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Zahl der Campylobacter-Infektionen ist gestiegen 


Campylobacter-Bakterien gehören in Deutschland zu den häufigsten Auslösern von bakteriell bedingten Darmentzündungen. Die Zahl der Campylobacter-Infektionen ist in den letzten Jahren bundesweit, aber auch im Landkreis Fulda gestiegen.

Während im Jahr 2013 genau 206 Fälle gemeldet wurden, lag die Zahl der Campylobacter- Infektionen im vergangenen Jahr bei 249 Fällen. Für das Jahr 2016 verzeichnet das Kreisgesundheitsamt aktuell 254 Infektionen. Über die möglichen Ursachen und vorbeugende Maßnahmen informieren der Leiter des Kreisgesundheitsamts, Dr. Helmut Ernst, sowie der Leiter des Fachdienstes Veterinärwesen und Verbraucherschutz, Dr. Stephan Kraus, im Interview.

Worauf führen Sie die steigende Zahl der Infektionen zurück?
Dr. Ernst: Meist kommt es über verunreinigte Nahrungsmittel tierischen Ursprungs zu einer Infektion mit Campylobacter-Bakterien. Warum genau die Zahl der Infektionen gestiegen ist, wissen wir noch nicht. Eine mangelnde Küchenhygiene könnte möglicherweise eine Erklärung sein. Und in der Vergangenheit kam es punktuell dann zu Ausbrüchen, wenn Rohmilch verzehrt wurde.
Was sind die typischen Symptome einer Campylobacter-Infektion? 
Dr. Ernst: Es gibt Menschen, die mit relativ wenigen Symptomen reagieren. Und es gibt Menschen, bei denen es nach einer Inkubationszeit von zwei bis fünf Tagen zu einer schweren Durchfallerkrankung mit Bauchschmerzen, Fieber, zum Teil sehr starkem Krankheitsgefühl und auch Erbrechen kommt. Um eine sichere Diagnose stellen zu können, muss der ursächliche Erreger nachgewiesen werden. Grundsätzlich sind Campylobacter-Infektionen meldepflichtig.

Wie wird die Erkrankung behandelt? 
Dr. Ernst: Die Therapie besteht im Wesentlichen daraus, dass der Patient viel Flüssigkeit zu sich nimmt und bei Bedarf fiebersenkende Medikamente einnimmt. In der Regel klingt die Erkrankung auch ohne Antibiotika-Gabe nach wenigen Tagen wieder ab. Bei schweren Verläufen hingegen wird die Einnahme von Antibiotika empfohlen. Eine Infektion mit Campylobacter-Bakterien kann langfristig im Einzelfall auch zu ganz erheblichen gesundheitlichen Problemen führen.

Gibt es Personengruppen, die besonders gefährdet sind? 
Dr. Ernst: Ja. Bei Kindern, Schwangeren sowie älteren und abwehrgeschwächten Personen kann eine Infektion mit Campylobacter-Bakterien durchaus auch schwerer verlaufen.

In der Vergangenheit kam es im Landkreis Fulda punktuell zu Campylobacter-Ausbrüchen. Das Gesundheitsamt bringt diese Ausbrüche auch in einen Zusammenhang mit dem Verzehr von Rohmilch? 
Dr. Ernst: Das Gesundheitsamt hat zu gewissen Zeiten und auch im Umkreis von Milchtankstellen eine erhöhte Campylobacter-Rate registriert. Die Infektionen konnten durch eine direkte Befragung der Betroffenen mit einem Rohmilchverzehr in Zusammenhang gebracht werden. Die meisten Betroffenen teilten uns mitgeteilt, dass sie den Hinweis des Milcherzeugers zum Rohmilchverzehr nicht beachtet hatten.

Um was für einen Hinweis handelt es sich? 
Dr. Kraus: Laut Lebensmittelhygieneverordnung ist darauf hinzuweisen, dass Rohmilch vor dem Verzehr abzukochen ist. Nur durch Erhitzen können sämtliche Erreger, die sich in der Milch befinden, sicher abgetötet werden. Der Fachdienst Veterinärwesen und Verbraucherschutz achtet darauf, dass bei allen, die Rohmilch abgeben, dieses Hinweisschild gut sichtbar angebracht ist.
Es reicht also nicht, wenn die Milch nur gut gekühlt aufbewahrt wird? 
Dr. Kraus: Die Kühlung sorgt lediglich dafür, dass das Keimwachstum reduziert wird, aber die Keime sind weiterhin vorhanden. Rohmilch kann nicht steril sein, aber es gibt genaue Vorgaben, wie hoch die Keimzahl in einem Liter Rohmilch sein darf. Das wird auch regelmäßig durch die Molkereien überprüft. Werden die Grenzwerte durch den milchproduzierenden Betrieb dauerhaft überschritten, erfolgt ein Milchlieferstopp. Es gibt auch Milchtankstellen, bei denen man zwischen Rohmilch und pasteurisierter Milch wählen kann.

Abgesehen vom Abkochen der Rohmilch – wie kann man Campylobacter-Infektionen noch vorbeugen? 
Dr. Ernst: Vorbeugen kann man, indem man Lebensmittel tierischer Herkunft nur gut durchgegart oder durchgekocht beziehungsweise nicht roh verzehrt. Außerdem sollte man auf ein hygienisches Arbeiten bei der Essenszubereitung achten.

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