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Gemeinsamer Gottesdienst zum Reformationsjubiläum der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und des Bistums Fulda

Zum ersten Mal feierten gestern die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck und das Bistum Fulda im St. Petri-Dom zu Fritzlar einen festlichen ökumenischen Gottesdienst, um gemeinsam der Reformation vor 500 Jahren zu gedenken. Möglich wurde die gemeinsame Feier, an der über 500 Gottesdienstbesucher teilnahmen, durch das Aufeinanderzugehen der beiden Konfessionen in den vergangenen Jahren und der daraus gewachsenen Erkenntnis, dass evangelische und katholische Christinnen und Christen „heute mehr eint als trennt“. Der Gottesdienst war die zentrale gemeinsame Veranstaltung des Bistums Fulda und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck zum Reformationsgedenken.

Bischof Hein: „Wir bilden nur zusammen den Leib Christi!“
In seiner Predigt zu 1. Kor. 12, 12-31 betonte Bischof Dr. Hein, seit der frühen Christenheit sei immer wieder die Frage zu bedenken, wie sich die in Christus geschenkte Einheit zur Verschiedenheit der Kirchen verhalte. Für den Apostel Paulus gelte, dass legitime Vielfalt und unbedingte Einheit in Christus unaufgebbar miteinander verbunden seien. 2000 Jahre nach dem Brief des Apostels an die Korinther und 500 Jahre nach Luthers Thesenanschlag bedeute dies in einer Zeit des zunehmenden Säkularismus, „dass unsere Kirchen und Gemeinden sich in aller Unterschiedlichkeit und Vielfalt als Glieder am einen Leib Christi erkennen.“ Hein hob hervor: „Wir bilden nur zusammen den Leib Christi! Nur gemeinsam wird dieser Leib in unserer Welt sichtbar und erfahrbar – und das gerade darin, dass wir nicht alle gleich sein müssen.“ Bleibende Aufgabe im ökumenischen Zeitalter sei es, Einheit und Unterschiedlichkeit stets in Beziehung zu bringen. Leitend sei dabei der Gedanke, wie die Einheit gewahrt oder erreicht werden könne. Hein äußerte sich zuversichtlich, dass sich im Verständnis der Feier der Eucharistie und des Abendmahls „schon in den nächsten Jahren Wege finden lassen, die zumindest eine Teilnahme an der jeweiligen Feier des Mahles Jesu Christi eröffnen.“ Der gemeinsam gefeierte Festgottesdienst sei ein wunderbarer Ausdruck der Einheit in Christus und zugleich ein starker Auftrag, auf dem Weg der ökumenischen Gemeinschaft weiterzugehen.

Bischof Algermissen: Spaltung der Christenheit ist ein Ärgernis für die Welt
Der Bischof von Fulda, Heinz Josef Algermissen, erinnerte an die theologischen Grundlagen der ökumenischen Bewegung. Das Dekret des Zweiten Vatikanischen Konzils über den Ökumenismus von 1964 habe den Mut gehabt, die bestehende Spaltung der Christenheit als „Ärgernis für die Welt“ zu bezeichnen und damit die Situation der getrennten Christen beim Namen zu nennen. „Dass nämlich Christen, die an Jesus Christus als den Erlöser der Welt glauben und in seinen eigenen Leib hinein getauft sind, weiterhin in voneinander getrennten Kirchen leben, ist das große Ärgernis, das die Christenheit der heutigen Welt bietet und das es verdient, als Skandal bezeichnet zu werden“, so der Bischof. An die Christen sei die selbstkritische Frage gestellt, „ob wir den schmerzhaften Skandal der Trennung des einen Leibes Christi wirklich noch verspüren oder ob wir uns mit ihm bereits abgefunden haben“.

Im Kontext mit dem Reformationsgedenken bedürfe es des gegenseitigen Eingeständnisses von Schuld und der Erkenntnis, dass es auf beiden Seiten Verantwortung für die Spaltung gebe. „Es kann tatsächlich ohne Bekehrung keinen wahren Ökumenismus geben. Sie ist das Lebenselixier einer wahrhaften Ökumene.“ Es gehe um die jeweils eigene Bekehrung, die die Bereitschaft voraussetze, eigene Schwächen und Defizite selbstkritisch wahrzunehmen. Solche Bekehrung setze vor allem das ständige Maßnehmen am Evangelium Jesu Christi und den Willen zur Wiederherstellung der Einheit voraus.

An dem Festgottesdienst waren weiterhin beteiligt: Oberlandeskirchenrätin Dr. Ruth Gütter, Pfarrer Wolfgang Kallies (beide Evangelische Kirche von Kurhessen Waldeck), Diakon Dr. Stefan Wick (Bistum Fulda), Pfarrer Holger Degen (SELK/ACK Fritzlar und Umgebung), Dekanin Sabine Tümmler (evangelischer Kirchenkreis Fritzlar-Homberg), Dechant Jörg-Stefan Schütz (katholisches Dekanat Fritzlar). Musikalisch wurde der Gottesdienst gestaltet durch den Evangelischen Posaunenchor Homberg (Efze) und Gunther Hehenkamp an der Orgel.

Bild: (V.l.): Pfarrer Wolfgang Kallies (Referent Catholica, EKKW); Msgr. Prof. Dr. Cornelius Roth (Bistum Fulda); Lavinia Engewald; Dekanin Sabine Tümmler (Kirchenkreis Fritzlar-Homberg); Luisa Houska; Bischof Heinz Josef Algermissen (Bistum Fulda); Bischof Prof. Dr. Martin Hein (EKKW); Helena Strehl; Stadtpfarrer Jörg-Stefan Schütz (Dechant des Dekanates Fritzlar, Bistum Fulda); Diakon Dr. Stefan Wick (Ökumenereferent Bistum Fulda); Pfarrer Holger Degen (Selbst. Ev.-Luth. Kirchengemeinde Berge-Unshausen)

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