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Das Erbe Joseph Vonderaus in modernem Gewand

„Das Vonderau-Museum ist weit mehr als nur ein Aufbewahrungsort – es ist vielmehr ein Impulsgeber für die Region, ein lebendiges Museum inmitten der Gesellschaft.“ Mit diesen Worten hat Dr. Sabine Fechter, die Leiterin des Fuldaer Vonderau-Museums, anlässlich der gestrigen Eröffnung der neukonzipierten vor- und frühgeschichtlichen Abteilung das Selbstverständnis des Museums auf den Punkt gebracht. Zugleich erinnerte sie an den Namensgeber des Museums, den Fuldaer Lehrer, Heimatforscher und Archäologen Prof. Joseph Vonderau (1863-1951), dessen vorbildlich dokumentierten Fundstücke nach wie vor das Herz und den Grundstock der archäologischen Sammlung des Museums bildeten.

Zuvor hatte Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld die zahlreichen Gäste der Ausstellungseröffnung in der Kapelle des Vonderau-Museums willkommen geheißen: „Sie alle stellen unter Beweis, wie sehr Ihnen die Geschichte unserer Stadt am Herzen liegt“, sagte der OB mit Blick auf das Publikum, aber auch auf die Ausstellungsmacher um den Stadt- und Kreisarchäologen Dr. Frank Verse sowie auf die engagierten Mitglieder des Archäologischen Arbeitskreises Fulda. Die neukonzipierte Dauerausstellung erlaube „neue Ansichten und neue Einsichten“ in 500.000 Jahre Menschheitsgeschichte, so der Oberbürgermeister.

Dr. Verse erläuterte das Konzept der Neupräsentation und dankte allen Mitstreitern, insbesondere Harald Neuber aus Haunetal, der nach neuesten archäologischen Erkenntnissen das Modell eines keltischen Dorfs an der Milseburg geschaffen hat, sowie der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Steffi Rößner, für die Verse auch einen Blumenstrauß parat hatte.

Anhand einzelner Ausstellungsobjekte demonstrierte der Archäologie dann, was ein einzelner Knochen oder ein einzelnes metallenes Relikt über die Lebenswelt vergangener Zeiten, aber auch über menschliche Schicksale erzählen kann. So etwa ein Oberschenkelknochen, der offenbar nach einem massiven Bruch wieder zusammengewachsen ist: Dieser Mensch war nach der Verletzung wohl schwer beeinträchtigt, hat jedoch trotzdem ein vergleichsweise hohes Lebensalter erreicht – das heißt, er muss von seiner Sippe oder Gruppe gepflegt und mitversorgt worden sein. Oder jener unscheinbare Schlüssel, der an der Milseburg gefunden wurde: Er besagt, dass es schon bei den Kelten soziale Gegensätze gegeben haben muss, die die Wohlhabenderen veranlassten, ihre Besitztümer mit abschließbaren Türen zu sichern.

Die neu präsentierte Schau erlaubt auch den direkten Vergleich unterschiedlicher Bestattungsriten wie Hügelgräber oder Feuerbestattung. Der in geschichtlichen Dimensionen plötzliche Umschwung bei der Bestattungsform, der sich für die Bronzezeit auch in osthessischen Funden belegen ließ, deutet laut Verse auch eine neue Glaubensvorstellung hin, die offenbar rasch Anhänger fand. „Man kann sich mit ein wenig Fantasie vielleicht so etwas wie einen bronzezeitlichen Bonifatius vorstellen, der den neuen Glauben propagierte“, veranschaulichte Verse das Phänomen.
Nach der offiziellen Eröffnung hatte das Publikum die Gelegenheit, die neu gestalteten Räume in Augenschein zu nehmen und wertvolle Stücke wie die keltische Münze von Rasdorf oder die Schwerter vom Habelberg, aber natürlich auch die Funde Vonderaus und dessen Ausgrabungswerkzeug zu bewundern.

Zu sehen ist die neue Abteilung zu den Öffnungszeiten des Vonderau-Museums, dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr (montags geschlossen).

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