Logo

Breitbandgesellschaft erhöht ihr Stammkapital erheblich – Görig kritisiert Verhalten der Telekom scharf

„90.000 Endkunden in 240 Ortsteilen in 34 Kommunen in zwei Landkreisen wollen endlich teilhaben am schnellen, modernen und ausbaufähigen Internet. Die großen Anbieter haben sich nicht gekümmert. Und jetzt, nach den klaren Gremienbeschlüssen zur Kapitalerhöhung für die bigo, geht es mächtig voran. Jetzt wird keine Zeit mehr verloren. Und wir lassen uns auch nicht auseinanderdividieren von Aktivitäten der Unternehmen im Telekommunikationsmarkt in Bereichen, von denen sie bis vor kurzem nichts wissen wollten.“

So bewertet Vogelsberg-Landrat Manfred Görig den „sehr guten Schulterschluss“ des Vogelsbergkreises und 17 seiner Kommunen, die am Montag in Lauterbach unter der Leitung von Notar Tobias Schul für eine sehr deutliche Erhöhung des Stammkapitals der Vogelsberger Breitbandgesellschaft (BBV) gestimmt haben.

Die BBV erhöht mit dem Gesellschafterbeschluss am Montag das Stammkapital um rund 2,7 Millionen Euro und stellt es der „Tochtergesellschaft“ bigo zur Verfügung. Damit hat der Vogelsberg die Voraussetzung geschaffen, dass die Breitbandgesellschaft in den Kreisen Wetterau und Vogelsberg mit einem Eigenkapital von rund 10 Millionen Euro agieren kann. Die Verhandlungen mit Kreditgebern und die Prüfung von Fördermöglichkeiten durch Land und Bund laufen auf Hochtouren, berichtete bigo-Prokurist Stefano Jardella auf der Gesellschafterversammlung im Posthotel Johannesberg in Lauterbach, zu der alle Bürgermeisterinnen und Bürgermeister gekommen waren, die Anteile an der Kreis-Gesellschaft BBV halten.

„Weil der Markt und vor allem die Marktführer versagt haben, haben verantwortungsbewusste Kommunalpolitiker zum Wohle ihrer Bürger und der Unternehmen der Region die Sache dann selbst in die Hand genommen und kümmern sich nun um diesen Kernbereich der Daseinsvorsorge“, unterstreicht Landrat Görig in einer Pressemitteilung.

Alle 18 Vogelsberger Gesellschafter sagen eindeutig Ja zum Ausbau des schnellen Internets mit der bigo, deren Geschäftsführer Manfred Görig ist. Ganz überwiegend einstimmig hatten in den vergangenen Wochen die Gremien des ZOV, des Wetteraukreises, des Vogelsbergkreises und hier – im Bereich der Kreisgesellschaft BBV – 14 Stadtverordnetenversammlungen und Gemeindevertretersitzungen der Kapitalerhöhung zugestimmt. Lediglich Homberg und Gemünden haben noch keine Parlamentsbeschlüsse gefasst – die Bürgermeister stellten in der Gesellschafterversammlung jedoch die entsprechenden Erhöhungen in Aussicht.

Scharfe Kritik am Verhalten der Telekom übt bigo-Geschäftsführer Manfred Görig. „Nachdem sie jahrelang den ländlichen Raum nicht beachtet haben, werden sie jetzt wach. Und dies nur, weil wir – die Kommunalpolitiker in zwei Landkreisen und 34 Kommunen – es wirklich ernst meinen. Das ist jetzt offenbar angekommen.“

Die Telekom versuche gegenwärtig, auch in den Bereichen, die sie noch Ende 2014 nicht ausbauen wollte, massiv einzugreifen und Gesellschafter herauszubrechen. „Das wird der Telekom nicht gelingen“, betont der bigo-Geschäftsführer.  Scharf kritisiert Görig die Lobbyarbeit der Telekom in Berlin und Wiesbaden, mit dem Ziel, Betreibermodelle – wie die bigo eines ist – zu diskreditieren. Die Telekom wolle jetzt einfach nur an das Geld des Steuerzahlers, um durch direkte Zuschüsse den eigenen Gewinn zu maximieren.

„Es sei aber gerade mit Blick auf den verantwortungsvollen Umgang mit Steuergeldern sinnvoller, in ein eigenes Glasfasernetz zu investieren, als die Investition in ein solches Netz durch ein privatwirtschaftliches Unternehmen mit 36 Millionen Euro zu subventionieren“, stellt Görig heraus.

Görig und Jardella kündigten an, bei der Bundesnetzagentur und beim Bundeskartellamt gegen die jetzt zur Unzeit erfolgenden Aktivitäten der Telekom zu intervenieren, wenn sie nun – nach ordnungsgemäß durchgeführter Markterkundung – „April, April!“ rufe und ihre marktbeherrschende Stellung zu Lasten missliebiger Aktivitäten missbrauche.

Landrat Görig hebt noch einmal hervor: das Geld der Kommunen für die Kapitalerhöhung der eigenen Gesellschaft ist kein Zuschuss zum Ausbau, sondern eine Kapitalanlage – den Anteilseignern gehört das Glasfasernetz, das ein Betreiber von der bigo mieten wird. Verhandlungen hierzu laufen gerade an. Dieser Betreiber wird später den Endkunden ein attraktives und marktfähiges Angebot machen.

Categories:

Alle Nachrichten, Politik & Wirtschaft, Wissenschaft & Technik