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Der Junge Kunstkreis Hünfeld mit Elmar Hegmann führt seit 46 Jahren Kulturinteressierte zusammen

„Die Kunst ist so vielgestaltig wie das Leben – und dem wollen wir Rechnung tragen“, sagt Elmar Hegmann, vor 46 Jahren Gründer und seit dieser Zeit (!) Vorsitzender des Jungen Kunstkreises Hünfeld. Malerei und Fotografie, Keramik, Mode, Literatur, Livemusik und Tanz, Comedy, Kulturfahrten, Filmabende sowie Spielefeste unterstreichen, dass sich der Verein Kunst tatsächlich nicht als speziell oder elitär, sondern als natürlichen Teil der Gesellschaft betrachtet.

Weit über 300 Ausstellungen und andere Veranstaltungen haben die Vereinsmitglieder bislang organisiert – eine beachtliche Zahl, auch deshalb, weil der Eintritt stets frei ist. Alle Leistungen werden ehrenamtlich erbracht und aus den Beiträgen der 85 Mitglieder sowie Spenden finanziert. Viel Arbeit, wie aktuell das Rahmen der über 50 Gemälde Fritz Dörings für die Ausstellung, die seit vergangenem Sonntag in der Galerie am Bahnhof gezeigt wird, bleibt an dem in Hünfeld wohnenden Vorsitzenden hängen. „Der Maler selbst – ein Freund von mir – lebt nicht mehr und seine Enkelin wohnt weit weg“, berichtet der 72-Jährige.  „Der Kunstkreis ist ein Stück meines Lebens.“

Gemeinsam mit den anderen beiden Kunstlehrern Günter Liebau und Dr. Joachim Schulz hatte er 1970 den Verein gegründet. Als Pädagoge in Hofaschenbach habe er vor allem Jugendlichen eine Anregung zur Freizeitgestaltung bieten wollen. „Der Freitagabend gehörte schon bald den jungen Menschen, die über Kunst und Gott und die Welt diskutierten“, erinnert sich Hegmann. Viele von ihnen seien, obschon mittlerweile in ganz Deutschland lebend, nach wie vor Mitglied des Jungen Kunstkreises. Der Vereinsname bezieht sich zum einen darauf, dass „junge“, zeitgenössische Kunst im Mittelpunkt steht. Im Unterschied zum Museum Modern Art habe man sich aber nie auf eine Richtung spezialisiert, erklärt der Vorsitzende. Zum anderen solle jungen, unbekannten Künstlern ein Forum geboten werden.

Die Galerie am Bahnhof besteht seit 1999. „Kunst braucht einen kommerzfreien Raum“, betont Hegmann, der unter anderem als Fotograf selbst kreativ ist. Zugleich unterstützt er die Idee, Kunst dorthin zu bringen, wo Menschen arbeiten. Deshalb unterhält der Kunstkreis ständig wechselnde Treppenhausgalerien in der Hünfelder VR-Bank oder im Seniorenheim Mediana und nutzt Räume von Autohäusern.

Vor der Renovierung wurden die heute hellen und gemütlichen Galerieräume mit Atelier und Bibliothek von einem Rockerklub genutzt. Der junge Kunstkreis hat aus eigener Tasche neue Fenster, Böden, Heizkörper, Wärmeisolierung und die Beleuchtung finanziert und eingebaut. „Die Arbeitsstunden lassen sich nicht zählen“, merkt Hegmann an, zumal es sich um die mittlerweile vierten Ausstellungsräume des Vereins handelt.  „Niemand von uns wäre bereit, noch einmal umzuziehen“, sagt er deshalb. Der Vorsitzende sieht allerdings wegen Änderungen im Mietvertrag für das Gebäude die Zukunft seines Vereins auf tönernen Füßen. Zudem hat die Stadt einen in den Vorjahren gewährten Zuschuss zur Kaltmiete abgelehnt. „Unsere  Stimmung ist gedrückt, und ich bin enttäuscht“, klagt Hegmann. „Wir haben uns jahrelang ins Hünfelder Kulturgeschehen eingebracht.“ Er erinnert an das 1200-jährige Stadtjubiläum, zwei Spielefeste, Ausstellungen mit den Partnerstädten Landerneau und Proskau und eine Foto-Ausstellung über Alt-Hünfeld. Zur Zeit der Umstrukturierung der Volkshochschule habe der Junge Kunstkreis gebührenfreie Kurse angeboten. Deshalb wünscht  Hegmann sich, dass sich der Magistrat noch einmal mit dem Antrag des Vereins befasst.

Der Junge Kunstkreis ist in der Region gut vernetzt: Beispielsweise kooperiert er mit der Kunststation Kleinsassen, der städtischen Galerie ada in Meiningen, dem Malatelier der Tanner Diakonie und verschiedenen Schulen im Landkreis. So trat etwa das Schulorchester der Jahnschule im Rahmen der Reihe „Sonntags um 4“ in der Bahnhofsgalerie auf; oder Studierende der Hochschule Fulda stellten Projekte zum Thema „Digitale Medien“ vor.

„Werke von Schülern zählen zunächst meist nicht als Kunst, sondern als Auftragsarbeiten. Trotzdem entstehen faszinierende Ergebnisse, die es wert sind, gezeigt zu werden“, erläutert der ehemalige Kunstlehrer, während er gemeinsam mit der Lehrerin und Künstlerin Halina Kraft Bilder von Schülern der Biebertalschule sichtet. Ab Mai sind die Arbeiten dann, gerahmt und aufgehängt, in der Bahnhofsgalerie zu sehen. www.junger-kunstkreis-huenfeld.de

BU: Bereits jetzt bereitet Elmar Hegmann gemeinsam mit Kunstlehrerin Halina Kraft für Mai und Juni eine Ausstellung mit Arbeiten von Schülerinnen und Schülern der Biebertalschule vor.

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