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Selbsthilfegruppe für Kinder und erwachsene Kinder aus Suchtfamilien bietet Unterstützung für Betroffene

Suchterkrankungen haben eine zerstörerische Wirkung. Nicht nur auf die Gesundheit des Erkrankten, sondern auch auf den Alltag und die Psyche des sozialen Umfeldes. Insbesondere wenn in einer Familie eine Suchterkrankung auftritt, verursacht die Krankheit viele Leidtragende. Während es jedoch für die Erkrankten sowie deren Partner vielfältige Hilfs- und Unterstützungsangebote gibt, fehlt dies für die betroffenen Kinder.

„Die Kinder müssen häufig sehen, wie sie alleine mit der Situation zurechtkommen. Passende Angebote, die ihnen helfen, die besondere familiäre Situation zu bewältigen, gibt es kaum“, bedauert Anja Stolz. Gemeinsam mit Tanja Eisler-Hillenbrandt hat sie deshalb im Jahr 2014 eine Selbsthilfegruppe für Kinder und erwachsene Kinder aus Suchtfamilien gegründet.

In der Selbsthilfegruppe haben die Betroffenen die Möglichkeit, die eigenen Emotionen und Probleme gemeinsam mit anderen Betroffenen zu besprechen. „Häufig wird dem sozialen Umfeld die persönliche Situation verschwiegen“, weiß die 43-Jährige. Vor ihren Freunden halten die Kinder eine Fassade aufrecht, hinter der die Probleme und Sorgen der eigenen Familie verschwinden. Dabei ist es gerade das Gespräch mit anderen, das helfen kann, die Situation zu bewältigen.

„Wir hören zu und geben den Betroffenen den Raum, ihre Emotionen auszusprechen. In der Selbsthilfegruppe trifft man auf Personen, die einen verstehen. Man muss nichts erklären und rechtfertigen. Stattdessen wird man verstanden – einfach weil alle Anwesenden genau wissen, worum es geht und wie man sich fühlt“, unterstreicht Anja Stolz, die gemeinsam mit Tanja Eisler-Hillenbrandt eine anderthalbjährige Ausbildung zur Suchthelferin absolviert hat.

In der Selbsthilfegruppe sind Kinder aller Altersklassen willkommen – zurzeit treffen sich Teilnehmer zwischen 16 und 53 Jahren. Denn auch wenn das Alter und die Lebenssituation sich unterscheiden – die familiären Erfahrungen sind häufig dieselben. Gleiches gilt für die Suchtmittel. Zwar beziehen sich die Erfahrungen der Teilnehmer überwiegend auf Alkoholsucht, gleichwohl kann etwa auch über die Auswirkungen von Drogenmissbrauch, Medikamenten- oder Spielsucht gesprochen werden. „Wir reden über das, was den Teilnehmern auf dem Herzen liegt. Denn eine Erfahrung teilen alle: Am Ende sind immer die Kinder die Leidtragenden.“

Anja Stolz weiß, wie sich der Alltag in einer Suchtfamilie anfühlt. Sie selbst hat mit ihren Erfahrungen ihren Frieden geschlossen und möchte nun Betroffenen Unterstützung anbieten. Zu erkennen, dass Sucht eine Krankheit ist und niemand Schuld an dieser Krankheit trage, sei eine langwierige aber wichtige Erkenntnis gewesen. Auch für den weiteren Lebensweg: Heute hat die vierfache Mutter ein enges und vertrauensvolles Verhältnis zu ihren Eltern. Nach der Therapie des Vaters hat die Familie zu einem neuen, wertschätzenden Umgang miteinander gefunden. Geholfen haben dabei viele Gespräche.

Die Selbsthilfegruppe trifft sich jeden ersten Freitag im Monat um 20:00 Uhr in der St.-Vinzenz-Straße 46 in Fulda. Da die Treffen nach Absprache verschoben werden können, werden Interessenten gebeten, sich vorab bei Anja Stolz unter 0160-8474161 über den nächsten Termin zu informieren.

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