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Berufsorientierung in der Winfriedschule bringt Unternehmen und Gymnasiasten an einen Tisch

151123_SpeedDating2_a„Es ist ganz erstaunlich, wie viel man in zehn Minuten über jemanden erfahren kann“, sagt Michael Krause. Eigentlich leitet Krause die IT-Abteilung der Firma Zufall. Am vergangenen Mittwoch „datete“ er aber in der Winfriedschule potenzielle Praktikanten bzw. Azubis und staunte nicht nur über die gute Vorbereitung seiner Date-Partnerinnen und -Partner.

„Die Jugendlichen machen sich viele Gedanken über ihre berufliche Zukunft und stellen interessante Fragen“, so der Eindruck des Abteilungsleiters, der auch Mitglied im Ausbilderteam des Fuldaer Logistik-Unternehmens ist. Dass die Zehntklässler nicht „blind“, sondern bestens vorbereitet in Dates mit Unternehmensvertretern gehen konnten, liegt an der Berufsorientierung, die seit dem vergangenen Jahr an der Winfriedschule curricular verankert ist.

Im September 2014 startete an dem Gymnasium ein Pilotprojekt, das von OloV  aus der Taufe gehoben wurde. OloV steht für Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit im Übergang Schule-Beruf. Die Initiative vereint regionale Akteure aus Politik, Wirtschaft sowie Bildung und hilft beim Schaffen und Vermitteln von Ausbildungsplätzen.

Im vergangenen Jahr wurden zwischen September und Januar wöchentlich Vorträge zu unterschiedlichen Berufen, Branchen oder allgemeinen Berufsorientierungsthemen an der Winfriedschule angeboten. „Das diesjährige Programm ist das Resultat einer intensiven Evaluation. Die Schüler hatten den Wunsch nach mehr Differenzierung und der Möglichkeit, selbst Akzente zu setzen“, berichtet Matthias Hansen, Fachlehrer für Politik und Wirtschaft.

Mit dem Speed-Dating im Gymnasium haben sowohl die Fachlehrer als auch die OloV-Akteure – Kreisjobcenter, IHK Fulda und Kreishandwerkerschaft – Neuland betreten. „Das Format an sich ist nicht neu. Bei uns oder bei der IHK ist es bereits erfolgreich gelaufen“, weiß Ulrich Nesemann vom Kreisjobcenter. Auch die Resonanz der Betriebe auf die Anfrage, eine Speed Dating-Premiere im Gymnasium mitzugestalten, war laut Armin Gerbeth, IHK Fulda, gut.

„Wir haben etwa 40 Betriebe angeschrieben. 13 haben recht spontan zugesagt“, so Gerbeth. Zu den Teilnehmern gehören neben der Firma Zufall auch die Firmen Werner Schmid, Teclac, die Werner Gruppe, das Unternehmen tegut mit der Tochter Herzberger, die Kreishandwerkerschaft mit der Perspektive Pro Handwerk, Mediana, Kerbl, Hubtex, FFT, EngRoTec, EDAG und das Herz-Jesu-Krankenhaus (HJK).

Der HJK-Ausbildungsverantwortlichen Alexandra Hosenfeld saß gleich in der ersten Date-Runde eine vielversprechende Bewerberin gegenüber. Schon vor dem Termin hatte die Ausbilderin eine Bewerbung mit Anschreiben und Lebenslauf von der Schülerin bekommen. In den ersten fünf Minuten des Dates wurde ein Bewerbungsgespräch geführt. In den zweiten fünf Minuten gab es eine Rückmeldung zum Gespräch und zu den eingereichten Unterlagen. „Die waren erstklassig“, sagt Hosenfeld. Nur ihre persönlichen Stärken habe die Bewerberin vergessen zu erwähnen. Ein bisschen Aufregung sei eben auch bei „simulierten“ Bewerbungsgesprächen dabei.

Fachlehrer Matthias Hansen findet diesen aufregenden, aber praktischen Berufsorientierungsansatz gut. „Es ist keine schulische Prüfungssituation, aber die Erfahrung erweitert den Blick. Und es ist ein Unterschied, ob eine Lehrer etwas erzählt oder ob es ein Feedback aus einem Unternehmen gibt.“

Exakt 108 Zehntklässler haben beim Speed Dating eine konstruktive Rückmeldung von Unternehmensvertretern bekommen. Zwar waren die Bewerbungen für Ausbildungsstellen fiktiver Art, die Bewerbungen für ein zweiwöchiges Schülerpraktikum allerdings ganz real. Und so konnten etliche Gymnasiasten nach ihrem 10-Minuten-Date die Aula mit gutem Gefühl und besten Aussichten auf einen Praktikumsplatz wieder verlassen.
BU: Impressionen vom Speed Dating in der Winfriedschule

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