Logo

Menschliches Handeln und die Artenvielfalt

Längst muss es jedem klar sein: unser menschliches Handeln bestimmt maßgeblich die Artenvielfalt unserer Erde. In einem spannenden Vortrag stellte Prof. Dr. Hans-Peter Ziemek von der Universität Gießen, Fachrichtung Biologiedidaktik, Auswirkungen des menschlichen Handelns auf die Artenvielfalt vor. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Forum im Foyer“ in der Ulstertalschule Hilders beleuchtete er die Thematik an einer Vielzahl von Beispielen.

Kaum jemand weiß, dass unser „Hunger“ nach immer neuen Handymodellen zum Aussterben der letzten Berggorillas führen wird. Auf nur noch 500 Tiere wird der aktuelle Bestand geschätzt, der in Ruanda ein letztes Rückzugsgebiet gefunden hat. Genau dort befinden sich aber auch die einzigen Vorkommen von Koltan, ein unersetzlicher Rohstoff für Handys. Damit ist absehbar, dass der Bergbau zu Gewinnung von Koltan zu Vernichtung des letzten Berggorilla-Lebensraumes führen wird.

Ein anderes Beispiel sind die billigen Rosen, die an vielen Supermarktkassen scheinbar günstig zu erwerben sind. Der Referent macht deutlich, dass diese überwiegend aus Ostafrika, insbes. aus Kenia stammen. Ein Hauptanbaugebiet ist der Naivashasee. Dort hat die permanente massive Düngung der Rosenanbaugebiete auch zu einer Aufdüngung des Sees geführt. Davon wiederum profitiert die eingeschleppte Wasserhyazinte. In einem dichten Teppich hat sie sich über den See gelegt und so den Fischern die Lebensgrundlage entzogen. Dass jede Nacht Flugzeuge, vollgepackt mit Rosen, von Ostafrika gen Europa starten, um uns mit billigen Rosen zu versorgen, gehört auch zu dieser Form von Globalisierung.

Als ein weiteres markantes Beispiel nennt Ziemek den ausufernden Anbau von Palmöl. Die ursprünglich auf einige Gebiete Afrikas begrenzte Palmölpflanze wird heute im großen Stil in Südostasien angebaut. Immer mehr Primärregenwald wird für den Anbau von Palmöl gerodet. Dabei ist Palmöl ohne Frage ein „Superprodukt“, das sich hervorragend für vielfältigste Verwendungen eignet. Es findet sich in der Zahncreme, in Margarine, vielen Backwaren, Kosmetikartikeln, Nutella usw. Keine andere Pflanze hat höhere Ölerträge. Aber auch hier ist es ein Geschäft der Großen. Nicht die Kleinbauern profitieren, sondern internationale Konzerne, die auch vor der Vernichtung der letzten Urwaldlebensräume der Orang-Utans nicht zurückschrecken.

An Hand dieser und weiterer Beispiele zeigt der Referent auf, wie sehr wir mit unserem alltäglichen Verhalten weltweit Einfluss auf die Artenvielfalt nehmen. Doch kaum jemand ist sich dieser Auswirkungen bewusst. Der Referent fordert daher, dass solche Aspekte stärker in der schulischen und außerschulischen Bildung thematisiert werden müssen. Eine „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ ist für den Referenten ein Gebot der Stunde. Einige Erfolge sieht der Referent in Europa. So hätte vor 30 Jahren kaum jemand mit der Rückkehr von Luchs, Wolf und Kolkrabe gerechnet. Beachtlich ist auch die Ausweisung der großen Schutzgebiete in Deutschland und die aktuelle Biodiversitätskampagne der Bundesrepublik, die Projekte wie z. B. das Rotmilan-Projekt in der Rhön erst ermöglichen.

Schulleiterin Annette Albrecht und der Pädagoge Dr. Rainer Heimereich dankten dem Referenten für seinen engagierten Vortrag. Die Veranstaltungsreihe, die in Kooperation mit dem Biosphärenreservat Rhön durchgeführt wird, geht am Donnerstag, 12.11.2015 in die nächste Runde mit einem Vortrag von Stefan Zaenker zum Fledermausschutz in der Rhön.

Categories:

Alle Nachrichten