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Bewegender Ehrung der Stadt Fulda für den Künstler Franz Erhard Walther

Es war ein besonderer Abend, der nicht nur den Kunstinteressierten der Stadt Fulda lange in Erinnerung bleiben wird: Nach seinem Triumph bei der Kunst-Biennale in Venedig, wo er mit dem „Goldenen Lösen“ ausgezeichnet wurde, ist der in Fulda geborene und inzwischen wieder hier lebende Künstler Franz Erhard Walther vom Magistrat der Stadt Fulda mit einem festlichen Empfang im Fürstensaal des Stadtschlosses geehrt worden. Im Anschluss trug sich der 77-Jährige ins „Goldene Buch“ der Stadt ein, bevor bei einem kleinen Rundgang zwischen Stadtschloss und Michaelskirche den zahlreichen Gästen zwei seiner „Raumformen für Fulda“ erläuterte.

Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld sprach in seiner Begrüßung vor gut 300 Gästen von einem „Empfang von wahrhaft historischer Dimension“. Zwar habe Walther bereits 2014 den Kulturpreis der Stadt Fulda aus den Händen des damaligen Oberbürgermeisters Gerhard Möller erhalten. Doch sei der Anlass diesmal noch gewichtiger: „Schließlich ist die Biennale di Venezia die älteste und damit traditionsreichste Biennale weltweit, nur wenigen ist es vergönnt, einen ,Goldenen Löwen‘ zu erringen.“ 2017 seien es zum ersten Mal gleich zwei Deutsche, die in Venedig geehrt wurden – und mit Anne Imhof und eben Franz Erhard Walther zugleich zwei Künstler, die einen engen Bezug zu Fulda haben. „Welch ein Jahr!“, sagte der OB mit Blick auf diesen „fantastischen Erfolg“ und fügte an: „Als Fuldaer Bürgerinnen und Bürger können dankbar sein, wir können uns mit Ihnen freuen, dass Ihnen diese Auszeichnung zuteilgeworden ist.“

Gleichwohl räumte der Oberbürgermeister ein, dass die Beziehung zwischen Fulda und dem Künstler Franz Erhard Walther in den zurückliegenden Jahrzehnten „sicher nicht immer einfach“ war. „Sie sind aus konventionellen Bahnen ausgebrochen, sind radikal neue und andere Wege gegangen.“ Das frühe Wirken des Künstlers in seiner Heimatstadt habe Zuspruch, vor allem aber auch Reibung, Widerspruch und auch Ablehnung ausgelöst. „Vielleicht bot gerade dieses überwiegend kritische Umfeld aber auch einen Ansporn, der zusätzliche und neue Kräfte freisetzte“, sagte Wingenfeld, der die nicht immer einfache Beziehung zwischen Walther und Fulda – aber auch deren allmählichen Wandel – anhand von Zitaten aus jenen Jahren skizzierte.

Das Jahr 1994 markiere in diesem Zusammenhang einen Meilenstein in der Beziehung zwischen der Kunst Walthers und der Stadt Fulda: Anlässlich des Stadtjubiläums „1250 Jahre Fulda“ und der Landesgartenschau schuf Walther damals die fünfteilige „Raumform für Fulda“. OB Wingenfeld dankte seinem Vor-Vor-Vorgänger im Amt, Dr. Wolfgang Hamberger, der mit seiner Entscheidung zugunsten dieser „Provokation im barocken Stadtbild“ einmal mehr Weitblick bewiesen habe.

Man sei glücklich, dass Prof. Walther nach seinen Stationen in Düsseldorf, New York und Hamburg nun schon seit mehr als zehn Jahren wieder in seiner Heimatstadt Fulda lebe und arbeite. „Vielleicht ist es ja gerade ein Vorzug Fuldas, dass wir nicht zu der klassischen Kunstszene gehören und dadurch hier die Möglichkeit besteht, sich auf das Werk, auf das Wesentliche konzentrieren, zu können“, bemerkte Wingenfeld und kündigte zugleich an, dass sich Prof. Walther bereiterklärt habe, anlässlich des Stadtjubiläums 2019 – Fulda wird dann 1275 Jahre alt – einen bleibenden künstlerischen Beitrag zu leisten. Darüber hinaus deutete der Oberbürgermeister an, dass sich die Stadtspitze schon seit geraumer Zeit – also deutlich vor der Nachricht aus Venedig – Gedanken darüber mache, wie man einen Teil des Waltherschen Gesamtwerks in einem passenden baulichen Rahmen in Fulda präsentieren könne.

Sichtlich gerührt dankte Franz Erhard Walther der Stadt Fulda für den Empfang und dem Oberbürgermeister für dessen ehrende Worte. Gleichzeitig schaute er noch einmal auf seine künstlerischen Anfänge in Fulda zurück: auf Einflüsse von Lehrern und Kunsterziehern, frühe Experimentierfreude mit nicht-gegenständlicher Kunst, die ersten bescheidenen Atelier- und Ausstellungsräume am Wallweg, Freundschaften und gemeinsame Erfahrungen im „Jungen Kunstkreis“ oder auch auf den Aufbruch Richtung Offenbach, Frankfurt und Düsseldorf – und die regelmäßige Rückkehr nach Fulda und in die Rhön. Die Verwurzelung in Osthessen sei auch in den späteren Jahren in New York immer eine wichtige Basis seiner Arbeit gewesen. Sein für die Kunstwelt innovativer „offener Werkbegriff“ sei damals jedenfalls beileibe nicht nur in Fulda auf Vorbehalte gestoßen, sondern habe auch in Kunstzentren wie Düsseldorf Ablehnung und zum Teil beißende Kritik hervorgerufen, betonte Walther.

Nach dem Eintrag ins „Goldene Buch“ der Stadt Fulda nutzten noch gut 200 Gäste die Gelegenheit, Prof. Walther zu zwei der fünf Teilen der „Raumform für Fulda“ (am Stadtschloss und an der Michaelskirche) zu begleiten, wo sie aus erster Hand Informationen zu den Hintergründen des Werks erfahren und auch Fragen stellen konnten, bevor der Abend an dem von Walther geschaffenen „Worttisch“ im Hotel „Zum Ritter“ in der Kanalstraße ausklang.

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