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Rotmilankonzept Rhön in der Fertigstellungphase

Ein zentraler Baustein des Rhöner Rotmilanprojekts ist die Erstellung eines Schutzkonzeptes Rotmilan Rhön. Damit sollen die planerischen Grundlagen für die weiteren Projektschritte geschaffen werden. Aktuell werden für das Konzept die einzelnen Maßnahmen in Expertengremien diskutiert. In diesem Zuge fand im Groenhoff Haus auf der Wasserkuppe ein Maßnahmenworkshop mit Teilnehmern aus Hessen, Bayern und Thüringen statt. Der Projektkoordinator Bastian Sauer ruft deshalb Landnutzer und Naturschützer auf, weitere Projektideen und Maßnahmen zu melden.
Unter der Leitung von Projektkoordinator Bastan Sauer wurden möglichst konkrete Maßnahmen diskutiert und abgestimmt. Im Vorfeld hatte das Planungsbüro PlanWerk aus der Rotmilankartierung 2015 insgesamt 150 Horste in unterschiedlichen Landschaftsbereichen der Rhön ausgewählt. An Hand dieser Liste wurden die Schutzmöglichkeiten für die überwiegend in Waldrandnähe gelegenen Horste beratschlagt. Vom Planungsbüro wurden Maßnahmen wie die Störungsvermeidung während der Brutzeit, die Einrichtung einer Horstschutzzone mit einem 50m-Radius, das Anbringen von Horstschutzmanschetten zur Abwehr von Waschbären sowie das Erfassen der Horstbäume über GPS diskutiert. Als weitere Ziele wurden die Erhaltung von Wechselhorsten und Ruhebäumen genannt. Zum Schutz der Rotmilane vor bewusster Vergrämung wurde auch über die Anbringung von Wildkameras diskutiert. Martin Hormann von der Staatlichen Vogelschutzwarte Hessen bedauerte, dass der vom Bundesnaturschutzgesetz gewährte strenge Schutz für den Rotmilan offenbar nur ungenügend greife, wenn zunehmend Vergiftungen, illegale Horstbaumfällungen und bewusste Störungen bekannt werden. Die Beteiligten hoffen hier auf eine bessere Überwachung in der Fläche dank der inzwischen über 130 ehrenamtlichen Kartierer. Diskutiert wurde auch, ob ggfs., so wie vor einigen Jahrzehnten beim Wanderfalkenschutz, eine konkrete Horstbewachung künftig nötig werde.

Als Maßnahmen im landwirtschaftlichen Bereich wurden der freiwillige Verzicht auf Dünger und Pestizide, die Erhöhung der Anbauvielfalt und die Erhaltung naturnaher kräuterreicher Ackerränder diskutiert. In diesem Zusammenhang wurde auch auf die große Bedeutung von ungeteerten Feldwegen mit ihren Saumstrukturen hingewiesen. Gefordert wurde ein strengerer Umgang mit Grünlandumbrüchen und Maßnahmen zur Erhöhung der Artenvielfalt im Grünland. Durch die frühen und häufigen Silagemahden wird auch das Grünland immer artenärmer. Dies betrifft, so berichtete Bastian Sauer, nicht nur die Pflanzenvielfalt und die Insektenwelt sondern auch das Vorkommen von Kleinsäugern. Damit einhergehende Rückgänge bei Kleinvögeln und Mäusen schaden dem Rotmilan, für den diese wichtige Nahrungsquellen sind. Diskutiert wurde aber auch die Umsetzbarkeit solcher Maßnahmen im Dialog mit der Landwirtschaft und den Grundeigentümern. Christian Gelpke, einer der führenden Rotmilanexperten Deutschlands, betonte, dass hier ein erheblicher Beratungsaufwand und eine Vertrauensbasis unumgänglich seien. Martin Seuring vom Landkreis Fulda verwies auf die Greeningflächen, die von vielen Landwirten vorgehalten werden müssen. Auf diesen Flächen könnten rotmilanfreundlichen Maßnahmen am ehesten realisiert werden. Herausgearbeitet wurde ferner, dass auch die weniger intensiv genutzten Feuchtwiesen und der Strukturreichtum mit Säumen und Heckenstrukturen für den Rotmilan eine überlebenswichtige Grundlage bilden.

Deutlich wurde in der Diskussion, dass es in den drei beteiligten Landesteilen durchaus unterschiedliche Problemlagen gibt. Mit Blick auf Viehdichten, Bewirtschaftungsintensität, Weidevieh und Strukturreichtum aber auch hinsichtlich der Förderprogramme gibt es erheblich landesspezifische Unterschiede.

Daneben bestand Übereinkommen, dass allgemein erst wenige Erkenntnisse über die Altersstruktur der Vögel, den Wechsel der Horste, die Auswirkungen der unterschiedlichen Landschaften auf den Bruterfolg und die Vergleichbarkeit von Forschungsergebnisse der norddeutschen Tiefebene mit Mittelgebirgsregionen wie der Rhön vorliegen.

Aus Sicht von Herrn Scheffler, Landesbund für Vogelschutz Bayern, sollte der Fokus auch auf Sicherungsmaßnahmen an Freileitungen gelegt werden, da es hier in einigen Bereichen der Rhön noch erheblich Defizite gäbe.

Martin Kremer vom Biosphärenreservat forderte, die Themen Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung im Schutzkonzept mit konkreten Maßnahmen zu verankern.

Seitens des Projektbüros sind nun Landbesitzer und –nutzer sowie Naturschützer aufgerufen, weitere Maßnahmen für das länderübergreifende Rotmilankonzept einzureichen. Bastian Sauer hofft, noch bis zum 15. Mai Anregungen aus der Bevölkerung zu bekommen (Kontakt: Tel. 06654-96120, bastian.sauer@brrhoen.de)

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Umwelt & Tourismus