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Eine einzigartige persönliche Erinnerung

An rund vier Dutzend Orten können Pilger auf der Bonifatius-Route die von ihnen bewältigte Strecke in einem Pilgerausweis dokumentieren. In Kirchen und Herbergsbetrieben, aber auch an Orten, die nur der Wanderer auf der rund 180 Kilometer langen Strecke zwischen Mainz und Fulda erreichen kann, liegen Stempel und –kissen bereit – als individuelles Andenken an ein besonderes Erlebnis. Neu im Fuldaer Land ist unter anderen die Stempelstelle in Blankenau.

Michael Friedrich, Leiter der Volkshochschule Fulda und Vorstandsmitglied des Vereins Bonifatius-Route, freut sich, dass die beiden Studentinnen Lena Leinweber und Katharina Knobloch, beide 21, erstmals zu einem Ort an der Bonifatius-Route gekommen sind. An einen mehrfach besonderen: zur katholischen Kirche nach Blankenau im Fuldaer Land.

Denn mitten im Ort liegt das einzige ehemalige Kloster der Zisterzienserinnen auf fuldischem Gebiet. Um 1270, weist ein Schild an der Kirchenmauer aus, wurde die Kirche Simon und Judas erbaut – dem Bau mit dem wohl ältesten Vierungsturm Deutschlands. Der Kirche direkt gegenüber liegt das um 1700 erbaute Propsteischloss. Seit 1906 wird es als Pfarrhaus genutzt. Heute leben und arbeiten Patres des Franziskaner-Ordens aus Kroatien in der Seelsorge der umliegenden Gemeinden.

Pfarrer Stipe Pervan führt die Gäste durch die neuen Übernachtungsmöglichkeiten im benachbarten alten Schulhaus. Ist alles nicht nur blitzblank, sondern auch sehr komfortabel: mit einer voll ausgerüsteten Küche, einem weiträumigen Bad und neben der Möglichkeit zu einer Lagerstatt für mehr als zwei Dutzend Personen auch einem Zimmer mit zwei Doppel-Etagen-Betten. Michael Friedrich schwärmt: „Das ist sicher eine der komfortabelsten Unterkünfte für Pilger auf der gesamten Route.“ Doch zurück zur Stempelstelle in der Kirche gegenüber.

Im Habit der Franziskaner, der braunen Kutte mit dem hellen Gürtel, begleitet Pater Robert die Erst-Pilgerinnen zur neuen Stempelstelle an der Bonifatius-Route in dem katholischen Gotteshaus. Stempel und Kissen liegen gleich rechts vom Eingang – und sind damit leichter zu finden als das Abbild des Heiligen Bonifatius. Michael Friedrich schmunzelt, denn um dieses entdecken zu können, muss der Pilger oder Wanderer erst den Blick zur Wandmalerei an der Decke richten.

Mit dem Auto nicht erreichbar
Die Idee, dass Pilger ihre zu Fuß zurückgelegte Strecke durch einen Nachweis über Stempel längs ihres Wegs nachweisen können, sagt Michaela Brechel, stammt von der bekanntesten Pilgerroute, dem sogenannten Himmelspfad. Besser bekannt als Jakobsweg mit Ziel im spanischen Santiago de Compostela. „Der Ausweis soll vor allem Missbrauch vorbeugen.“ Missbrauch? Eben dass Menschen von sich behaupten, sie wären auf einem Pilgerweg marschiert, ohne ihn je zu Fuß betreten zu haben. „Deshalb ist ein Teil der Stempelstellen auch nur zu Fuß zu erreichen und kann nicht per Auto oder Rad angefahren werden“, erklärt die Diplom-Pädagogin. Wie auf der Bonifatius-Route.

Michaela Brechel ist bereits 3000 Kilometer auf Jakobswegen gelaufen und wird ihre Erfahrungen, dass „Pilgern auch auf der Bonifatius-Route ein wunderbarer Ausgleich für Berufstätige ist, bei dem man mit Gleichgesinnten ein Ziel vor Augen hat und sich nicht ständig neu entscheiden muss“ in einem Workshop der Volkshochschule Fulda im Herbst weitergeben. Ihren Zuhörerinnen und Zuhörern wird sie auch vermitteln, dass es auch auf der Strecke von Mainz nach Fulda gilt: nur das nötigste Gepäck mitzunehmen, stets zur Sicherheit Wasser und etwas zu Essen dabei zu haben und am besten mit Hilfe des Wanderpakets oder den Informationen der Bonifatius-Route im Internet eine Übernachtungsgelegenheit zu buchen.

Stempelstellen unterteilt nach Etappen
Per Klick sind auf der Homepage des Vereins alle Stempelstellen zu finden – unterteilt nach den Etappen Mainz bis Bad Vilbel, Bad Vilbel bis Gedern und Gedern bis Fulda. Darunter beispielsweise das katholische Pfarramt von Flörsheim-Wicker, die „Herberge“ mit Gästezimmern am Hof in Alt-Niederursel in Frankfurt oder der Landgasthof „Kleinheiligkreuz“ in Großenlüder. Mögen diese noch per Rad oder Auto zu erreichen sein, die Stempelstelle „hinter den ersten Gärten von Limeshain-Rommelhausen von Altenstadt kommend auf einem Privatgelände“ ist es nicht.

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