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Beruflich durchstarten in einer Teilzeit-Ausbildung

Alleinerziehend, mit zwei kleinen Kindern und ohne Beruf – aber voller Tatendrang und Willen: Ina-Kristin Sippel hat ihre Zukunft in die Hand genommen. Mit Unterstützung von Familie, Arbeitgeber und Kreisjobcenter macht die heute 30-Jährige derzeit eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten – in Teilzeit. Ein solcher Weg muss kein Einzelfall sein.

„Ich habe früh Kinder bekommen, mich vom Vater der Kinder getrennt und wusste lange gar nicht, dass eine Ausbildung auch in Teilzeit möglich ist“, blickt Ina-Kristin Sippel zurück. Doch die junge Mutter von einer inzwischen 13-jährigen Tochter und einem 10-jährigen Sohn wollte sich nicht damit abfinden, dass der Bezug von Arbeitslosengeld II alles sein sollte. 2010 holt sie ihren Realschulabschluss nach. Und als ihr eine Freundin von einer Kollegin erzählt, die ihre Ausbildung nach einer Schwangerschaft in Teilzeit fortsetzte, wird sie hellhörig. Sie macht sich schlau und erhält beim Kreisjobcenter Unterstützung für ihr Vorhaben. Denn in 2005 wurde die gesetzliche Grundlage geschaffen, Ausbildungen mit reduzierter Wochenarbeitszeit und dennoch vollwertig absolvieren zu können.

„Dabei gibt es zahlreiche, auf den individuellen Fall abgestimmte und kombinierbare Hilfen für Auszubildende in Teilzeit. Das reicht von der sozialpädagogischen Unterstützung, über die schulische Lernhilfe bis hin zu finanziellen Leistungen wie Berufsausbildungsbeihilfe“, erklärt Anke Wehner. Sie ist im Kreisjobcenter die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt. Diese Angebote sollen es jungen Menschen auch ohne familiären Rückhalt und in Krisensituationen ermöglichen, einen Start in ein geregeltes Ausbildungsleben zu finden und zu bewältigen.

Ina-Kristin Sippel fand den Einstieg dank eigener Initiative. Drei Bewerbungen hat sie schreiben müssen: „Darin bin ich erst einmal nicht auf eine Teilzeit-Ausbildung eingegangen.“ Ihr jetziger Arbeitgeber, der Fuldaer Neurologe Dr. Ulrich Walter, lud sie zum Bewerbungsgespräch ein. Ein Tag Probe arbeiten, ein Praktikum, dann waren sich Arbeitgeber und die Auszubildende einig. „Für mich war es kein Problem, als Frau Sippel den Wunsch äußerte, ihre Ausbildung in Teilzeit absolvieren zu wollen“, schildert der Facharzt und ergänzt: „Entscheidend war, dass das gesamte Team dies mitträgt. Das Praxisteam ist sehr erfahren, und alle haben selbst erlebt, Beruf und Familie miteinander in Einklang bringen zu müssen.“ Trotzdem gab es noch eine Hürde zu nehmen: Die zuständige Landesärztekammer gestattete die Teilzeit-Ausbildung nur unter zwei Bedingungen. Die 30-Jährige muss zum einen die Ausbildung mit mindestens 30 Wochenstunden absolvieren. Zum anderen muss sie eine sozialpädagogische Unterstützung in Anspruch nehmen.

Von Beginn ihrer Ausbildung an hat die junge Mutter nun mindestens einmal in der Woche Kontakt zu Patricia Rothmann vom Grümel-Projekt „(Allein)Erziehende in betrieblicher Ausbildung“ (kurz: AlibA), ein fester Kooperationspartner des Kreisjobcenters. „Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht der Auszubildende. Wir spannen ein Netzwerk zwischen Schule, Arbeitgeber, Familie und sind Ansprechpartner für alle“, erklärt Patricia Rothmann. Oft setzt ihre Arbeit bereits im Vorfeld einer Ausbildungsplatzsuche ein und geht bis zur konkreten Hilfe etwa beim Stellen von Anträgen. „Wir helfen dabei, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, damit Auszubildende während ihrer Ausbildung nicht schlechter dastehen als davor.“

Auch Ina-Kristin Sippel weiß diese Hilfe mit Rat und Tat zu schätzen – auch wenn sie bislang keine Probleme in ihrer Ausbildung hatte. Zur Hälfte hat die 30-Jährige bereits geschafft – jüngst hat sie ihre Zwischenprüfung abgelegt. Und auch in die Zukunft blickt sie optimistisch: „Am Anfang war alles ungewohnt, der Alltag der gesamten Familie musste umstrukturiert werden, aber inzwischen hat sich das alles eingespielt – auch dank meiner Kinder und meinem Freund“, weiß die angehende medizinische Fachangestellte.

Zum Bild: Ina-Kristin Sippel absolviert in der Praxis des Fuldaer Neurologen Dr. Ulrich Walter eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten, und dies in Teilzeit.

Info
Beratungsbüro für (Allein)Erziehende
Frau Stern, Frau Linder
Telefon (0661)6006-8557

Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt
Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda
Frau Bonacker
Telefon (06621)209-543

Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt
Kommunales Kreisjobcenter Fulda
Frau Wehner
Telefon (0661)6006-8082

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