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„Es fehlen mehr beruflich qualifizierte Fachkräfte als Akademiker“

Den hessischen Unternehmen fehlen nach Auswertungen des IHK-Fachkräftemonitors aktuell rund 56.000 Fachkräfte, davon 14.000 akademisch Qualifizierte und 42.000 beruflich Qualifizierte. „Drei Viertel aller Stellen, die aktuell in hessischen Betrieben nicht besetzt werden können, richten sich an beruflich qualifizierte Fachkräfte. Diese Zahlen verdeutlichen sehr eindrücklich, welche Chancen die duale Berufsausbildung Schülern und Absolventen bereithält“, erklärte Karen Hoyndorf, stellvertretende Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main. Eine Prognose der Hessen Agentur im Auftrag des Hessischen Wirtschaftsministeriums zur Ausbildungsnachfrage in Hessen bis 2030 hatte ergeben, dass das Interesse der Jugendlichen, eine duale Berufsausbildung zu absolvieren, rückläufig ist.

„Die duale Berufsausbildung muss unseren Unternehmen die Fachkräfte von morgen sichern“, so Hoyndorf. Der IHK-Fachkräftemonitor, ein Instrument, mit dem die Industrie- und Handelskammern den Arbeitsmarkt in Hessen analysieren, besagt, dass aktuell 92 Prozent der rund 2,1 Mio. Fachkräfte, die in IHK-zugehörigen Unternehmen in Hessen beschäftigt sind, beruflich qualifiziert sind. Lediglich acht Prozent sind akademisch qualifiziert. „Auch zukünftig wird sich der überwiegende Teil des Fachkräftebedarfs an die beruflich qualifizierten Fachkräfte richten“, so Hoyndorf.

Die Studie der Hessen Agentur kommt zu dem Schluss, dass die Nachfrage nach betrieblichen Ausbildungsstellen aufgrund der demografischen Entwicklung weiter zurückgehen wird. Zugleich würden die Jugendlichen immer mehr Abitur und Studium anstreben. „Angesichts der hohen Zahl an unbesetzten Stellen ist es unsere Verpflichtung, zusätzliche Anstrengungen zu unternehmen, um die duale Ausbildung attraktiver zu machen und die Ausbildungsqualität zu sichern“, so Hoyndorf.

Zur Sicherung der Ausbildungsqualität werden verschiedene Instrumente eingesetzt, die sich in der Praxis bewährt haben. So erhält jeder Auszubildende die Kontaktdaten seines Ansprechpartners bei der IHK zu Beginn des Ausbildungsverhältnisses. Ausbildungsberater, die gegenüber den Azubis Fürsorgepflichten haben, führen pro Jahr mehr als 2.000 Betriebsbesuche durch. Hinzu kommen mehr als 10.000 weitere Kontakte per Telefon, E-Mail oder in den sozialen Netzwerken. Zum Anfang eines Berufsschuljahres gehen sie in die Schulklassen und stellen sich als erste Ansprechpartner der Azubis vor. Wenn Konflikte bekannt werden, etwa in Sachen Überstunden, nicht angemessene Vergütung, Verweigerung des Besuchs der Berufsschule oder dauerhaft ausbildungsfremde Tätigkeiten, suchen Berater das Gespräch mit dem Betrieb und erteilen Auflagen, die vom Betrieb zu erbringen sind, um den Mangel abzustellen. Zusammen mit den Gewerkschaften streben die IHKs im Rahmen der „Allianz für Aus- und Weiterbildung“ die Einrichtung eines gemeinsamen Beschwerdemanagements an.

„Durch das frühe Erlernen von Spielregeln in Unternehmen haben die jungen Menschen eine gute Startposition für einen erfolgreichen Berufsweg,“ sagt Dr. Brigitte Scheuerle, Geschäftsführerin Aus- und Weiterbildung der IHK Frankfurt am Main. Im Bereich der IHK Frankfurt am Main werden rund 13.500 Azubis in 110 Ausbildungsberufen ausgebildet. Für potenzielle Azubis ist die Situation denkbar gut: In der Stadt Frankfurt stehen momentan rund 991 Bewerbern 1.005 offene Ausbildungsplätzen gegenüber; im Bezirk der Arbeitsagentur Bad Homburg 751 Bewerbern 920 offene Stellen.

Wichtig für die Attraktivität der Berufsausbildung sind auch zeitgemäß ausgestattete Berufsschulen, die dem Fachkräftenachwuchs die Wertschätzung seiner Leistung zeigt. „Die Qualität der Berufsschulen entscheidet mit über die Qualität und Leistungsfähigkeit späterer Fachkräfte“, sagte Dr. Scheuerle. „Es ist gut, dass die Politik die Bedeutung der Investitionen in die Ausstattung von Berufsschulen allmählich erkennt.“

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