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Aktuelle Studie verdeutlicht Anpassungsbedarf bei Wohnungsbau

Ministerin Priska Hinz: „Am hessischen Wohnungsmarkt muss zielgerichtet gebaut werden. Die Studie bietet allen Akteuren im Wohnungsbau einen Wegweiser, wie sie bedarfsgerecht auch in kleinere Wohnungen investieren können.“

„Der Wohnungsmarkt in Teilen Hessens bleibt angespannt. Umso wichtiger ist nicht nur zu wissen, wie viele Wohnungen in welchen Städten und Gemeinden fehlen, sondern auch welche Art von Wohnungen. Darum wurde im Auftrag der Allianz für Wohnen eine Bedarfsanalyse für Wohnformen durchgeführt“, sagte die für Wohnungsbau zuständige Ministerin Priska Hinz heute in Wiesbaden. „Die Ergebnisse der Studie sind deutlich: Der Bedarf an Wohnraum in Südhessen nimmt weiter zu, weil es viele in den Ballungsraum zieht – jüngere und ältere Menschen. Hier wird bezahlbarer Wohnraum immer wichtiger, noch dazu steigen die Anforderungen an Barrierefreiheit und Energieeffizienz“, sagte Ministerin Hinz weiter. Die Studie richtet sich an alle Beteiligten am hessischen Wohnungsmarkt: ob Investoren, Mieterbund, Wohnungsbaugesellschaften, Kommunen oder Landkreise und hilft dabei, zielgerichtet zu planen. Sie wurde heute allen Mitgliedern der „Allianz für Wohnen“ vorgestellt.

Die Bedarfsanalyse zu den Wohnformen zeigt, dass die Zahl der Seniorenhaushalte bis 2040 stark ansteigen wird. Damit verändert sich auch die Anforderung an den Wohnraum“, so die Ministerin. „Ich sehe unsere Politik bestätigt: Wir ermöglichen Wohnungsbaugesellschaften, Kommunen und Investoren der Wohnungswirtschaft mit einer Vielfalt unserer Förderprogramme, dem Bedarf entsprechend Bauprojekte in Angriff zu nehmen. Dazu gehören sowohl der altersgerechte Neubau als auch der barrierefreie Umbau von Wohnungen.“

Mehr junge Haushalte in Südhessen

Die Studie „Wohnraumbedarfe in Hessen nach ausgewählten Zielgruppen und Wohnformen“ wurde vom Institut für Umwelt (IWU) erstellt. In der Analyse berechnet das IWU einen Anstieg von Seniorenhaushalten von 60 Prozent. Zudem werden bis 2040 doppelt so viele Menschen in Hessen leben, die älter als 85 Jahre sind, als heute. Gleichzeitig wird der Anteil an Familien- und Mehrpersonenhaushalten hessenweit um mehr als 20 Prozent zurückgehen.

Allerdings sind die Entwicklungen in Hessen nicht einheitlich: Für Südhessen ist ein in Teilen gegenläufiger Trend zu beobachten. Das IWU geht davon aus, dass im Regierungsbezirk Darmstadt die Zahl an jüngeren Haushalten zunehmen wird (plus 17 Prozent). Im Regierungsbezirk Gießen hingegen wird ein Rückgang von 16 Prozent prognostiziert. Auch der Zuwachs an Single- und Paarhaushalten mittleren Alters wird in Südhessen laut IWU am stärksten sein: plus acht Prozent im Vergleich zum Regierungsbezirk Gießen, wo ein Rückgang von sieben Prozent erwartet wird. Im Regierungsbezirk Darmstadt wird zudem mit der stärksten Zunahme an Seniorenhaushalten sowie Single- und Paarhaushalten höheren Alters gerechnet.

Diese Entwicklung hat eine starke Veränderung der benötigten Wohnformen und Wohnungsgrößen zur Folge: Der Trend bis 2040 ergibt eine erhöhte Nachfrage nach Mehrfamilienhäusern von 14 Prozent. Der Mehrbedarf an selbstgenutzten Eigenheimen, vor allem an Einfamilienhäusern, steigt hingegen nur um etwa fünf Prozent. In der Prognose lässt sich also feststellen, dass es eine strukturelle Verschiebung gibt: von Haushalten, die vorwiegend Eigenheime nutzt, hin zu Haushalten, die das Wohnen in Mehrfamilienhäusern bevorzugt. Dies bedeutet, dass ein höherer Bedarf an kleineren Wohneinheiten entsteht. Allerdings wird dieser Entwicklung noch nicht Rechnung getragen: Derzeit werden noch vermehrt Ein- und Zweifamilienhäuser oder Großwohnungen mit mehr als fünf Zimmern gebaut. Nach einer neueren Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln entstehen noch fast 90 Prozent der Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern.

„Neben der wichtigen Bereitstellung von passgenauen Wohnungen müssen wir auch aus ökologischen Gründen mit der Ressource Boden verantwortungsvoll umgehen. Die Versieglungen durch Einfamilienhäuser je Wohneinheit sind deutlich höher als durch den Geschosswohnungsbau. Gerade im Ballungsraum sind Freiflächen ein wichtiger Faktor für die Entstehung von Kaltluftströmen“, so die Ministerin.

Auch der derzeitige Wohnungsbestand ist dieser Entwicklung am Wohnungsmarkt nur sehr unzureichend gewachsen. Vor allem in ländlichen Gebieten, die überwiegend durch Einfamilienhaussiedlungen geprägt sind, werden gute Konzepte gebraucht, wie Seniorinnen und Senioren länger in ihrem Eigenheim wohnen beziehungsweise kleinere Wohnungen für ältere Bürgerinnen und Bürger bereit gestellt werden können. „Die aktuelle Analyse gibt wichtige Hinweise: Der derzeit stattfindende Generationenwechsel sollte dazu genutzt werden, über eine veränderte Wohnungsstruktur nach zu denken“, betonte die Ministerin. „Diese Ergebnisse sollten auch die hessischen Wohnungsbauunternehmen ernst nehmen: Es besteht in den kommenden Jahren ein Anpassungsbedarf mit erheblichen Investitionen im Bestand, vor allem in Nord- und Mittelhessen. Bei der aktuellen Knappheit an Wohnungen können wir Leerstände nicht verantworten“, appellierte die Ministerin an die Wohnungswirtschaft. „Neue Wohnprojekte wiederum bieten die Chance, sich schon bei der Planung auf gesellschaftliche Veränderungen einzustellen.“ Eine Möglichkeit wären zum Beispiel flexiblere Grundrisse bei Mehrfamilienhäusern, um entsprechend der künftigen Bedarfe Veränderungen leichter umsetzen zu können.

„Jede Bürgerin und jeder Bürger in Hessen muss die Möglichkeit haben, eine bezahlbare und bedarfsgerechte Wohnung zu finden. Dafür setzte ich mich seit dem ersten Tag der schwarz-grünen Landesregierung ein: Wir haben nicht nur neue Förderprogramme aufgelegt, die passgenau auf die Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen eingehen, sondern auch die Mittel kräftig aufgestockt“, sagte Ministerin Hinz weiter. Bis 2019 stellt das Land insgesamt 1,2 Milliarde Euro für die Förderung von Wohnungsbau, Wohnungsmodernisierung und -umbau zur Verfügung. „Wir haben finanziell gut ausgestattete Förderprogramme – für den Bau von Wohnungen für Studierende, Familien und Seniorinnen und Senioren sowie für barrierefreie Modernisierungen. Damit sind wir gut aufgestellt für den demografischen Wandel!“ betonte Ministerin Hinz.

Hintergrund zur Analyse:
Die Untersuchung ergänzt die Wohnungsbedarfsprognose für die Hessischen Landkreise und kreisfreien Städte vom Mai 2016 und soll als Leitfaden für Kommunen, Wohnungsunternehmen und Wohnungsbauentwickler dienen, um zielgerichtet Projekte für den entstehenden Bedarf zu planen und umzusetzen.
Die Studie „Wohnraumbedarfe in Hessen nach ausgewählten Zielgruppen und Wohnformen“ wird auf einem Fachworkshop am 15. Februar 2017 den Mitgliedern der Allianz für Wohnen vorgestellt und ist nun zum Download verfügbar unter: https://umweltministerium.hessen.de/sites/default/files/media/hmuelv/wohnraumbedarfsanalyse_wohnformen_barrierefrei.pdf

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