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„Always on !?“- Wunsch, immer und überall erreichbar zu sein, bedeutet Stress

Die Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen haben sich durch die Nutzung von Smartphones stark gewandelt. „Always on“ ist heute die Devise. Nach einer Studie zum Medienumgang Jugendlicher sind 95 Prozent aller 12- bis 19-Jährigen mit einem Mobiltelefon ausgestattet, 95 Prozent verfügen über ein Smartphone. Und fast ebenso viele junge Menschen können über eine Internet-Flatrate Online-Dienste nutzen.

Die Befürchtung, nicht immer und überall erreichbar zu sein („Fear of missing out“), bedeutet für Kinder und Jugendliche Stress. So ist ihre teilweise exzessive und risikoreiche Smartphonnutzung zu erklären. Die Untersuchung belegt aber auch, dass sich die Zahl der Jugendlichen, die sich täglich oder mehrmals pro Woche mit Freunden treffen, in den letzten Jahren nur geringfügig gesunken ist (2016: 73 %, 2005: 78 %). Sport treiben immerhin noch 69 Prozent, 35 Prozent geben an, täglich/mehrmals in der Woche etwas mit ihrer Familie zu unternehmen. Zwei von fünf Jugendlichen (38 %) lesen regelmäßig Bücher, bei den Mädchen sind es fast die Hälfte (46 %).

Eltern sind unsicher, welche Verantwortung auf sie zukommt. Nicht selten befürchten sie eine Medienabhängigkeit ihrer Kinder, doch nur die wenigsten sind davon betroffen. Allerdings machen Jugendliche negative Erfahrungen mit Cybermobbing (11 %), Missbrauch eigener Daten (42 %), extrem hohen Kosten (24 %), Nachrichten von fremden Personen (27 %), oder sie gaben an, auf nicht jugendfreien Seiten (21 %) gesurft zu haben.

Medienkompetenz erlernen Kinder nur durch „Beziehung“. Das heißt: Sie brauchen Eltern, die sich dafür interessieren, was ihre Kinder interessiert, die bereit sind, mit ihren Kindern darüber zu sprechen, die sich trauen, regelnd einzugreifen und auch mal zu streiten, wo es notwendig ist. Reinhard Baumann von der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Landkreises hält folgende Maßnahmen für sinnvoll:
Erkennen Sie Medien als wichtigen Teil des Lebens Ihres Kindes an.

Sehen Sie sich in Ihrer eigenen Mediennutzung als Vorbild.

Lassen Sie sich die Lieblingsseiten oder -spiele Ihres Kindes zeigen.

Handeln Sie mit Ihrem Kind Regeln für seine Mediennutzung aus.

Sehen Sie Altersangaben von Spielen und Filmen als verbindlich an.

Verlangen Sie, dass das Handy beim Essen ausgeschaltes wird.

Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die rechtlichen Grundlagen wie zum Beispiel Datenschutz und Urheberrecht und die Gefahren bei der Weitergabe persönlicher Daten.

Wenn Ihr Kind im Netz mit Konfliktsituationen konfrontiert wird, entscheiden Sie niemals über den Kopf Ihres Kindes. Befähigen Sie Ihr Kind vielmehr, selbst etwas zu tun, und werden Sie nur in Rücksprache aktiv.

Persönliche Nachrichten auf dem Handy, Tablet oder PC des Kindes sind für Eltern „tabu“. Wenn Sie Grund zur Sorge haben, bitten Sie Ihr Kind, Ihnen die Nachrichten zu zeigen.

Wenn sich Ihr Kind über einen längeren Zeitraum sozial isoliert, den Schulbesuch meidet, Ernährung und Körperpflege stark vernachlässigt, und dies mit einer intensiven Mediennutzung einhergeht, suchen Sie eine entsprechende Beratungsstelle auf.

Ein eigenes Handy sollten Kinder ab etwa zehn Jahren haben dürfen. Das braucht nicht über einen Internetzugang zu verfügen. Oder passen Sie zumindest die Sicherheitseinstellungen entsprechend an und spielen Sie Jugendschutz-Apps auf. Ein sogenannter Prepaid-Tarif ist empfehlenswert: Die monatliche Grundgebühr entfällt, und Kinder bekommen ein Gefühl fürs Geld. Auch können Jugendliche durchaus die „abgelegten“ Mobilfunkgeräte ihrer Eltern nutzen. Weitere Informationen unter www.bmfsfj.de. Dort kann auch die Broschüre „Gutes Aufwachsen mit Medien“ bestellt oder heruntergeladen werden.

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