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Stress entsteht im Kopf: „Gefühl lebendig begraben zu sein“ Fragen und Antworten im AAAnderer Gottesdienst in Fulda-Neuenberg

Sechs von zehn sind stressgeplagt. Für über Hälfte der Menschen steht der Wunsch nach Stressfreiheit oben auf dem Wunschzettel, zeigen Umfragen. Gibt es auch positiven Stress und wie sieht es mit der Work-Life-Balance aus? Mit diesen Fragen hat sich Pfarrer Stefan Bürger im AAAnderen Gottesdienst (Ausschlafen – Aufatmen – Aufeinander zu gehen) in der Kreuzkirche in Fulda-Neuenberg beschäftigt.

Alle Kirchenbänke sind belegt, wie meist in diesem besonderen Gottesdienstformat. Überwiegend kommt die Altersgruppe, die man sonst nicht so oft im Gottesdienst findet, 40-50-Jährige mit ihren Kindern. Pfarrer Stefan Bürger stellt in seiner Predigt dar, dass Work-Life-Balance sicher wichtig sei, Beruf und Familie, Freizeit und Arbeit in eine Waage zu bekommen. „Work und Life, Arbeit und Leben werden aber in diesem Begriff zu sehr als ein Gegeneinander dargestellt. Ist denn Arbeit kein Leben?“, problematisiert der Pfarrer.

Positiver und negativer Stress
Stressige Arbeit sei wiederum auch nicht einfach durch Entspannung zu kompensieren. Negativer Stress passiere hingegen oft im Kopf: „Man hat das Gefühl lebendig begraben zu sein, die Kontrolle zu verlieren“, beschreibt Bürger Stresssymptome, die er auch selbst zur Genüge kennt. Arbeit sei nicht das Problem, aber das Zuviel an Arbeit, die man selbst an sich zieht oder auferlegt bekommt. Nicht trotzig Nein zu sagen, sondern bewusst, sei auch eine Form des Ja-Sagens zu anderen Aufgaben, die man dann gründlich und engagiert ausführe. Positive Gefühle entstünden da, wo man merkt, dass man seinen eigenen Gaben gemäß agieren könnte und entsprechend positive Rückmeldung erhalte. Hier gebe es eine Form des positiven Stress‘, aber auch hier müsse man aufpassen, dass es nicht zu viel werde.

Sinnfrage? Gott sendet uns ins Leben
Die Frage nach dem Sinn des Lebens stelle sich hier grundsätzlich. Für Bürger ergibt sich die Antwort aus dem Glauben, dass Gott den Menschen ins Leben sende. Sinn und Sendung hänge in der deutschen Wortbedeutung auch zusammen. „Du Mensch, hast dein Leben nicht von dir selbst, sondern von Gott. Wenn Gott Sie und mich geschaffen hat, dann sind Sie und ich gewollt und geliebt. Unsere Arbeit macht nicht den Wert unseres Lebens aus“, ruft Bürger den rund 120 Kirchenbesuchern zu. Der Clou dabei sei sogar noch, dass der Glaubende selbst im Nichtgelingen, im Scheitern von Gott unendlich geliebt sei. Das befreie. Glauben befreie und erdrücke nicht.

In der Taufe zeigt sich Gottes Herz
Spontan knüpft Bürger noch an zwei aus Buchsbaum geknüpfte Herzen an, die am Vortag eine kirchliche Trauung in der Kreuzkirche schmückten. „Sie hängen am Taufstein genau richtig. Die Taufe steht dafür, dass wir als Christen ohne unsere Arbeit und unser Zutun angenommen und geliebt sind. Gottes großes Herz liebt unser menschliches Herz.“

Menschen kommen, die selten Gottesdienste besuchen
Der AAAndere Gottesdienst lebt von der Freiheit in der Predigt, aber auch vom Schwung der modernen christlichen Lieder, die die Kreuzkirchenband begleitet. Der parallele Kindergottesdienst unterstreicht die Kinderfreundlichkeit und das anschließende Grillen zeigt die Gastfreundlichkeit der Gemeinde. Durch Umfragebögen könne die Gemeinde zudem feststellen, dass viele Besucher kämen, die selten oder nie normale Gottesdienste besuchen, zudem auch manchmal ein Drittel der Besucher ohne eigenen Kirchenbezug. Auch andere Kirchengemeinden seien an dem besonderen Gottesdienst interessiert, so der Pfarrer, gerade heute waren wieder Vertreter eines Kirchenvorstands vor Ort. Die Kollekte deckt das Mittagessen. Das Geld, das darüber hinaus gegeben wird, geht in die Jugendreferentenstelle „Zukunft leben“. Der Gottesdienst lebt von den gut 30 Ehrenamtlichen in den verschiedenen Teams, von der modernen Themenvielfalt – und auch der Pfarrer tut seinen Teil dazu.
Der nächste AAAndere Gottesdienst findet nach der Sommerpause am 4. September 2016, um 11.00 Uhr zum Thema „Im Zweifel glauben“ statt. Ein regelmäßiger Newsletter (pfarrer@kreuzkirche-fulda.de) kann zur Erinnerung angefordert werden.

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