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Was Austauschschüler in Alsfeld erleben und was daran nachhaltig ist

Das Erlernen von Fremdsprachen gehört ganz selbstverständlich zur Schulbildung, an Gymnasien sogar eine zweite, wahlweise eine dritte Fremdsprache. Sprache lebt – wie kaum ein anderes Schulfach – vom Austausch, vom Gespräch, vom Ausprobieren. Im Idealfall machen Sprachen neugierig, das Land der Fremdsprache zu entdecken. Und weil das so ist, bietet die Albert-Schweitzer-Schule ihren Schülerinnen und Schülern Austauschfahrten an. Sehr regelmäßig und sehr beständig findet der Austausch mit dem Collège Mangin in Sarrebourg statt. Seit dem Jahr 2000 bereits ist er fester Bestandteil im Lehrplan der 9. Klassen. Eine Woche lang sind dann französische Schülerinnen und Schüler in den Familien ihrer gleichaltrigen deutschen Austauschpartner untergebracht, im Gegenzug besuchen kurze Zeit darauf die deutschen Schülerinnen und Schüler die Franzosen. Gerade eben erst ging der Besuch der Abordnung aus dem Elsass zu Ende.

„Wir sind sehr froh, dass wir unseren Schülerinnen und Schülern diese klassische Form des Austauschs bieten können“, freut sich der stellvertretende Schulleiter Christian Bolduan, seines Zeichens auch Französischlehrer an der Albert-Schweitzer-Schule. In dem gemeinsamen Konzept der ASS und des Collège Mangin sieht er viele Vorteile, darunter natürlich auch eine Vertiefung der Sprachkompetenz: „Es ist immer wieder erstaunlich, mit welchem Gewinn an Sprachkenntnis und Selbstsicherheit meine Schüler nach einer Woche zurückkehren“, pflichtet ihm Doris Klein, Koordinatorin der französischen Partnerschule, bei.

„Wir wählen die jeweiligen Paarungen der Jugendlichen sehr sorgfältig aus. Anhand eines Steckbriefs schauen wir beispielsweise nach gemeinsamen Interessen oder einem ähnlichen Lebensumfeld“, erläutert Bolduan. Meistens passen die Matches gut, sodass die Gäste und ihre Gastgeber gerne die zweimal acht Tage im jeweiligen Land miteinander verbringen. Wenn es besonders gut läuft, bleiben die Verbindungen auch nach dem Austausch bestehen. „Da trifft es sich gut, dass unsere Partnerschule nahe an der französischen Grenze liegt. So kann man auch mal eine kleine Wochenendreise planen“, weiß der Organisator des Austauschs aus Erfahrung. Für ihn hat der klassische Austausch, also die Unterbringung der Schülerinnen und Schüler in Gastfamilien, drei wichtige Komponenten: den Alltag in den Familien, den Alltag im Schulleben und einen touristisch-sozialen Aspekt. Neben dem Leben in und mit den Gastfamilien und dem regulären Schulbesuch spielen auch Ausflüge und Exkursionen eine wichtige Rolle. Beim diesjährigen Austausch sahen sich die jungen Franzosen gemeinsam mit ihren deutschen Partnern beispielsweise das Besucherbergwerk in Merkers an und hatten am Point Alpha die Gelegenheit, sich mit der jüngeren deutschen Geschichte und der Wiedervereinigung auseinanderzusetzen. In Frankreich werden die deutschen Gäste im Mai unter anderem die Stadt Bitche besuchen und der Frage nachgehen, wie es zu der langen deutsch-französischen Erbfeindschaft kam und was diese gerade für die Menschen in den Grenzgebieten bedeutete.

„Unser Programm bietet einen ausgewogenen Dreiklang aus Schule, Kultur und Freizeit“, findet Bolduan, auch zum Shoppen und Feiern sei ausreichend Zeit. Dazu sei diese Form der Begegnung für alle Schülerinnen und Schüler durchaus erschwinglich, betont er, da eigentlich nur die Reisekosten ins Nachbarland und die Betreuung der Gäste vor Ort anfallen. Als Gewinn eines solchen Austausches sieht der Pädagoge ganz klar eine Vertiefung der sprachlichen Kompetenz sowie eine Horizonterweiterung: „Nur wer sich kennt, kann sich auch respektieren“, findet er.

Nicht nur aus Lehrersicht, sondern auch aus Schülersicht ist der Frankreichaustausch ein Erfolg: „Wir kommen gut miteinander klar, lachen sehr viel gemeinsam und teilen ein gemeinsames Hobby: die Musik“, bestätigt Sonja Karl. Sie lernt seit vier Jahren Französisch und freut sich dies praktisch anzuwenden. Ihre Austauschpartnerin Hélène Lhussier lernt seit acht Jahren Deutsch, sodass die Verständigung kein Problem darstellt. Besonders interessant ist es für die beiden, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem Leben in Deutschland und Frankreich festzustellen. In Frankreich zum Beispiel nimmt das Essen einen größeren Stellenwert ein, in den Familien wird ausgiebiger gegessen und auch in der Schule essen alle gemeinsam zu Mittag, manchmal sogar mit Nachtisch. Allerdings dauert in Frankreich ein normaler Schultag bis 17:00 Uhr und auch die einzelnen Unterrichtsstunden sind länger als in Deutschland. Außerdem gefällt der französischen Austauschschülerin die allgemeine Stimmung an der deutschen Schule sehr gut; auch die Lehrer würden nicht so streng unterrichten wie in Frankreich, sagt sie.

Neben dem Programm der Schule organisieren die Gastfamilien auch selbst Ausflüge und Highlights, wie zum Beispiel schöne Shoppingtouren oder eine Abschlussgrillfeier. Auch kleinere Aktionen wie gemeinsames Eis essen oder ganz normale Familienveranstaltungen machen den jungen Franzosen Spaß und lassen sie besser in die deutsche Lebensweise hineinblicken.

Natürlich präsentierte auch die Albert-Schweitzer-Schule selbst den Gästen ihre Besonderheiten. Schulleiterin Elisabeth Hillebrand zeigte ihnen stolz das neue Schülerlabor und den altehrwürdigen Schulturm. Dort nutzten viele von ihnen die Gelegenheiten sich mit Namen und Jahreszahl zu verewigen.
In wenigen Wochen machen sich die deutschen Schüler auf den Weg nach Frankreich. Man darf gespannt sein, was sie von dort berichten werden.

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