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Martin und Simon Bleuel aus Hofbieber sind Landwirte aus Überzeugung

143-Bleuel4 Über 80 Kilogramm an Frischmilcherzeugnissen verbraucht jeder Deutsche durchschnittlich im Jahr, davon den größten Teil in Form von so genannter Konsummilch, gefolgt von Käse, Joghurt, Butter und Co. Fast 78.000 Milcherzeuger gibt es in Deutschland, um diesen Bedarf zu decken. Einer davon ist der Betrieb von Martin und Simon Bleuel in Hofbieber.

Etwas außerhalb des Ortes steht der große Stall, Heimat für rund 190 Milchkühe, dazu Kälber für die Nachzucht. 2006 haben Landwirt Martin Bleuel (54) und sein Sohn Simon (29) hier gebaut. Simon, Ältester von vier Kindern, hatte sich damals für eine Ausbildung zum Landwirt entschieden, die Nachfolge für den Hof, der schon seit mehreren Generationen in der Familie ist, war also gesichert. Doch mitten im Ort fehlte der Platz, außerdem hätten die Leute heute auch nicht mehr so gerne einen Kuhstall in der Nachbarschaft, „wegen des Geruchs und auch, weil die Kühe schon mal brüllen“, erklärt Martin Bleuel.

Die Eltern hatten es Simon freigestellt, ob er den Hof übernehmen wollte, aber für ihn ist Landwirt kein Beruf, „das ist eine Berufung“, sagt er. Dabei haben es die Milchbauern nicht gerade leicht, vor allem seit April 2015, als die Milchquote abgeschafft wurde und der Milchpreis in den Keller ging. Heute bekommen sie noch rund 27 Cent pro Liter von der Molkerei. Das Futter für die Tiere bauen sie fast komplett selbst an, nur den Rapsschrot kaufen sie zu. Die Jungtiere züchten sie auch selbst, rund 190 Kälber werden im Jahr auf dem Hof geboren.

143-Bleuel2Zweimal am Tag werden die Kühe gemolken – dafür haben die Bleuels vor ein paar Jahren ein Melk-Karussell angeschafft, mit dessen Hilfe sich die Tiere in rund 1,5 Stunden melken lassen. Zur Melkzeit gehen die Kühe quasi automatisch gruppenweise in das so genannte „Wartezimmer“, geleitet durch automatische Gatter. Vor dort geht es dann einzeln in das Karussell, das sich ganz langsam dreht. In der Mitte steht Simon Bleuel und hängt jede Kuh an das Melkgeschirr an. Nach einer Umdrehung ist das Euter leer, Simon Bleuel nimmt das Geschirr ab, desinfiziert das Euter, und die Kuh geht zurück an ihren Platz. Rund 1,7 Millionen Liter pro Jahr geben die Milchkühe der Bleuels auf diese Art und Weise.

So groß der Stall der Bleuels auch ist, es wird darauf geachtet, dass es den Tieren gut geht: Die Tiere stehen nicht auf Spaltenböden, sondern auf Einstreu. Jede Kuh hat eine eigene, mit Stroh ausgelegte Box, in der sie sich hinlegen kann. Täglich werden die Boxen kontrolliert und gesäubert. Die großen Tore sind meist geöffnet, und im Sommer sind die Vorhänge an den Seiten ganz auf.

Martin und Simon Bleuel sind sich bewusst, dass die konventionelle Landwirtschaft keinen besonders guten Ruf genießt. „Deshalb muss man Öffentlichkeitsarbeit machen, die Leute sollen wissen, wie wir arbeiten“, sagt Simon Bleuel. Über das Landwirtschaftszentrum Eichhof in Bad Hersfeld haben sie immer wieder interessierte Landwirte zu Gast, die sich den Hof ansehen.

Der Milchhof Bleuel ist außerdem einer von 22 Betrieben, die am Projekt „Bauernhof als Klassenzimmer“ des Landkreises Fulda teilnehmen. Dafür zuständig ist Martin Bleuels Ehefrau Andrea. „Als unsere Kinder noch jünger waren, haben wir öfter Schulklassen oder Kindergartengruppen hier aus dem Ort auf dem Hof gehabt.“ Kindergartenkinder hätten allerdings manchmal Angst vor den großen Tieren, sagt Andrea Bleuel. Doch für größere Kinder und Berufsschüler ist der Hof interessant, bei Führungen erfahren sie zum Beispiel, warum jedes Tier eine Ohrmarke hat. „Das ist der Personalausweis der Kuh“, erklärt Andrea Bleuel, „darauf stehen Geburtsort und -datum und auf welchen Höfen das Tier bisher gestanden hat.“ Und noch viel mehr gibt es zu lernen über die Haltung der Tiere und die Produktion der Milch.

Weitere Informationen und Termine für eine Führung gibt es bei Andrea Bleuel, Telefon (06657)8392  oder E-Mail mbleuel61@gmx.de.

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