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„Rhön braucht mehr Ziegen“

„Was ein Aufhebens – die ist doch nicht einmal lecker“, werden sich die Ziegen vor einigen Tagen auf der Sandenhofer Hute gewundert haben, als die Mitglieder des Netzwerks Rhönbotanik sich für eine dort wachsende Silberdistel begeisterten.

Die Hobby-Botaniker rund um Biologe Uwe Barth kartieren die Flora der extensiv bewirtschafteten Bergwiese, die nahe des Parkplatzes „Köpfchen“ am Auersberg bei Hilders liegt. Nach Mai war dies der zweite gemeinsame Termin des BUND-Kreisverbands und der Rhönbotaniker, um die ökologische Wertigkeit der Fläche zu ermitteln.

Das Besondere: Außer von seinen Rindern lässt Stefan Hohmann, Pächter und Mitinhaber des Grundstücks, dieses auch von der Ziegenherde der BUND-Kreisgeschäftsführerin Julia Djabalameli beweiden. Vor drei Jahren begann die Zusammenarbeit, ursprünglich aus Solidarität mit der Melpertser Landwirtin, der keine anderen Flächen für ihre Herde zur Verfügung standen.

Mittlerweile sieht Hohmann eigene Vorteile: „Die Ziegen haben gut gearbeitet“, sagt er und meint damit die Reduzierung von Schlehen- und Weißdornbüschen auf der steilen und steinigen Fläche. Die Ziegen entrinden die unerwünschten Sträucher, sodass diese absterben. „Für die sechs Hektar wären eigentlich doppelt so viele Geißen nötig wie meine 40“, meint Djabalameli.

 

Der BUND unterstützt den Erhalt des „Landes der offenen Fernen“, weil diese Kulturlandschaft zahlreichen Tier- und Pflanzenarten einen einzigartigen Lebensraum bietet. Eine Infotafel des Naturparks Hessische Rhön vor der Sandenhofer Hute erläutert deren Entstehung infolge traditioneller Landnutzung. „Früher sind auf den Weiden immer Ziegen mitgelaufen“, ergänzt Stefan Hohmann, der sich nach eigenen Worten darüber freut, dass seine Wiese seit Beginn der Ziegenbeweidung für zusehends mehr Pflanzen- und Kleintierarten attraktiv geworden sei.

 

Nicht nur auf der Sandenhofer Hute, sondern in der gesamten Rhön fehlen nach Ansicht der Agraringenieurin Djabalameli Ziegen und auch Schafe für die Landschaftspflege. Ihrer Meinung nach ist es nachhaltiger, für die Offenhaltung der Landschaft Tiere anstelle von Motorsägen einzusetzen und zugleich nebenbei ein Lebensmittel zu produzieren. „Meine Ziegensalami verkauft sich sehr gut“, betont die Besitzerin des „Spiegelshofs“ in Melperts. Thymian und andere Kräuter, die die Geißen auf den Bergwiesen fräßen, trügen zum guten Geschmack der Wurst bei.

 

Neben verschiedenen Kräutern und Gräsern hatten die Rhönbotaniker im Mai auf der Hute auch zahlreiche Blühpflanzen wie Wiesen-Schlüsselblume oder eine Orchideenart entdeckt. „Es gibt hier eine große Artenvielfalt auf kleinem Raum“, attestiert Uwe Barth. Wie davon wiederum die Fauna profitiert, soll im August dokumentiert werden. Dann kommt auf Einladung des BUND-Kreisverbands eine Gruppe des Deutschen Jugendbundes für Naturbeobachtung (DJN) mit einigen Schmetterlingsexperten nach Hilders. So stellt beispielsweise die Silberdistel, die bis zu dem Termin hoffentlich blüht, zwar nicht für die Ziegen, wohl aber für einige Falterarten eine wertvolle Nahrungsquelle dar.

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Umwelt & Tourismus