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Wiederansiedlungsprojekt „Drüsige Fetthenne“

Ein Wiederansiedlungsprojekt einer bundesweit extrem bedrohten Pflanze geht in eine neue Runde. Es handelt sich um sedum villosum oder auf Deutsch um die Drüsige Fetthenne. Dank Vermehrung im Botanischen Garten Frankfurt konnten nun im Beisein von Bürgermeister Thomas Schreiner, Weidewart Ralf Schmitt sowie Martin Kremer vom Biosphärenreservat durch den Rhönbotaniker Uwe Barth rund 200 dieser sensiblen Pflanzen auf der Seifertser Rute ausgebracht werden. Barth berichtete, das es bereits vor einigen Jahren eine versuchsweise Vermehrungen und ein Ausbringen in verschiedenen Bereichen der Berghutungen im Ulstertal gegeben habe. Allerdings mit nur mäßigem Erfolg! Mit dem neuen Versuch hoffen die Akteure nun auf mehr Glück. Dabei scheint das feuchte und nasse Wetter dieser Tage durchaus vielversprechend.

Das Besondere an der Drüsigen Fetthenne, einer sehr unscheinbaren kleinen Pflanze aus der Familie der Fetthennen, ist, dass sie feuchte und sumpfige Standorte liebt. Ihr „Wettbewerbsvorteil“ ist, dass die Art gut mit Viehvertritt zu Recht kommt und es ihr nichts ausmacht, wenn Rinderherden über sie hinweg ziehen. Genau auf solche vertretenen, matschigen Bereiche ist die Pflanze angewiesen. Nur dort hat sie einen Vorteil gegenüber anderen starkwüchsigen Pflanzen. Aber in Deutschland sind solche Beweidungsformen selten geworden. Daher ist die Drüsige Fetthenne in vielen Bereichen Deutschlands längst ausgestorben. In Hessen fristet sie ein sehr bescheidenes Dasein im Bereich der Ulstertal-Hutungen und auf kleinen künstlich gepflegten Flächen im Vogelsberg. Großflächige Beweidungen, an denen Rinderherden durchaus auch nasse und sumpfige Stellen nutzen, gibt es außerhalb der Alpen eigentlich nur noch in der Rhön, betont auch Bürgermeister Schreiner. Daher ist die Drüsige Fetthenne, so Barth, auch ein Relikt der Beweidungsformen früherer Jahrhunderte. Bürgermeister Thomas Schreiner pflichtet Uwe Barth bei. Er wünscht sich, dass die Einmaligkeit und Besonderheit der großen gemeindlichen Huteflächen im Ulstertal als wertvolle historische Kulturlandschaft stärker in das Bewusstsein von Einheimischen und Gästen rücken möge.

Für Martin Kremer hat das Projekt Pilotcharakter. Während es bereits eine ganze Reihe von Wiederansiedlungsprojekten im faunistischen Bereich mit Edelkrebs, Schneider, Karausche und Birkwild gibt, erscheint die die Wiederansiedelung von bedrohten Pflanzen als eine wesentlich größere Herausforderung. Gleichwohl überlegt man im Biosphärenreservat weitere Projekte im botanischen Bereich, z.B. zur Stärkung der Bestände der Frauenschuhorchidee.

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