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„Sion – Nikodemus und Joseph von Arimatäa“ von Inga Storck-Schnabel im Kultureller Fulda am Wahlsonntag uraufgeführt

Unruhe im Land – Wahlsonntag – welche Entscheidungen werden gefällt im Geheimen, in den Köpfen und den Herzen der Menschen? Wird das Geschrei, das Gebrüll alles übertönen oder wird die Vernunft und die Barmherzigkeit siegen?

Das Theaterstück „Sion – Nikodemus und Joseph von Arimatäa“ von Inga Storck-Schnabel zeigt auf, wie zwei Pharisäer – zwei hohe Persönlichkeiten des Hohen Rates in Jerusalem – vor über 2.000 Jahren in Würde und Weisheit nach einer Lösung suchten, die über allen Gesetzen stand. Nikodemus (ein Lehrer Israels), gespielt von Prälat Christof Steinert, stand in seiner Persönlichkeit und Klugheit beim Volk hoch im Ansehen. Er ist der Intellektuelle, der nicht so schnell aus der Bahn gerissen werden kann. Erst durch die Berührung, Verwundbarkeit und Zerbrechlichkeit wird er zum wahren Gottessucher. Sein kostbares Gewand hält seine Gesinnung, das heißt alles zu hinterfragen noch lange aufrecht, bis er das Gewand der Verfolgten am Ende anlegt. Die Regisseurin Inga Storck-Schnabel reduzierte die Gestik auf ein Minimum, wodurch die Innerlichkeit des Geschehens umso transparenter wurde.

Bei diesem schmerzerfüllten Prozess alles ablegen zu müssen, half ihm sein Freund der Pharisäer Joseph von Arimatäa (Heiko Stolz), der durch seine Hände Arbeit als Steinmetz Grabplatten herstellte und so täglich mit der Wirklichkeit des Todes konfrontiert wurde. Er zeigt seinem Freund Nikodemus offen seine Verwirrung, seine Ratlosigkeit, im Hohen Rat nichts ausrichten zu können. Joseph von Arimatäa ist ein handelnder, nicht ein diskutierender Mensch. Josephs Ausbruch auf der Bühne ist so gewaltig, dass Nikodemus für Augenblicke seine Haltung verliert. Für ihn gibt es jetzt kein Diskutieren mehr. Beide legen am Ende des Stückes alle vorgefassten Meinungen ab, um den Weg der Verfolgten zu gehen. In dem Augenblick werden sie zu wahren Brüdern.

Die Dialoge dieser beiden Pharisäer, sparsam in der Gestik, ist das Fundament des Stückes. Es wird eingerahmt durch phantasievolle, tänzerische, pantomimische Performances (Petra Kling, Monika Kling und Christine Happ). Diese Bewegungsfreude schenkt dem Stück eine spielerische Leichtigkeit, obwohl die gleiche Thematik angesprochen wird.

Aus einem großen Klang- und Lichtteppich heraus wird der „Sion“, der Ort des Geschehens, durch Flötensolo (Schwester Hildegard Wolters OSB), Harfenspiel (David Flügel), Psalmengesang (Bruder Josef San Torcuato OSB, Dormitio Jerusalem), Lichtregie (Andreas Schnell) und Rezitation (Inga Storck-Schnabel) umworben wie eine „Braut“. Das Publikum ging tief beeindruckt nach Hause.

Mit großer Freude übernahm Rainer Sippel, Vorstand antonius – Netzwerk Mensch die Schirmherrschaft. Die Spenden aus der Aufführung dienen der Unterstützung der Jugend- und Behindertenbegegnungsstätte „Beit Noah“ in Tabgha (Israel).

Eine zweite Aufführung findet am Sonntag, 12. November 2017, um 15:00 Uhr im Kulturkeller Fulda statt.

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