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Die neue Selbsthilfegruppe „Frauen – pflegen – Angehörige“ will Kraft auf dem Weg des Begleitens geben

Durch die Pflege eines Angehörigen können sich die Lebensumstände grundlegend verändern. Manchmal handelt es sich um einen schleichenden Prozess, oder aber der Pflegefall tritt plötzlich ein. Dies gilt nicht nur für das Alter, auch jüngere Menschen sind betroffen. Fast immer übernehmen dann Frauen die Pflege – eine Aufgabe, die häufig im Stillen geleistet und von der Öffentlichkeit nur wenig anerkannt wird.

Vor diesem Hintergrund haben sich Maria Theresia Semmler aus Gersfeld und Gerlinde Wingenfeld aus Petersberg zur Gründung der Selbsthilfegruppe „Frauen – pflegen – Angehörige“ entschlossen. Bei der Suche nach Gleichgesinnten stießen sie über Umwege auf die Leiterin des Selbsthilfebüros Osthessen, Christine Kircher. Mit ihrer Unterstützung fand ein erstes Treffen am 15. März statt, bei dem das Vorhaben besprochen und die Selbsthilfegruppe gegründet wurde. Seither trifft sich der Kreis jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat in den Räumen der evangelischen Kirchengemeinde in Petersberg, An Sankt Johann 1-5. Weitere Interessenten sind herzlich willkommen.

Die beiden Initiatorinnen sprechen von einer „wertschätzenden Gemeinschaft“, in der sich die Teilnehmerinnen geborgen fühlen könnten, loslassen, sie selbst mit ihren Sorgen und Nöten, ihrer Wut und ihren Tränen sein oder einfach einmal gemeinsam lachen. Auch wenn es den betroffenen Frauen angesichts der vielfältigen Belastungen schwer falle, den Schritt aus der Isolation und Anonymität heraus zu wagen, überwiege der persönliche Gewinn den damit verbundenen zeitlichen Aufwand deutlich. Wertschätzend und achtsam bestärkten sie sich untereinander, lernten andere Sichtweisen kennen und sich wieder als eigenständige Person wahrzunehmen und erhielten die mitunter schmerzlich vermisste Anerkennung durch Menschen in ähnlicher Situation.

Als selbst Betroffene sind die beiden Frauen der festen Überzeugung, dass es sich lohne, bei der Pflege eines Angehörigen durchzuhalten. Hierzu gehörten auch das Erkennen der Endlichkeit des Menschen und die daraus resultierende Neuordnung von Wertigkeiten. Pflege sei manchmal wie ein Geschenk. „Die zu Pflegenden geben uns so viel zurück.“ Die 59-jährige Diplom-Sozialarbeiterin Maria Theresia Semmler ist nach acht Jahren im Ausland in die Region zurückgekehrt, um mit ihrer 88-jährigen Mutter den nach einem Schlaganfall pflegebedürftigen Vater zu betreuen. Die 61-jährige pharmazeutisch-technische Assistentin Gerlinde Wingenfeld pflegt nach Vater und Schwiegervater jetzt die eigene Mutter.

Die Intention, die hinter der neuen Selbsthilfegruppe steht, ist in einem Flyer niedergelegt. Darin heißt es: „Nimm dir eine Auszeit, in der du dich besinnst, neue Kraft tankst, Freude erlebst und deine Mitte spürst.“ Symbolisiert wird diese Zielsetzung mit einem nach außen geöffneten Kreis. Passend dazu lautet die Einladung: „Komm in den Kreis, hol dir auf deinem Weg des Begleitens die Unterstützung, die du brauchst, entdecke die Chance, dich neu zu erfahren, wenn sich in deiner Familie ein Kreis schließt.“ Information und Anmeldung bei Maria Theresia Semmler, Telefon (06656)2759700, oder Gerlinde Wingenfeld, Telefon (0661)62868. E-Mail frauen-pflegen-angehoerige@t-online.de.

Bild: Maria Theresia Semmler (l.) und Gerlinde Wingenfeld bringen in di von ihnen gegründete Selbsthilfegruppe ihre eigenen Erfahrungen mit der Pflege von Angehörigen ein.

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