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Generalversammlung der Energiegenossenschaft Vogelsberg eG: Fokus auf Windkraft

Gut gewählt hatte die Energiegenossenschaft Vogelsberg eG den Raum für ihre Generalversammlung am vergangenen Donnerstag: Durch die großen Fenster der Gleentalhalle nämlich hatten die etwa 120 Genossen freien Blick auf die Windräder des Windparks Kommunalwald Kirtorf, an dem die EGV beteiligt ist. Und Energie aus Windkraft, das wurde deutlich, wird immer mehr zum Schwerpunkt der Genossenschaft, deren Ziel neben der Forcierung erneuerbarer Energien insbesondere die Beteiligung der Bürger an der dadurch in der Region entstehenden Wertschöpfung ist. „Die Gewinne nicht anonymen Investoren überlassen, sondern die Menschen vor Ort daran teilhaben lassen“, nannte es später das Aufsichtsratsmitglied Dieter Bock.
Auf ein arbeitsreiches Jahr für die Genossenschaft, und dort insbesondere für den Vorstand, blickte der Aufsichtsratsvorsitzende Ralph Kehl in seiner Begrüßung zurück. Die erste Windkraftanlage unter Beteiligung der EGV konnte im Jahr 2016 ans Netz gehen – eine große Leistung auch der Genossenschaftsmitglieder, die dieses Projekt mit Nachrangdarlehen in Millionenhöhe erst ermöglicht hatten und damit auch die Leistungsfähigkeit der Genossenschaft unter Beweis stellten.

Als Hausherr begrüßte Kirtorfs Bürgermeister Ulrich Künz die Gäste. Der stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrates der EGV unterstrich den Genossenschaftsgedanken, der zu dem Erfolg einer solchen Gemeinschaft führt: „Mehrere kleine Kräfte verbinden sich zu einer großen Kraft“. Die Frage der Energie und Ressourcen sei eine zentrale Frage unserer Zeit, so Künz. Deutschland habe die Energiewende eingeleitet und auch Städte und Kommunen setzten alles daran, erneuerbare Energien als Hauptenergiequellen auszubauen. Dieser Strukturwandel erfordere eine Bündelung von Kräften, Ideen und Geldern. Die demokratische Form einer Genossenschaft biete dazu langfristig attraktive und nachhaltige Möglichkeiten. Damit sei die Energiegenossenschaft ein „Modell der Zukunft“.

Geschäftsführer Günter Mest nutzte seinen Geschäftsbericht zum Jahr 2016 zunächst, um die Strukturen der Genossenschaft vorzustellen. Einzelne Tochterunternehmen wurden zur Verwaltung verschiedener Projekte gegründet. Ganz neu im Organigramm sind die Kommunalwald Kirtorf GmbH & Co. KG, Betreiberin der Windparks Kommunalwald Kirtorf, und die VOBEG Energie GmbH, unter der neben anderen Projekten der Bau der Windkraftanlage in Arnshain/Wahlen betrieben wird. Die Beteiligung der EGV an einem so anspruchsvollen Projekt wie dem Kommunalwald Kirtorf sei eine der ersten Genossenschaftsbeteiligungen dieser Art in Hessen, unterstrich Mest; möglich geworden war sie auch durch eine Kooperation mit der OVAG-Gruppe. „Wir tragen dabei von Anfang an alle Chancen und Risiken mit bei der Umsetzung eines Windparks mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 14 Mio. Euro“, führte der Geschäftsführer aus. „120 Mitglieder haben das notwendige Eigenkapital in Form von Nachrangdarlehen in Höhe von insgesamt 1,9 Mio gezeichnet“, freute sich Mest, der dies auch als Vertrauensbeweis für die Arbeit der EGV wertete. Diese konnte sich im Berichtsjahr dann auch über einen Zuwachs der Mitgliederzahlen um fast 25% freuen. Zum Jahresende waren 589 Menschen Mitglied der EGV, am Tag der Versammlung waren es 611. Geschäftsanteile und Geschäftsguthaben hatten sich im Jahr 2016 sogar mehr als verdoppelt. Hinsichtlich der Ertragslage musste die Genossenschaft im Vergleich zum Vorjahr 2015 zwar Einbußen hinnehmen, dies sei allerdings ausschließlich der deutlich schlechteren Sonneneinstrahlung in 2016 geschuldet, betonte der Geschäftsführer. Insgesamt blickte die EGV im Jahr 2016 auf eine Energieproduktion von 5.541.000 kW/h, davon bereits fast 1 Million im Windpark Kommunalwald Kirtorf, und eine erzielte Einspeisevergütung von 965.601 Euro. Nach der Präsentation der Bilanz schlug der Vorstand eine Ausschüttung von wiederum 3% Dividende an die Mitglieder vor.

Bevor darüber abgestimmt wurde, präsentierte der Aufsichtsratsvorsitzende die Arbeit seines Gremiums, das den Vorstand hinsichtlich der strategischen Ausrichtung berät und über weitreichende Kompetenzen verfügt. Kehl stellte auch das Ergebnis des Genossenschaftsverbandes vor, der der EGV eine geordnete Vermögens- und Finanzlage bestätigte. Die anschließende Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat sowie die vorgeschlagene Verwendung des Überschusses erfolgten einstimmig.

Laut Satzung stehen in jedem Jahr ein Drittel der Aufsichtsratsmitglieder zur Wahl. Dieser Turnus wurde neu eingeführt, sodass in der stattfindenden Versammlung elf AR-Mitglieder gewählt wurden. Im Amt bestätigt wurden Dr. Birgit Richtberg, Dieter Bock, Lothar Bott, Dirk Eschenröder, Thomas Groll, Martin Hank, Ralph Kehl, Norbert Lautenschläger, Rüdiger Rausch und Willi Zinnel. Als neues Mitglied stieß Hans-Gerhard Gatzweiler aus Neustadt dazu. Neben Neustadts Bürgermeister Thomas Groll verstärkt er die Fraktion des Nachbarkreises im Aufsichtsrat. Dort plant die EGV weitere Windkraft-Projekte und beweist damit, wie Gatzweiler feststellte, dass sie über Kreisgrenzen hinausblicke und die Region insgesamt im Auge habe. Man greife in Neustadt gerne auf die Expertise der Energiegenossenschaft Vogelsberg eG zurück.

Genau darüber sprach als letzter Redner Vorstandsmitglied Lorenz Kock. Er stellte noch einmal das Projekt Kommunalwald Kirtorf vor, das am Tag nach der Versammlung ganz offiziell eingeweiht wurde. Aktuell ist die EGV mit dem Bau einer ersten ganz eigenen Anlage im Windpark Arnshain/Wahlen beschäftigt. Anhand des Datums der Antragsstellung im April 2015 bis hin zur Bewilligung im Dezember 2016 zeigte Kock die lange und intensive Vorbereitungsarbeit auf, die bis zum Baubeginn einer solchen Anlage nötig ist. Auch für dieses Projekt hat die EGV wieder ein gutes Beteiligungsangebot für die Bürger aufgelegt. Je nach Höhe des Windertrages und Dauer der Laufzeit können die Anleger hier zwischen 2 und 4,25% Rendite erzielen. Dieses Angebot, so Kock, gehe zunächst exklusiv an die Bürger von Arnshain und Wahlen, werde danach aber für alle Mitglieder der Genossenschaft geöffnet. Weitere Anlagen der Genossenschaft sind in Neustadt geplant. Abschließend verwies Kock auf die derzeitige Werbeaktion der EGV: Per Facebook suche man in der Region Menschen, die für die Genossenschaft werben wollten. Mehr dazu und zu den einzelnen Projekten der EGV gibt es auf der Website unter www.energie-vb.de.

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