Logo

Fair Trade: Warum wird das Thema immer wichtiger und worauf gilt es beim Einkauf zu achten?

Für viele beginnt der Tag vor allem jetzt in den dunklen Wintermonaten mit einer wärmenden Tasse Tee, Kakao oder Kaffee. Zum Frühstück gibt es dann frisches Obst, darunter exotische Leckerbissen wie Bananen, Orangen oder Mangos, bevor es in Jeans und Pullover zur Arbeit geht. Zur Stärkung in der Mittagspause dient ein schmackhaftes Reisgericht, gegen den Hänger am Nachmittag hilft ein Stück Schokolade. Auf dem Weg nach Hause werden noch Blumen für den Esstisch besorgt, bevor der Feierabend dann bei einem Wein mit Freunden eingeläutet wird. Ein ganz normaler Tagesablauf für viele Menschen, doch wie sähe dieser ohne den globalen Handel aus? Ziemlich mager, denn zahlreiche Konsumgüter werden heute von Arbeiterinnen und Arbeitern auf der ganzen Welt hergestellt. Der Handel ist globaler und vernetzter geworden und die Industrienationen profitieren von einem reicheren Angebot an Lebensmitteln.

Das Problem: Die Menschen, die am Anfang der globalen Lieferkette stehen, haben meist nur wenige bis gar keine Vorteile von der globalen Vernetzung. Unsichere, teilweise unwürdige und gefährliche Arbeitsbedingungen, wenige Mitspracherechte, Ausbeutung und schlechte Bezahlung ebenso wie Kinderarbeit stehen an der Tagesordnung, außerdem macht der Klimawandel den Menschen in den Entwicklungs- und Schwellenländern ganz besonders zu schaffen. Von Dürren oder Naturkatastrophen hängt meist die Existenz einer ganzen Familie ab und viele Menschen sind in solchen Notsituationen mehr oder weniger auf sich allein gestellt. Der faire Handel will dieser globalen Ungerechtigkeit entgegenwirken und allen Menschen die Chance auf ein Leben in Würde und Sicherheit ermöglichen.

Was ist Fair Trade?

Das Wort Fair Trade scheint mittlerweile in aller Munde zu sein, doch was genau versteht man eigentlich darunter? Im Jahr 2001 einigten sich vier Dachorganisationen des fairen Handels (FLO, IFAT, NEWS! und EFTA) auf eine gemeinsame Fair Trade Definition. Nach dieser versteht man unter dem fairen Handel eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz, Respekt und Gerechtigkeit setzt. Durch fairen Handel soll eine nachhaltige Entwicklung gefördert werden, außerdem wollen die einzelnen Organisationen über seine Vorteile informieren und so ein Gegenmodell zum konventionellen Handel errichten. Ein weiteres Ziel ist die Vernetzung der Produzenten in ihren Herkunftsländern: Im fairen Handel schließen sich die Bauern zu Genossenschaften zusammen, wodurch sie miteinander kooperieren können und außerdem mehr (politische) Mitspracherechte genießen.

In Deutschland werden Dinge wie ein Mindestlohn, Arbeitssicherheit, eine geregelte Arbeitszeit, das Recht auf (bezahlten) Urlaub und Vorsorgeleistungen mittlerweile (meist) als selbstverständlich angesehen, in vielen Ländern des globalen Südens sieht der Arbeitsalltag aber oft ganz anders aus. Hier müssen die Menschen täglich viele Stunden arbeiten und können ihren Lebensunterhalt trotzdem nicht bestreiten, weswegen ihre Kinder so früh wie möglich ebenfalls Geld verdienen müssen. Die Chance auf Bildung wird ihnen so genommen, wodurch auch der nachfolgenden Generation kaum Möglichkeiten auf ein besseres Leben hat. So entsteht ein Teufelskreis, aus dem man nur schwer entkommen kann. Fair Trade will hier einen Unterschied machen und die Rechte der Menschen in den Produktionsländern stärken, ihnen ein Gesicht geben.

Wodurch zeichnet sich der faire Handel aus?

Kernbestandteil des fairen Handels ist die Zahlung eines Mindestpreises, der unabhängig vom Weltpreis ist. Da mit vielen Produkten an der Börse gehandelt wird, unterliegen ihre Preise gewissen Schwankungen. Der Mindestpreis stellt sicher, dass die Produzenten unabhängig von Kursentwicklungen einen verlässlichen Preis für ihre Produkte erhalten. Oft erhalten sie zusätzlich außerdem eine Fairtrade-Prämie. Mit dieser können die in Genossenschaften organisierten Bauern von ihnen ausgewählte Projekte vor Ort fördern, möglich sind beispielsweise der Bau von Brunnen, die Verbesserung der Infrastruktur, die Förderung der medizinischen Versorgung oder die Investition in Bildungsprogramme. Darüber hinaus verbietet der faire Handel Kinder- und Zwangsarbeit.

Wie erkennt man Fair Trade Produkte?

So weit, so gut. Leider ist es aber noch immer recht schwierig, Fair Trade Produkte zu erkennen und schwarze Schafe zu enttarnen. Es existieren zahlreiche unterschiedliche Siegel und Labels, für die es keinen einheitlichen Standard gibt. Oft hilft hier nur eine ausgiebige Recherche, die über die Produktionsbedingungen und Merkmale der Labels aufklärt. Zu den bekanntesten Siegeln, die anerkannte Standards erfüllen, zählen z. B. das Fairtrade Siegel, das Siegel von GEPA oder El Puente. Im Bereich der Fair Trade Mode wie sie z.B. bei Herstellung von hochwertigen Wellensteyn Jacken und anderen hochpreisigen Luxusmarken, werden meist die Siegel der Fair Wear Foundation, GOTS oder Fairtrade Certified Cotton empfohlen. Fair gehandelte Produkte sind außerdem in Weltläden oder speziell ausgewiesenen Marktständen erhältlich.

Bewusster Konsum ist die Lösung

Doch wie so vieles im Leben hat auch der faire Handel eine Kehrseite: Die Bauern müssen zunächst einen relativ großen Geldbetrag vorstrecken, um eine Erstzertifizierung zu erlangen. Durch bessere Vernetzung und den zugesicherten Mindestpreis wird zwar angestrebt, diese Investition wieder wett zu machen, die langfristigen Erfolge des fairen Handels gelten aber teilweise als umstritten. Die Konsequenz kann hier nur sein: bewusster konsumieren. Kleidung nicht mehr als Wegwerfprodukte betrachten und jeder neuen Kollektion hinterherrennen, beim Einkauf auf regionale Lebensmittel setzen und das eigene Leben nachhaltiger gestalten. Von einer solchen Umstellung können letztlich alle profitieren.

Categories:

Alle Nachrichten