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Betriebliche Ausbildung in Hessen 2015 – Ausbildungsbeteiligung und -intensität rückläufig, aber Übernahmequote auf Höchststand

Mit der betrieblichen Ausbildung sichern sich die Betriebe frühzeitig die von ihnen benötigten Fachkräfte. In jüngerer Vergangenheit ist eine erfolgreiche Besetzung freier Ausbildungsstellen aber schwieriger geworden. Maßgeblich hierfür sind insbesondere die sinkenden Schulabgängerzahlen sowie der Trend zum Studium.
Nach den Daten des IAB-Betriebspanels 2015 hat sich diese Problematik aktuell nicht weiter verschärft.

Dennoch belegen die Ergebnisse der Betriebsbefragung eine reduzierte Dynamik des Ausbildungsmarktes:

Die Ausbildungsbeteiligung (der Anteil ausbildender Betriebe) ist in Hessen zurückgegangen. Dieser Trend ist bereits seit 2008 zu beobachten. 2015 lag der Anteil bei 28 Prozent – dem niedrigsten Wert im Zeitraum der Panelbetrachtung. Dies wird insbesondere durch die geringe Ausbildungsbeteiligung der Dienstleistungsbetriebe beeinflusst, da vier von fünf dieser Betriebe nicht ausbilden. Ebenso bilden 15 Prozent der Großbetriebe nicht aus.
Die hessische Ausbildungsquote (der Anteil der Auszubildenden an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten) sank 2015 ebenfalls und liegt mit 4,4 Prozent weiterhin deutlich unter dem westdeutschen Durchschnitt. Besonders hohe Ausbildungsquoten weisen das Baugewerbe und die Kleinstbetriebe aus.
Die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen lag dem IAB-Betriebspanel zufolge 2015 bei hochgerechnet etwa 55.000 Ausbildungsstellen – ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr um knapp 5.000 Stellen. Der Trend der letzten Jahre, in denen ein stetiger Anstieg der angebotenen Ausbildungsstellen zu verzeichnen war, ist somit unterbrochen. Dennoch ist das Niveau im langjährigen Vergleich eher hoch.

Hessenweit wurden 2015 rund 24.000 Auszubildende von ihren Ausbildungsbetrieben übernommen. Die Übernahmequote beträgt somit 69 Prozent und ist so hoch wie noch nie im Zeitraum der Panelbetrachtung. Dies lässt sich als deutlicher Indikator werten, dass die ausbildenden hessischen Betriebe stärker als in der Vergangenheit die Notwendigkeit sehen, eigene Fachkräfte heranzuziehen und zu binden. Die niedrigsten Übernahmequoten finden sich im Dienstleistungssektor. In der Öffentlichen Verwaltung ist die Übernahmebereitschaft dagegen deutlich überdurchschnittlich. Am höchsten ist sie – wie schon in den Vorjahren – im Baugewerbe. Hier wurden 91 Prozent aller erfolgreichen Absolventen auch übernommen.

Dass immer mehr hessische Betriebe ihre Auszubildenden nach erfolgreichem Abschluss weiter beschäftigen, sieht Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen, als wichtigen Schritt zur Fachkräftesicherung. „Die steigende Übernahmequote zeigt, dass die hessischen Betriebe die Zeichen der Zeit erkannt haben und selbst ausgebildete Fachkräfte langfristig an sich binden, auch wenn die sinkende Ausbildungsbeteiligung der Betriebe nachdenklich stimmen muss. Ebenso unterstreicht die gute Übernahmequote die Bedeutung der dualen Ausbildung und den hohen wirtschaftlichen Stellenwert, den eine Fachausbildung für den Betrieb und für den Arbeitnehmer darstellt. Damit auch förderungsbedürftige Jugendliche die Chance auf eine Ausbildungsstelle und eine dauerhafte Perspektive auf dem Arbeitsmarkt haben,  können wir eine Reihe begleitender Unterstützungsmöglichkeiten vor und während der Ausbildung anbieten. Die Ausbildung von Fachkräften wird für den Arbeitsmarkt der Zukunft auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels von entscheidender Bedeutung sein.“

Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir hebt die Zusammenarbeit im Rahmen des „Bündnis Ausbildung Hessen“ hervor, in dem sich die Landesregierung gemeinsam mit Wirtschaft, Gewerkschaften, Kommunalen Spitzenverbänden und der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit unter anderem für die Stärkung der dualen Ausbildung einsetzt. „Die Wirtschaft hat sich selbst verpflichtet, die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen zu erhöhen. Als Partner im Bündnis bietet die Landesregierung Programme, um die Unternehmen dabei zu unterstützen und ihre Ausbildungsbereitschaft zu stärken. So können beispielsweise Betriebe, die Hauptschulabsolventen direkt nach Schulabgang als Auszubildende einstellen, Zuschüsse für die Ausbildungsvergütung erhalten – insgesamt 2 Mio. Euro haben wir für dieses Jahr für das Programm bereitgestellt. Außerdem unterstützen wir sehr kleine Betriebe, die ausbilden wollen, indem wir Qualifizierungsmaßnahmen fördern, die die Kompetenz sowohl der Auszubildenden als auch die der Ausbilderinnen und Ausbilder erweitern. Gleichzeitig ist es unser Ziel, die Ausbildung für Schülerinnen und Schüler attraktiver zu machen, etwa indem wir den Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte mit dualer Ausbildung und gutem Abschluss weiter öffnen. Vom kommenden Wintersemester an startet dazu ein Modellversuch, an dem sich alle staatlichen Hochschulen Hessens beteiligten.“

Hintergrundinformation

Die Ausbildungsdaten des IAB-Betriebspanels sind nicht mit Daten der Ausbildungsstatistiken vergleichbar, da sich bspw. sowohl der Erhebungszeitpunkt als auch Begriffsdefinitionen unterscheiden (siehe methodische Anmerkungen).

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) lässt seit 1993 jährlich Betriebe im Rahmen des IAB-Betriebspanels durch TNS Infratest Sozialforschung befragen. Die Auswertung für Hessen erfolgt durch das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur. Finanziert werden die hessischen Zusatzauswertungen durch das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, die Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit sowie den Europäischen Sozialfonds.

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