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Notruf per Kaffeemaschine

Scheu vor der Technik kennt Heinz Franzmann nicht. PC, Tablet und Smartphone nutzt der fast 92-Jährige ganz selbstverständlich. Gerade begutachtet er einen Funk-Kopfhörer, der drahtlos mit dem Fernsehgerät verbunden werden kann.

Als sein Sohn Claus Franzmann durch Zufall vergangenen Oktober von der Eröffnung eines Informationszentrums für Hilfreiche Technik im Alltag erfuhr, besuchten die beiden Fuldaer den Treffpunkt Alte Post in Weyhers, wo die Gemeinde Ebersburg gemeinsam mit dem Ver-ein Miteinander-Füreinander Oberes Fuldatal das Beratungsangebot geschaffen hat.

Die Einrichtung, die mit europäischen „Leader“-Mitteln sowie vom Landkreis Fulda gefördert wurde und mit der Hochschule Fulda und der Kreishandwerkerschaft kooperiert, ist in unse-rer Gegend einzigartig. Von Wiesbaden kennt Susanne Beh Vergleichbares. Sie hat sich ehrenamtlich für den Verein Miteinander-Füreinander mit dem Thema „Zu Hause wohnen im Alter“ befasst, jetzt fungiert sie für die Gemeinde als Ansprechpartnerin in der Beratungsstel-le.

„Leider sind nicht alle älteren Menschen der Technik gegenüber so aufgeschlossen wie Herr Franzmann“, erläutert sie. Vor allem bei Frauen stoße sie oft auf eine Abwehrhaltung. Des-halb sieht sie es als eine ihrer Aufgaben an, Berührungsängste zu nehmen – im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Ausstellungsstücke im Multifunktionsraum und in der Küche dür-fen angefasst und ausprobiert werden. Darüber hinaus bietet Miteinander-Füreinander re-gelmäßig Tablet- und Smartphone-Einsteigerkurse an.

„Beim Abbau von Hemmschwellen hilft auch, dass der Verein die Räumlichkeiten vielfältig nutzt, beispielsweise als Spieletreff oder für Eltern mit Kleinkindern. So ist ein beiläufiger Zugang zu den Exponaten möglich“, betont Susanne Beh. Interessierte Angehörige finden zahlreiche Anregungen, wie Seniorinnen und Senioren sowie Menschen mit Behinderung dank technischer Unterstützung eigenständig leben können. Claus Franzmann äußert sich angetan von der Option im Smart-Home-System, mit der eine andere Person über einen an der Kaffeemaschine zwischengeschalteten Stecker automatisch per SMS informiert wird, wenn die Maschine am Morgen ausgeschaltet bleibt.

Viele der gezeigten Alltagshelfer, wie die automatische Herdabschaltung bei zu hoher Hitze-entwicklung, sind nicht nur für Ältere oder für Menschen mit Handicap nützlich. Gerade unter den simplen Haushaltshelfern finden sich einige Gegenstände, die Besucher mit einem „Das könnte ich auch gebrauchen“ kommentieren. „Ich rate jedem, der Praktisches verschenken möchte, sich hier umzuschauen“, sagt Dr. Hans Unbehauen, der Vorsitzende von Miteinan-der-Füreinander, augenzwinkernd.

Susanne Beh informiert auch über finanzielle Fördermöglichkeiten. Einige der Hilfsmittel gibt es in verschiedenen Preisklassen und Ausstattungen. Die SOS-Rettungsdose zur Aufbewah-rung wichtiger Patienteninformationen etwa kostet bloß zwei Euro. Ansprechend ist auch das ausgestellte Buch „Do it yourself für Senioren: Alltagshilfen zum Selbermachen“.

Nach seinem ersten Besuch in der Beratungsstelle hatte sich Heinz Franzmann ein Hausnot-rufsystem angeschafft. Die Funk-Kopfhörer legt er erst einmal wieder zur Seite und informiert sich stattdessen über die Installation eines optischen Signals ergänzend zur Haustürklingel.

Info
Für Beratungsgespräche und Führungen durch das Haus sucht Susanne Beh ehrenamtliche Technikbotschafter. Bislang öffnet die Beratungsstelle für Hilfreiche Technik im Alltag auf Anfrage, geplant ist jedoch eine feste Öffnungszeit einmal monatlich. Telefon (06656)439-7622, E-Mail AAL-Projekt@ebersburg.de

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