Logo

Zweitmeinungsverfahren zeigt: Operation bei Rückenbeschwerden meist unnötig

Bei neun von zehn Patienten in Hessen, denen ihr behandelnder Arzt wegen Rückenbeschwerden eine Wirbelsäulen-Operation empfiehlt, ist eine Operation unnötig. Stattdessen helfen den Betroffenen konservative ambulante Therapien. Das zeigen aktuelle Daten der Techniker Krankenkasse (TK) in Hessen zur Zweitmeinung vor Wirbelsäulenoperationen.

In Hessen werden jedes Jahr rund 50.000 Patienten wegen Erkrankungen des Rückens und der Wirbelsäule stationär im Krankenhaus behandelt – in den meisten Fällen aufgrund einer Operation. Würden die Betroffenen vor geplanten Eingriffen eine professionelle zweite Meinung einholen, könnte ein Großteil dieser Operationen vermieden werden. „Unser Zweitmeinungsverfahren zeigt, dass in der überwiegenden Zahl der Fälle Krankengymnastik, Schmerztherapie oder Entspannungsverfahren eine Operation überflüssig machen und den Patienten belastende Eingriffe mit ihren Risiken erspart bleiben“, sagt Dr. Barbara Voß, Leiterin der TK-Landesvertretung in Hessen.

Seit Inkrafttreten des Versorgungsstärkungsgesetzes (GKV-VSG) im Juli 2015 haben alle gesetzlich krankenversicherten Patienten vor bestimmten planbaren Operationen Anspruch auf eine unabhängige ärztliche Zweitmeinung. Allerdings steht zurzeit immer noch nicht fest, für welche Eingriffe der Zweitmeinungsanspruch gelten soll. Dazu soll der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) nach dem Willen des Gesetzgebers nähere Bestimmungen treffen. „Der G-BA sollte zeitnah entscheiden, für welche konkreten planbaren Eingriffe es sinnvoll wäre, einen Zweitmeinungsanspruch festzulegen. Patienten, denen ein planbarer chirurgischer Eingriff empfohlen wird, hilft die zweite ärztliche Meinung, um Chancen und Risiken eines Eingriffs besser abzuschätzen. Sie können sich über mögliche Alternativen informieren und eine informierte Entscheidung über ihre weitere Behandlung treffen“, so Dr. Voß.

Im Rahmen des besonderen Versorgungsvertrags „Zweitmeinung vor Wirbelsäulenoperationen“ können sich Patienten vor einer Operation in Schmerzzentren in Frankfurt, Wiesbaden, Marburg und Kassel innerhalb von zwei Tagen erneut untersuchen lassen. Ein Team von Spezialisten überprüft, ob die vom ersten Arzt empfohlene Operation tatsächlich notwendig ist.

Categories:

Alle Nachrichten