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OloV-Netzwerktreffen fördert Verständnis zwischen den Generationen

Wie funktioniert die Jugend? Welche Sprache spricht sie? Wie lernen wir, sie zu verstehen? Und wie können wir das, was wir verstanden haben, in die Berufs- und Studienorientierung einbringen, damit diese gelingt?

Mit diesen zentralen Fragen haben sich kürzlich über 120 Akteure der Berufs- und Studienorientierung im Rahmen des jährlich stattfindenden OloV-Netzwerktreffens auseinandergesetzt. Die OloV-Steuerungsgruppe der Regionen Stadt und Landkreis Fulda hatte ins Bonifatiushaus eingeladen. Nach der Begrüßung durch die OloV-Regionalkoordinatoren Christiane Herchenhein und Ulrich Nesemann referierte Peter Holnik, Geschäftsführer des Instituts für Medienpädagogik und Kommunikation (MuK), zum Thema „Wo leben die denn? Wie erreichen wir die junge Generation?“.

Holnik nahm die Zuhörerinnen und Zuhörer für knapp eineinhalb Stunden mit auf eine „Welt(en)reise“ – in die analoge und in die digitale Welt sowie in deren Schnittmenge. Die Frage, wie die Jugend (umfasst heute die Altersspanne zwischen zehn und 30 Jahren) funktioniert, wird in Deutschland intensiv erforscht.

„Die Jugend steht unter dem Druck der biografischen Selbstoptimierung. Die analoge und die digitale Welt haben sich vermischt. Die Jugend ist eigentlich nie allein, kann zwischen Realität und Fake nicht mehr unterscheiden und muss angesichts der ständigen Auswahlmöglichkeiten viel mehr Energie aufbringen, um eine Entscheidung treffen zu können. Zudem will sie Teil einer Inszenierung sein und lebt für die Reproduktion des Augenblicks“, so Holnik, der sich bei seinen Ausführungen auf den jüngsten Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung sowie auf aktuelle Studien und persönliche Erfahrungen bezog.

„Wenn ich in der digitalen Welt bin, muss ich mitmachen, sonst existiere ich überhaupt nicht“, verdeutlichte der MuK-Geschäftsführer die Wahrnehmung der Jugendlichen. In der analogen Welt fehle es an Reizen und Krisen, die Weiterentwicklungen fördern würden. „Das Abenteuer und die Emotionen werden im Netz gesucht. Die Unterhaltungsindustrie ist Sinnstifter Nummer 1. Sie plant die Jugend auf dem Reißbrett, bestimmt worüber gesprochen wird, setzt unter Druck und hält gleichzeitig Visionen bereit“, umriss Holnik den virtuellen Orientierungsrahmen der Jugendlichen. In der Schule, die Hauptbegegnungsort junger Menschen sei, würden kaum Visionen vermittelt. Bildung sei stark rational aufgebaut; Medien wirkten zum großen Teil emotional.

Wie kann angesichts dieser Rahmenbedingungen nun die Annäherung von Millenials und Digital Natives an die Generationen Golf und Co gelingen?

Holnik sieht die Möglichkeit in der Begegnung. „Wir haben jahrelang über Technik gesprochen. Wir brauchen jetzt aber einen Austausch darüber, welche Haltung die junge Generation zu dem, was über die Medien vermittelt wird, einnehmen soll. Es gibt Sendungen, die man pädagogisch begleiten muss. Wir brauchen ein Bewusstsein für das Digitale. Wir müssen Fragen stellen, miteinander kommunizieren – und bitte auch mit Humor“, so die Aufforderung des Referenten.

„Wenn Emotionen ganz oben stehen, weil sie sinnstiftend sind, brauchen wir clevere Systeme; also auch eine individuelle und emotionale Ansprache in Bildungszusammenhängen.“ Holnik regte dazu an, der Jugend lösbare Krisen beziehungsweise Abenteuer anzubieten oder zu inszenieren, verdeutlichte aber auch, dass eine „Rezeptpädagogik“ nicht zielführend sei. „Den pauschalen richtigen Weg gibt es nicht“, unterstrich der Referent. „Pädagogik braucht auch Intuition.“

Dass die Organisatoren der Veranstaltung mit dem Thema einen sensiblen Punkt getroffen hatten, zeigte der anschließende Austausch der Akteure. Lehrkräfte verschiedener Schulformen, ArbeitsCoaches, Berufsberater, Personalverantwortliche sowie Fachkräfte im Übergang Schule-Beruf berichteten in Kleingruppen von ihren persönlichen Erfahrungen, Wahrnehmungen und individuellen Lösungsansätzen zur Verständnisförderung zwischen den Generationen.

Zudem wurde das Thema auf sehr unterhaltsame Art durch das Freie Theater Fulda vertieft. Theaterpädagogin Jessica Stukenberg und deren Tochter Mia warfen in dem eigens für das Netzwerktreffen geschriebenen und inszenierten Stück „Bitte lächeln!“ einen kritisch-humoristischen Blick auf die mögliche Zukunft von Bewerbungstrainings von „Smartphone-konditionierten“ Jugendlichen.

Hintergrund: OloV steht für die Optimierung lokaler Vermittlungsarbeit im Übergang Schule und Beruf und war zunächst ein Projekt des Hessischen Pakts für Ausbildung. Inzwischen ist aus OloV eine landesweite Strategie geworden, die auf den vorhandenen regionalen Strukturen aufbaut und Institutionen beziehungsweise Akteure aus Bildung, Wirtschaft und Politik – die alle gleichermaßen für die Gestaltung des Übergangs Schule-Beruf verantwortlich sind – regelmäßig an einen Tisch bringt, um sich zu aktuellen Themen auszutauschen und Projekte voranzutreiben.

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