wird hierbei gerne im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützen, beraten und Kontakte herstellen.

Categories:

Alle Nachrichten